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Aktuelle Ereignisse in den zapatistische Gemeinden

Indymedia vom 13.02.2008
s@ra

  Aktuelle Zusammenstellung über einige Ereignisse der letzten Zeit in den zapatistische Gemeinden. Dieser Artikel soll verdeutlichen, dass die aktuelle Situation in Chiapas alles andere als ruhig ist und internationale Solidarität nötig ist.

Aktuelle Situation in Chiapas

In letzter Zeit musste mensch immer wieder feststellen, dass das Bild, welches über die aktuelle Situation in Chiapas existiert, oft nicht der Realität entspricht. Bei Gesprächen mit TouristInnen und FreundInnen in Mexiko wurde mensch des öfteren mit der Einschätzung konfrontiert, dass die Lage in Chiapas ruhig sei, bis hin zu "Was, die Zapatisten gibt es noch"? Nein, die Lage in Chiapas ist nicht ruhig, und ja, die ZapatistInnen gibt es noch... Da Informationen zur Zeit oft nur spärlich durchsickern, oder über Verteiler laufen, hier der Versuch ein par detailliertere Informieren der letzten Monate an eine breitere Öffentlichkeit weiter zu geben.

Eine kleine Chronik aktueller Ereignisse: Seit September kommt es im Dorf Bolon Ajaw zu brutalen Übergriffen und Bedrohungen seitens der paramilitärischen Organisation OPDDIC und Polizei. Mitglieder der OPDDIC feuerten in der Nähe des Dorfes Schüsse aus einer scharfen Waffe ab, in die Luft und direkt auf einen Compa. Sie bedrohten ZapatIstinnen verbal sowie auch schriftlich mit dem Tod, Vergewaltigung und Folter: "Wir werden sie töten"; "Wir haben keine Ehefrauen, wir werden uns ihre Frauen und Töchter greifen, sie vergewaltigen und sie zu unsere Frauen machen"; "Wir werden uns ihre Kinder greifen und Hackfleisch aus ihnen machen"; "Wir werden ihm die Zunge herausschneiden". "Haut lieber von diesem Land ab"...dies sind nur einige der Einschüchterungen.

Ziel des Ganzen ist es, die ZapatistInnen aus der Region zu vertreiben. So schlugen sie einen kranken Dorfbewohner bis zur Bewusstlosigkeit zusammen und verdrehten einem Kind den Arm bis es schrie. Sie drangen auf ihre Felder ein und bedrohten die Campesinos, was dazu führt, dass die Compas nicht ihren überlebensnotwendigen Arbeiten auf dem Feld nachkommen können, ohne Angst zu haben, dass ihnen oder ihrer Familie, die zu Hause ist, was passiert.

Nicht wirklich überraschend äußerten sich öffentliche Stellen wie die Bundes-, Staats und Bezirksbehörden in einem Interview mit CAPISE (Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche Forschungen. Nicht etwa gegen die paramilitärischen Übergriffe soll vorgegnagen werden (obwohl die Namen der Angreifer bekannt sind), sondern ihr Interesse liegt in der "Umsiedlung" der zapatistischen Unterstützungsbasen.

Zu weiteren besorgniserregenden Angriffen kam es in der Gemeinde Betel Yochip. Am 29. Dezember wurde auf den Compañero Pablo Silvano Jiménez, 41 Jahre alt, geschossen. Der erste Schuss wurde von einem Mitglied der OPDDIC abgegeben. Als Silvano Jimenez dann anfing um sein Leben zu rennen, feuerten die nächsten Schüsse die daneben stehenden Polizisten ab. Er wurde ins rechte Bein getroffen und konnte noch 150 Meter weiter laufen bevor er zusammenbrach. Durch seine Rufe: "Sie bringen mich um", konnte er sich wohl retten. Als Polizei und der Anhänger der OPDDIC merkten, dass ein anderer Compa zu Hilfe kam ließen sie von ihm ab und verschwanden. Silvano Jimenez wird schon seit 1994 mit dem Tode bedroht. Auch vor Angriffen auf seinen Sohn schreckten sie nicht zurück. So entführten sie ihn und hangen ihn auf. In letzter Sekunde konnte der Bruder ihn befreien.

Am 01. Februar diesen Jahres wurden zwei Compañeros, Eliseo Silvano Jimenez und sein Sohn Eliseo Silvano Espinosa, der gleichen Gemeinde festgenommen. Sie waren gerade mit dem Motorrad unterwegs um an der Unterkunft für die Campamentistas zu arbeiten, als ein roter Wagen ohne Nummernschild hielt in Begleitung zweier Polizeiautos. Aus dem roten Wagen stiegen sechs schwer bewaffnete Polizisten in ziviler Kleidung. Während dem Vater Handschellen angelegt wurden, holte ein anderer Polizist seine Waffe raus, und unter Gelächter wurde auf die beide geschossen. Eine Kugel traf den Fuß des Vaters. Beim Schießen rief ein Polizist: "Wollen wir sie jetzt töten"? Ein anderer Polizist schrie: "Nein, besser wir nehmen sie mit, und bringen sie an einem anderen Ort um". Als der Polizist dann noch mal auf den schon angeschossenen Fuß des Vaters schießen wollte, griff der Sohn beherzt ein, und ergriff die Hand in der die Pistole war, und sagte ihm, dass er nicht schießen solle. Daraufhin schlugen sie den Sohn am Körper und Kopf und brachten ihn in den Wagen. Die Arme auf dem Rücken und mit Handschellen gefesselt wurden beide weiter misshandelt. Während einige Polizisten auf die Körper einschlugen drückten andere ihnen ihre Stiefel ins Gesicht. Im Gefängnis angekommen ging die Folter weiter. Eliseo Silvano Espinosa wurde so lange gewürgt bis seine Arme und Beine anfingen zu zittern, dann ließen die Polizisten von ihm ab und begannen zu lachen. Beide bekamen dann noch Tränengas in die Augen gesprüht und direkt danach wurde ihnen jeweils eine weiße Plastiktüte über den Kopf gezogen. Darüber bekamen Vater und Sohn noch eine rote Plastiktüte gezogen und sie drückten zu. Sie waren dem Ersticken nahe. Noch gefesselt mit Handschellen bekamen sie zusätzlich Schläge auf die Brust, Rippen, Magen und in den Unterleib. Des Weiteren musste der Vater ein Gewehr in die Hand nehmen, und der Sohn eine Pistole. So wurden sie dann abfotografiert. Nach den Folterungen wurde der Sohn ins Gefängnis von Playas de Catazaja überführt und der Vater wurde in das Krankenhaus General de Palenque gebracht. Die rechte Hand und der rechte Arm des Vaters sind angeschwollen, außerdem ist der Arm gebrochen. Er hat Prellungen am Kopf und Brust, und am Rücken eine ca. 10-15 Zentimeter große Brandwunde, verursacht von einer kochenden Flüssigkeit. Trotz seines schlechten Zustands wurde er am nächsten Tag ins Gefängnis verlegt. Vor wenigen Tagen wurden die beiden Compañeros getrennt von einander freigelassen. Beide wiesen Spuren von Folter am ganzen Körper auf. Ein medzinisches Gutachten kam zu dem Schluss, dass beide während ihrer Gefangenschaft unzureichend medizinisch versorgt wurden. Auch die weiter juristische Arbeit wird massiv behindert. Auf Anfragen über die entsprechende Strafakte, die der Verteidigung niemals zur Kenntnis gebracht wurde, reagierte das Personal der Strafanstalt von Playas de Catazaja despotisch und verwies an den Pflichtverteidiger. Dieser behauptete, er sei keineswegs verpflichtet gewesen dritte über diese Strafakte zu informieren, da sie der Bundesstaatsanwaltschaft unterliegen würde. Ein toter Companero ist des Weiteren aus der Gemeinde Santa Rosalia (Comitan) zu beklagen. Hernandez Pomez wurde von einem Auto angefahren und tödlich verletzt. Die Junta del Buen Gobierno erkennt ganz klar vorsätzliche Tötung und keinen Unfall. Die Gemeinde in der Herr Gomez lebte ist gespalten, was bedeutet, dass dort ZapatIstInnen zusammen mit anderen politisch gerichteten Menschen leben, was zu Konflikten führt. Innerhalb dieser Gemeinde kam es aufgrund von übermäßiger Holzfällung dazu. Die Holzfällung wurde nicht von den Zapatistinnen ausgeführt, sie wurden dafür aber denunziert und verfolgt. Als die Bundesstaatsanwaltschaft für Umweltschutz sich Zutritt in die Gemeinde verschaffen wollte wurden sie von den Companer@s aufgehalten. Ihnen wurde ein Funkgerät, Ladegerät und ein Mobiltelefon abgenommen. Diese Gegenstände wurden damals von dem Verstorbenen persönlich an Wilmar Pérez, den Regierungsdelegierten von Comitán zurück übergeben.

Diese aufgelisteten Übergriffe sind nur einige von vielen. Wichtig ist es jetzt uns zu fragen, warum das passiert. Was sind die Gründe dafür, dass z.B. paramilitärische Gruppen finanziert und mit Waffen ausgerüstet werden? Die Antwort ist in der kapitalistischen Staatslogik zu finden. Mit dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) hat sich die Lage nur noch weiter zugespitzt. Und am 01.Januar 2008 sind auch die letzten Handelsbeschränkungen gefallen. Nun können Produkte wie Mais, Bohnen, Milchpulver und Zucker können frei eingeführt werden. Damit werden Billigimporte die Märkte überschwemmen. Aber gerade diese Produkte sind überlebenswichtig für die (arme) Bevölkerung. Die ZapatistInnen stellen sich dagegen und führen einen antikapitalistischen Kampf. Mit ihren autonomen Gemeinden und der Junta del Buen Gobierno haben sie es geschafft andere Strukturen aufzubauen. In ihrem autonomen Schulsystem geht es nicht darum, soviel wie möglich "input" zu verschaffen um das bestmöglichste Humankapital zu erwirtschaften. Es wird gelernt was zum Leben wichtig ist, und nicht nur die grundlegenden Fächer, sondern auch ein Verständnis von Solidarität und Respekt anderen Lebensformen und Denkweisen gegenüber. Diese Strukturen passen natürlich nicht in das kapitalistische System und sollen deshalb aus dem Weg geräumt werden. Wer nicht verwertbar ist und im schlimmsten Fall noch Widerstand leistet hat de facto kein Recht auf seine/ihre Existenz. Da nützen die Menschenrechte auch nichts, welche in meinen Augen sowieso nur eine Farce sind. JurastudentInnen lernen schon im ersten Semester, dass Gesetze eine Sache von Interpretationen sind. Außerdem ist es nicht möglich innerhalb dieses Systems einen Weg zu einem freien und menschenwürdigen Leben zu finden. CAPISE wird im April eine Rundreise durch Europa antreten, um über die Situation in Chiapas zu informieren. Ich hoffe, dass damit mehr Menschen aufwachen und sich solidarisch erklären werden. Subcomandante Marcos hat in einem systemkritischen Colloquium im Dezember vergangenen Jahres angemerkt, dass es zwar schon immer zu Übergriffen auf zapatistische Gemeinden kam, es aber noch nie so wenig nationale wie internationale Resonanz darauf gab.

Vergesst den antikapitalistischen Kampf nicht, der hier stattfindet!!! Angegriffen werden Andere, gemeint sind wir alle.

Quellen:
chiapas.eu
chiapas.ch
chiapas.indymedia.org

 Quelle:  
  http://de.indymedia.org/2008/02/207904.shtml 
 

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