Worte der EZLN Kommandantinnen am 8. März
EZLN vom 08.03.2001 |
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übersetzt von Dana |
Worte der EZLN Kommandantinnen am 8. März − internationaler Tag der Frau
8. März − Internationaler Tag der Frauen
Heute, am 8.März 2001, dem internationalen Tag der aufständischen Frauen, sagen zapatistische Frauen, durch drei ihrer Kommandantinnen, − Mitglieder des Klandestinen Revolutionäre Indigene Komitees und Teil der EZLN Delegation nach Mexiko Stadt − ihr Wort:
Comandanta Esther
"Den Frauen im gesamten Land sagen wir, lasst uns zusammen kämpfen. Wir müssen mehr kämpfen, den als Indigenas sieht man dreifach auf uns herab: als indigene Frauen, als Frauen, und als arme Frauen. Aber Frauen die keine Indigenas sind leiden auch. Deshalb laden wir sie alle ein zu kämpfen, damit wir nicht weiter leiden werden. Es ist nicht wahr dass Frauen nichts wissen, dass sie zu nichts anderem gut sind als im Haus zu sein. Das passiert nicht nur in den indigenen Gemeinden, sondern auch in den Städten.
Als ich ein kleines Mädchen war, war ich hungrig und krank. Obwohl wir uns nicht gut ernähren konnten, sind wir jetzt hier. Wir machen weiter. Ich konnte kein Spanisch sprechen. Ich ging zur Schule, aber ich habe dort nichts gelernt. Aber als ich der Organisation (EZLN) beitrat, lernte ich zu schreiben und Spanisch zu sprechen, das wenige das ich kann. Ich nehme am Kampf teil.
Als ich älter wurde fing ich an zu sehen, dass wir keine angemessene Nahrung hatten, das andere es hatten und wir nicht. Warum nicht wir? Ich sah, dass ich vier oder fünf kleine Brüder und Schwester hatte, die gestorben waren. Das war es als ich es erkannte, warum starben meine kleinen Brüder und Schwester? Ich sah, dass es nötig war zu kämpfen, denn wenn wir nichts tun würden, würden andere Brüder weiter sterben, und ich entschied mich. Und nicht nur ich, es gibt Frauen die sich entschlossen Soldaten zu sein, und diese Frauen haben jetzt den Rang eines Kapitäns, eines Majors oder Leutnants. So sahen wir, dass Frauen auch stark sein können.
Am Anfang musste ich einen Preis für die Wahrheit zahlen. Die Männer verstanden nicht, obwohl ich ihnen immer erklärte, dass es nötig war zu kämpfen, damit wir nicht immer vor Hunger sterben würden. Die Männer mochten die Idee nicht. Ihrer Meinung nach waren Frauen nur dazu gut Kinder zu kriegen und für sie Sorge zu tragen.
Und es gibt auch einige Frauen die diese Idee in ihre Köpfe hatten. Dann mochte ich sie nicht. Einige Männer sagten das sei nicht gut, dass Frauen nicht das Recht hatten teilzunehmen, dass Frauen dumm wären. Einige Compañeras sagten "Ich bin dumm." Ich habe dem immer widersprochen. Ich erklärte ihnen dass es nicht wahr ist; dass wir Frauen sind, aber dass wir auch andere Arbeit tun können. Allmählich fingen die Männer an zu verstehen und die Frauen auch. Deswegen kämpfen jetzt auch Frauen. Deswegen wisst ihr jetzt, dass in unserem Kampf nicht nur die Männer hier kämpfen, wir kämpfen gemeinsam.
Seitdem der Krieg anfing, hat die schlechte Regierung die Armeen geschickt, aber diejenigen die sich dem Problem stellen mussten sind die Frauen. Die Militarisierung war sehr hart, aber die Frauen hatten keine Angst. Sie sind herausgegangen um die Soldaten zu verjagen. Und so haben wir gesehen dass Frauen Kraft haben, nicht mit Waffen, aber mit Stärke und mit Rufe sehen wir, dass wir als Frauen stark sein können.
Die Wahrheit ist, dass wir Widerstand geleistet haben, obwohl es Jahre her ist seitdem der Krieg began. Trotz der Leiden sind wir immer noch hier. Wenn wir nicht Widerstand geleistet hätten, wären wir nicht mehr hier. Obwohl uns viel zugestossen ist, trotz alldem, haben wir uns nicht ergeben. Wir blieben stark.
Als zapatistische Frauen haben wir kleine Fortschritte gemacht. Wir sahen dass wir nichts haben, und wir selbst fragten uns: wer wird uns irgendetwas geben wenn wir nichts tun? Wir müssen selbst arbeiten, einander helfen um das wenige zu haben das wir brauchen. Die Frauen fingen an in Kollektive zu arbeiten, in Bäckereien, Gemüsegärten und andere Dinge.
Vorher nahmen Frauen nicht an Treffen in der Versammlung teil, da ihre Ehemänner das nicht zuliessen. Die Männer verstehen jetzt; Frauen können zu den Treffen gehen, und Männer können daheim bleiben und sich um die Tiere kümmern. Wenn Männer jetzt sehen dass es in der Küche viel Arbeit gibt, helfen sie ihren Frauen oder Compañeras. Das haben sie vorher nicht getan, jetzt tun sie es. Das ist eine Veränderung.
Wir selbst erklären den Jungen und Mädchen, dass es Respekt geben sollte, dass wir gleich sind. Die Mädchen und die Jungen gehen zur Schule. Und nicht nur sie, sondern auch die älteren Frauen, weil sie dort gut lernen. Die Männer gehen auch. Denn wir organisieren uns jetzt selbst, und wir gehen nicht länger in Regierungsschulen, sondern in unser eigenes autonomes Bildungssystem. Dort gehen wir alle hin.
Ich glaube, dass wir die Veränderung die wir wollen erreichen können, denn ich sehe dass sich viele Frauen selbst organisieren. Wir laden sie ebenfalls ein, und auf diese Weise werden wir stärker sein. Wir werden es alle gemeinsam schaffen.
Wir wollen, dass die San Andres Vereinbarungen anerkannt werden. Für uns, als Indigenas sind sie sehr wichtig, denn solange sie nicht anerkannt sind, werden wir weiterhin ignoriert werden. Sie erkennen uns nicht an, sie berücksichtigen uns nicht. Wir wollen dass unsere Art zu sprechen, sich zu kleiden, uns zu organisieren, anerkannt wird. Aber wir werden nicht weiter die schlechten Dinge behalten.
Wir sagen nicht dass Fox jetzt hier ist und Mexiko sich verändert hat. Nein. Veränderung selbst wird nicht von ihnen gemacht. Nur weil die PRI gestürzt wurde heisst das noch nicht, dass es eine Veränderung geben wird, ganz gleich wer gewinnt. Das haben wir bereits gesehen. Es sind die Menschen von Mexiko, die die Veränderung die sie wünschen errichten müssen.
Wir sehen, dass die Fox Regierung die drei Signale um die wir ersucht haben um in ein Dialog zu treten nicht erfüllen will. Dass 7 von 259 Armeepositionen zurückgezogen werden. Dass die zapatistische Gefangene befreit werden. Und dass die San Andre Vereinbarungen anerkannt werden. Sie sagen, er hätte das bereits erfüllt, aber wir sehen dass er das nicht getan hat.
Comandanta Yolanda
"Wir wollen dass das COCOPA Gesetz bewiligt wird, weil es die Frauen beschützt. Es sagt, dass die "Indigene Gemeinden ihre Autoritäten wählen und ihre Formen der internen Regierung mit Autonomie, oder in Einklang mit ihren Bräuchen und Kultur ausüben können, aber immer mit der Garantie der Teilnahme der Frauen, die mit den Männern gleichberechtigt sind." Das bedeutet, dass die Teilnahme der indigenen Frauen Teil der Verfassung sein wird.
Das COCOPA-Gesetz sagt sehr deutlich, dass "die Würde und Sicherheit der Frauen bei der Lösung aller Probleme" respektiert werden müssen. Es ist wahr, dass es Bräuche gibt die nicht gut sind, Trunkenheit zum Beispiel. Das ist keine gute Kultur, noch ist es die erzwungene Eheschliessung. Was wir tun ist darum zu kämpfen um es allmählich zu verändern, damit sie besser wird. Aber in unseren Methoden zu arbeiten, Handwerkserzeugnisse zu schaffen und viele andere Dinge, haben wir eine Kultur, die nicht verloren werden darf. Wir wollen nicht ein abgesondertes Land sein. Wir wollen in dem mexikanischen Gesetz miteinbezogen werden.
Seitdem ich klein war, hatte ich in meiner Gemeinde und meiner Famile ein sehr hartes Leben. Wir hatten kein Mais oder irgendetwas anderes zu essen. Aber ich hatte die Situation nicht verstanden. Sogar ich glaubte es sei so, weil die Alten uns einer erzählt hatten, Leiden existierte weil Gott das so wollte, damit wir uns abfanden. Als ich ein wenig grösser wurde, fand ich die Worte der Organisation. Da erkannte ist, dass es nicht nützlich war sich abzufinden, so zu sterben, in Armut. Und damals entschied ich mich dem Kampf anzuschliessen. Ich begann mit den Gemeinden zu sprechen und andere Frauen zu ermutigen, bis wir ein breiteres Verständnis hatten, dass wir als Frauen, doppelt litten. Das hat uns ziemlich aufgeweckt.
Die Männer strengen sich heute an zu verstehen, was wir als Frauen fordern. Wir fordern Rechte zu haben, und dass die Männer uns Freiheit geben, und dass sie verstehen, dass wir mit ihnen gemeinsam kämpfen müssen. Dass sie lernen unsere Teilnahme hier nicht übelzunehmen, denn vorher sind wir niemals zu den Treffen und den Versammlungen gegangen. Heute gibt es nur wenige von uns die gehen, aber der Pfad öffnet sich nach allen Seiten. Es gibt mehr Freiheit. Die Männer denken nun über unsere Worte nach, und sie verstehen dass wir, als Frauen, ein Platz haben an dem wir alles vorzeigen können was wir fühlen und alles das wir erleiden.
Wir haben seit mehr als 7 Jahre Widerstand geleistet, seit der Kriegserklärung. Das ist sehr schwierig gewesen für uns als Frauen, mit all den Armeetruppen. Zusätzlich hat die Armee das Erscheinen von Paramilitärs verursacht, die sich entlang der Wege verstecken. Wir können jetzt die kleinen Wege nicht mehr benutzen. Sie warten dort, maskiert, und verstecken sich."
Comandanta Susana
"Ich habe viele jahre lang mit Frauen in den Gemeinden von Los Altos gearbeitet. Ich bin Tzotzil. Da ich ungebildet bin, und nicht einmal schreiben kann, ist es sogar noch schwieriger zu versuchen zu sprechen. Aber wir machen Fortschritte in den Gemeinden... Ich sage nicht dass es viel ist, aber es gibt Fortschritte. Als Frauen erleiden wir die Unterdrückung in der Famile, und eine sogar noch grössere darin, dass wir nicht das Recht haben uns über alles das wir erleiden und empfinden zu beschweren. Es bleibt noch immer viel Arbeit zu tun. Ich kann nicht sagen dass wir das jetzt geschafft haben und alles in Ordnung ist. Mehr Compañeras müssen teilnehmen. Wir haben für all diese Jahre unter der Anwesenheit der Armee gelitten. Und die einen die am meisten leiden sind die Frauen, weil wir nicht umhergehen können, wir können nicht hinausgehen weil wir uns vor den Soldaten fürchten. Wir können nicht hinausgehen um unser Feuerholz oder unser Wasser hereinzubringen, weil sie immer auf den Wegen warten. Hinzu kommt, dass sie manchmal Frauen missbrauchen. Wenn wir mit unseren kleinen Sachen den Weg hinaufgehen, halten sie uns immer auf und durchsuchen uns. Sie rauben uns die Zeit, sie bedrohen uns. Sie machen das Leben sehr hart für die Frauen. Wir mögen es nicht sie dortzuhaben. Wir brauchen sie nicht, denn wir können auf uns selbst aufpassen.
Wir kämpfen alle gemeinsam, in ganz Mexiko, nicht nur in Chiapas, nicht nur in diesen Gemeinden. Wir möchten, dass die nationale und internationale Zivilgesellschaft uns hilft. Wir rufen alle auf, denn dass ist das allerwichtigste.
Wir hoffen, dass es eine Lösung geben wird, dass es nicht für alle Zeiten so sein wird. Dass die Armeen zurückgehen werden müssen, zurück zu ihren Barracken.
Wir haben gesehen, dass Fox nur Versprechen macht, er sagt nur seine hübschen Worte, aber er führt sie nicht aus. Es sagt dass er alle Armeetruppen aus den wichtigsten Plätzen abziehen wird, aber er tut es nicht. Die Wahrheit ist, dass wir Fox nicht trauen. Er will nicht ein für alle mal den Dialog haben, er kündigt ihn nur an.
Wir wollen dass die indigenen Rechte respektiert werden, denn unsere Sprache ist die wichtigste Sache. Denn unsere Sprache und unsere regionale Kleidung sehr schön sind. Viele Menschen tragen die Kleidung jetzt nicht mehr, sie sagen, sie wollen sie nicht anziehen, dass sie sich heute schämen sie zu benutzen. Es gibt auch Menschen die sich schämen in unsere eigene Sprache zu sprechen. Ich glaube nicht, dass das richtig ist, denn wir sind Indigenas, und wir werden uns nicht dessen schämen was wir sind, denn alles was wir haben ist unsere Kultur, und sie ist echt.
Es ist nicht wahr, dass wir uns von Mexiko trennen wollen. Was wir wollen, ist dass sie uns als Mexikaner anerkennen − als die Indigenas die wir sind, aber auch als Mexikaner, da wir hier geboren wurden und hier leben.
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