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CAPISE: Aufruf zum Tourismus-Boykott gegen OPDDIC
Angriffe auf Zapatisten
CAPISE vom 28.11.2007 |
übersetzt von Dana |
Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche Forschung A.C. (CAPISE)
San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, 28-11-2007.
Pressebulletin
Angesichts der brutalen Unterdrückung, die gegen die zapatistischen Unterstützungsbasen des Dorfes Bolon Ajaw betrieben wird, ruft das Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche Forschungen A.C. (CAPISE) zu folgenden Aktionen auf.
Seit dem vergangenen September hat die Situation der Einwohner des Dorfes Bolon Ajaw, offizieller Bezirk Tumbalá, autonomer Bezirk Olga Isabel − Region Montaña, einen kritischen Zustand erreicht. Seit diesem Monat meldet die Junta der Guten Regierung (JBG) "Herz des Regenbogens der Hoffnung", Caracol 4, mit Sitz in Morelia, ständige Aggressionen und Drohungen gegen die Dorfbewohner, die zapatistischen Unterstützungsbasen des Dorfes von Bolon Ajaw.
Aufgrund der schwerwiegenden Lage und der ungewöhnlichen Pressedarstellungen der Ereignisse, schickte das Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche Forschungen A.C. (CAPISE), eine Kommission zur Untersuchung und Dokumentation in die betreffende Zone. Das Ergebnis dieser Untersuchung wurde am 15. September 2007 in ein Bericht veröffentlicht mit dem Titel "Informe: Bolon Ajaw" (siehe www.capise.org.mx).
Der Bericht beleuchtete ausführlich die verfälschende Pressedarstellung der Vorfälle gegen die Einwohner von Bolon Ajaw; beschrieb den brutalen Angriff, bei dem drei zapatistische Unterstützungsbasen von 50 Mitgliedern der Organisation für die Verteidigung der Indigenen und Campesinorechte (OPDDIC) aus dem Ejido Agua Azul zusammengeschlagen wurden; der Bericht zitierte und identifizierte ausführlich die vollständigen Namen der Angreifer. Dabei wurde die Intervention der folgenden Regierungsbeamten identifiziert:
1.- Jesús Octavio García Duran
Regierungssekretariat des Bundesstaates Chiapas
Regierungsdelegation
2.- José Hernández Nava (Direktor)
Nationale Kommission für Naturschutzgebiete
Region Südgrenze
3.- Felipe Hernández Moreno
Regierungs-Delegierter von Chilón.
Es wurde denunziert, dass das grundlegende Ziel der Bundes-, Staats- und Bezirksregierung, und der Mitglieder der OPDDIC, in der gewaltsamen Vertreibung aller zapatistischen Familien von Bolon Ajaw.besteht.
Die Betreiber und Nutznießer des touristischen Zentrums der Wasserfälle von Agua Azul sind die Mitglieder der OPDDIC aus dem Ejido Agua Azul, sowie die Staats-, und Bundesbehörden, die versuchen die Familien der zapatistischen Unterstützungsbasen des Dorfes von Bolon Ajaw zu berauben und zu vertreiben.
Bolon Ajaw steht auf befreitem Land und hat eine Fläche von 339 Hektar. Es wurde im Jahre 2001 von zapatistischen Unterstützungsbasen besetzt. Gegenwärtig umfasst es etwa 41 Familien, die insgesamt 200 Einwohner zählen, einschließlich Erwachsene und Kinder.
Die Situation der Anwohner von Bolon Ajaw hat sich in einem Zeitraum von vier Tagen alarmierend verschärft. Die Junta der Guten Regierung des Caracols von Morelia sah sich genötigt zwei dringende Kommuniques zu veröffentlichen, um die schweren Aggressionen zu denunzieren, denen die zapatistischen Unterstützungsbasen des Dorfes Bolon Ajaw ausgesetzt sind, das auf der Anhöhe der Wasserfälle von Agua Azul gelegen ist.
Das Niveau der Aggressionen hat einen kritischen Punkt erreicht. Um dieses Niveau genauer zu spezifizieren, folgen hier einige Auszüge aus den letzten zwei Kommuniques der Junta der Guten Regierung von Morelia:
Denuncia vom 21. November 2007
"1. − Am 13. November 2007, im neuen Bevölkerungszentrum Bolón Ajaw, Region La Montaña, im Gebiet des Autonomen Bezirks Olga Isabel. Als die Compañeros EZLN Unterstützungsbasen auf ihre Felder gingen um kollektiv zu arbeiten, trafen sie auf 4 Personen der OPDDIC, die auf das Feld der Compañeros arbeiteten. Als sie diesen 4 Personen sagten, dass sie sich entfernen sollten, weil dieses Feld den Compañeros gehörte, erschienen insgesamt 11 weitere Personen von der OPDDIC, von denen 4 Personen Schusswaffen trugen: eine Pistole Kaliber 38, zwei Pistolen Kaliber 22 und ein Gewehr Kaliber 22. Sie feuerten Schüsse in die Luft und erschreckten die Compañeros mit Drohungen, indem sie ihnen sagten, dass sie viele wären, dass sie die stärkste Organisation wären und gute Waffen hätten, und dass wenn die Compañeros den Ort nicht verlassen würden, man sie in Stücke reißen und in den Rio Azul werfen würde.
Die Compañeros Unterstützungsbasen beachteten die Bedrohungen nicht und machten sich wieder daran ihren Mais einzupflanzen. Als die OPDDIC Leute sahen, dass die Compañeros weiterarbeiteten, fingen sie an ihre Knüppeln zu schwenken und wollten einem Compañero auf den Kopf schlagen. Daraufhin gingen die Compañeros auseinander um nicht auf die Provokation einzugehen und kehrten in ihre Häuser zurück. Unterwegs wurden sie von anderen Personen von der OPDDIC, die betrunken waren, verfolgt und aufgehalten."
"2.- am 16. November 2007, gegen 17:00 Abends, auf dem Straßenabschnitt zwischen Ocosingo und Palenque, an der Kreuzung Agua Azul, hielt vor einem kollektiven Laden der Compañeros zapatistischen Unterstützungsbasen der Region San José, die ebenfalls zum Autonomen Bezirk Olga Isabel gehört, ein Auto Marke Urvan der Gesellschaft Las Brisas an. Ein unidentifizierter Mitfahrer übergab einen (anonymen) Zettel einer Person namens Juan García López, der sich dort aufhielt und zur OPDDIC Organisation gehört, um ihn an den Ladenwirt des kollektiven Ladens weiterzureichen. Der Inhalt des Briefes lautete wörtlich:
16 November 2007,
In guter Freundschaft und als Brüdern, Rate ich den EZLN Unterstützungsbasen in Bolón Ajaw so schnell wie möglich von hier zu Verschwinden, Weil die Armee morgen oder heute Nacht einmarschieren wird. Glaubt mir, meine Freunde.
Für Die Region Von El Mango."
"3. − Am 17. November traf eine Kommission der OPDDIC von fünf Personen in Bolón Ajaw ein: Salomón Moreno Estrada, Jerónimo Urbina López, Manuel Hernández López und José Alberto Gabina López, angeführt von José Hernández Nava, vermeintlicher Leiter der Landeskommission für Geschützte Gebiete (CNAP). Diese vermeintliche Kommission sollte angeblich untersuchen was hier passiert war, da es Gerüchte gab, dass die Compañeros Unterstützungsbasen Bolón Ajaw verlasen hätten. José Hernández Nava fragte: "Wir haben Gerüchte darüber gehört, dass sie den Ort verlassen haben, weil die Armee einmarschieren sollte, stimmt das?" Die Compañeros waren zwar nicht alle zugegen, aber die, die es waren, antworteten ihm, dass es nicht stimmte, und sagten ihm dass wir nicht von hier weggehen werden, auch wenn die Armee kommt. José Hernández Nava fragte wieder: "Was für ein Problem hat es gestern gegeben?" Daraufhin fragten die Compañeros ihn zurück, woher er diese Information habe. Er antwortete: "Ich habe nur darüber gehört, ich kann die Frage nicht beantworten". Daraufhin wurden alle Compañeros zusammengerufen. Als José Hernández sah, dass alle Compañeros sich versammelten sagte er: "Es ist nicht nötig sich alle zu versammeln, ich kann schon sehen, dass es nicht stimmt. Diese Information ist für mich völlig ausreichend". Dann brach er wieder auf, ohne noch länger warten zu wollen."
"4.- Am 20. November 2007, um 7:00 Uhr Morgens, gingen die Compañeros wieder auf die Felder um zu arbeiten, und trafen wieder auf die OPDDIC Leute an, die die Compañeros wieder stören wollten. 38 Compañeros waren zugegen, und nach und nach versammelten sich die OPDDIC Leute mit Knüppeln, Macheten und Schusswaffen. Insgesamt kamen 19 OPDDIC Leute zusammen, 8 Personen trugen Pistolen Kaliber 22, 5 Personen Pistolen Kaliber 38 und 3 Schrottflinten. Sie hatten auch ein Funkgerät und ein Fotoapparat dabei. Unsere Compañeros wurden erneut mit dem Tode bedroht und bei ihrer Arbeit gestört."
Denuncia vom 25. November 2007
"1. Am 24. November 2007, gegen 11 Uhr Morgens, verschaffte sich eine Gruppe von 80 Personen, die zur Organisation OPDDIC gehören, gewaltsam Eintritt in das neue Bevölkerungszentrum Bolón Ajaw, Region la Montaña des Autonomen Bezirks in Rebellion Olga Isabel. Sie führten Schusswaffen, Macheten und Knüppel mit sich; 20 Personen trugen Pistolen Kaliber 22 und 38, 6 weitere trugen Flinten, und die übrigen waren mit Knüppeln und Macheten bewaffnet. Am Ort trafen sie lediglich Frauen und Kinder an, sowie einen Compañero Gersundheitspromotor namens Manuel Hernandéz. Es waren keine weiteren Compañeros bis auf ihn zugegen, weil sie alle auf den Feldern arbeiten waren. Compañero Manuel Hernández wurde ergriffen und brutal mit Knüppeln am ganzen Körper geschlagen bis er bewusstlos wurde. Sie sagten zu ihm, dass er mit seiner Gruppe den Ort sofort verlassen sollte wenn sie nicht sterben wollten. Nach diesem niederträchtigen brutalen Gewaltakt, verließen sie den Ort wieder."
"2. Am gleichen Tag, den 24. November 2007, gegen 20:00 Uhr Abends, im Ejido Agua Azul des offiziellen Bezirks Tumbalá, verließ der Junge Miguel Pérez Álvaro, 8 Jahre alt, Sohn eines Compañeros EZLN Unterstützungsbasis, das Haus um in 40 Metern Entfernung wo das Licht gut war Wasser zu holen. Dabei wurde er von vier Personen von der OPDDIC überrascht (die auch an den Angriffen in Bolon Ajaw beteiligt gewesen waren), namens Florentino Silvano Pérez, Alejandro Gómez Hernández, Marcos López Silvano und Miguel Hernández López. Sie ergriffen das Kind und verdrehten ihm beide Handgelenke, bis er laut vor Schmerz aufschrie. Als das Kind vor Schmerz schrie ließen sie ihn frei und liefen davon."
Die völlige Straflosigkeit mit der die Mitglieder der OPDDIC operieren, und das Einvernehmen, das sie mit Señor José Hernández Nava haben, der Leiter der Nationalen Kommission für Naturschutzgebiete, Region Südgrenze, sowie das Einvernehmen, das sie mit dem Posten der Öffentlichen Sicherheit haben, das an der Autobahnausfahrt zu den Wasserfällen von Agua Azul postiert ist, sind unverhohlen.
In einigen Zonen des indigenen Gebiets von Chiapas, erreicht der systematische Einsatz der Aufstandsbekämpfung, die gegen die zapatistischen Gemeinden implementiert wird, mittlerweile extreme Ausmaße, wie im Fall des Dorfes von Bolon Ajaw, wo der Vorsatz der gewaltsamen Vertreibung die Anspannung bis aufs äußerste getrieben hat.
Aus diesem Grund und unter der vollen Nutzung unserer Rechte, hat dieses Zentrum beschlossen die folgenden Aktionen zu ergreifen:
1.- Ab heute, Mittwoch, 28. November 2007, ist eine Sonderbeobachtungsbrigade Land und Territorium (BEOTT) nach Bolon Ajaw aufgebrochen. Diese Sonderbrigade besteht aus 12 Personen und wird bei den Einwohnern von Bolon Ajaw bleiben, um sie zu begleiten und die Vorfälle zu dokumentieren, die in gegen diese Familien betrieben werden.
2.- Sollte irgendein Mitglied der Sonderbrigade oder der Einwohner des Dorfes Bolon Ajaw von OPDDIC Mitgliedern angegriffen werden, wird das Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche Forschung A.C. (CAPISE) in erster Linie eine Klage einreichen und Strafanzeige erstatten gegen:
a) Die Generalleitung (Präsident, Sekretär, Aufsichts-Kommission) der Organisation für die Verteidigung der Indigenen und Campesino Rechte A. C. (OPDDIC);
b) Die OPDDIC Mitglieder, die direkt an den Angriffen beteiligt waren, ob aus dem Ejido Agua Azul oder irgendeinen anderen.
c) José Hernández Nava, Direktor der Nationalen Kommission für Naturschutzgebiete, Region Südgrenze, als Mitverantwortlichen.
d) Alle weiteren Verantwortlichen.
3.- Dieses Zentrum ruft alle Organisationen und Personen aus Mexiko und anderen Ländern auf, öffentlich gegen die Repression zu protestieren, der die zapatistischen indigenen Gemeinden ausgesetzt sind.
4. − Im Rahmen der Weltweiten Kampagne zur Verteidigung von Land und Territorium, ruft dieses Zentrum dazu auf eine Kampagne ins Leben zu rufen, die aufruft zum: "Touristisches Boykott der Wasserfälle von Agua Azul, bis zur Einstellung der Aggressionen, Feindseligkeiten und Räumungsdrohungen gegen die Zapatistischen Unterstützungsbasen des Dorfes Bolon Ajaw!"
Das Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche Forschung A.C. (CAPISE)
Quelle: | |||
https://www.chiapas.eu/nolink.phpdisplay.php3?article_id=152611 | |||
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