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Zapatisten ein Hindernis für Privatinvestitionen in Chiapas

La Jornada vom 24.02.2008
Herrmann Bellinghausen
übersetzt von Dana

 

Privatinvestition in Chiapas auf dem Vormarsch zum Nachteil der Dorfbewohner
Auftrag für Straßenbau an spanische Firma mit Verbindungen zu Mouriño vergeben
Bundesregierung startet aggressives Landenteignungsprozess in der Lacandona
Autobahn und Ausbau des Tourismus an den Wasserfällen von Agua Azul, in Tumbalá und Chilón geplant

San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 23. Februar. Entgegen den Versicherungen der Regierung, dass Ruhe und Frieden herrsche, wirkt Chiapas eher wie ein Minenfeld. Immer deutlicher wird ersichtlich, dass die täglichen politischen Konflikte mit dem Vormarsch der Privatinvestitionen im Zusammenhang stehen, mit der radikalen "Landschaftsverschönerung" (von Ostuacán nach Palenque), die zum Nachteil der einheimischen Indigenas und Campesinos vorgenommen wird, mit der Enteignung von Ejido- und Gemeindeland, mit dem fieberhaften Straßenbau (Tankstellen inklusive).

All dies in einem Gebiet, dass im großen Umfang militarisiert ist, in dem inoffiziell regierungsfreundliche, bewaffnete Gruppen operieren (die von vielen als paramilitärische Gruppen bezeichnet werden), und wo die Landwirtschaftsbehörden oftmals künstliche Konflikte zwischen den Gemeinden schüren. Die Regierungsprogramme fließen massiv, in einen scheinbaren Wettlauf gegen die Zeit, unter dem Titel "Index der Menschlichen Entwicklung (Human Development Index)" [*]. Sie dienen aber auch als Werkzeug, um Loyalitäten zu gewinnen oder zu sichern. Kaum jemand kann behaupten, dass dies etwas Neues sei.
[*] Human Development Index: http://de.wikipedia.org/wiki/Human_Development_Index

In Dutzenden Gemeinden und Ejidos der Selva Lacandona, die innerhalb von oder nahe den Montes Azules gelegen sind, wurde Alarm geschlagen. Die Bundesregierung hat einen aggressiven Enteignungsprozess von Ejido-Land, öffentlichem Gelände und ausgedehnten Gebieten der Lakandonengemeinde gestartet, zugunsten des Sekretariats für Umwelt und Naturressourcen (SEMARNAT), und setzt dabei das nationale Verteidigungsministerium als Rammbock ein.

Ökotourismus ja, Indigenas nein

Die Ankündigung des Bauvorhabens einer Autobahn San Cristóbal de las Casas nach Palenque, die durch das traditionelle Territorium der Tzeltal Indigenas führen soll, mit besonderem Interesse für das Flussgebiet der Wasserfälle von Agua Azul in Tumbalá und Chilón, impliziert die "Explosion" des Fremdenverkehrs, dessen anderer Schwerpunkt in der begehrten Selva Lacandona liegen wird. Durch Öffentlichkeitskampagnen, lokale Fernsehsendungen, Diskurse und Zeitungsartikel, wird die Idee gefördert, dass der Ökotourismus die "beste" Art sei, um die Umwelt zu schützen, wobei die Indigenas stören, oder eine "Umweltbedrohung" darstellen. Viel besser würde es ihnen als Bootsführer oder Gepäckaufseher ergehen, so glaubt man.

Abgesehen davon wird der neue Straßenabschnitt Anschluss zur Autobahn haben müssen, die nach Arriaga führt, sowie zur Küste, zur Hauptstadt des Bundesstaates, und von dort nach Los Altos. Der Auftrag für diese Bauarbeiten ist neulich dem Konsortium México-España zugesprochen worden, eine Scheinfirma, die mit spanischem Kapital betrieben wird, und mit der Familie des Regierungsministers Juan Camilo Mouriño, und seiner Tankstellenkette Grupo Energético del Sureste in Verbindung steht.

Obgleich weder beim Kommunikations- und Verkehrsamt, noch bei der Bundesbehörde für Mautpflichtige Autobahnen und Brücken (CAPUFE) ein Eintrag darüber zu finden ist, treibt diese Firma seit dem letzten November bereits den Bau von mindestens zwei Abschnitten dieser Autobahn voran. Darauf ist die plötzliche Erhöhung der Autobahngebühr zurückzuführen, das Verschwinden von Abschleppwagen und der Straßenschutzdienste, die Einstellung der Instandhaltungsarbeiten, und sogar die Aussetzung der Entschädigungszahlungen an die betroffenen Gemeinden, wie von der La Jornada (Ángeles Mariscal) sowie von der journalistischen Webseite Tinta Fresca, aus Tuxtla Gutiérez dokumentiert wurde.

Zapatisten sind ein Hindernis

Der Vormarsch der Firmen der Mouriño-Familie macht sich bereits an so unwahrscheinlichen Orten bemerkbar wie Oxchuc, wo die lokalen PRIistischen Kaziken schon seit langem eine Zulassung für eine hiesige Tankstelle beantragt haben, an der Straße nach Ocosingo. Die Zulassung wurde schließlich erteilt, aber nicht an sie, sondern an die spanisch-mexikanische Firma, die scheinbar auch die Tankstellen betreiben wird, die entlang der künftigen Autobahn San Cristóbal - Agua Azul - Palenque installiert werden sollen, als auch im Straßenabschnitt Comitán - Montebello - Palenque. Das heißt, in der gesamten Selva Lacandona.

Hotels, Restaurants, Geschäfte und private Dienstleistungen werden folgen. In diesen Kontext stellen die Gemeinden und insbesondere die Zapatisten, sowohl in Agua Azul als auch in den Montes Azules, ein Hindernis dar.

Ein Krisenzentrum anderer Art macht sich in Zinacantán bemerkbar, wo die Vertreibungsdrohungen gegen die zapatistischen Unterstützungsbasen immer lauter werden. Ebenso in Chenalhó, wo eine neue Streitlust der "Cardenistas" (PRI-Anhänger), ganz Polhó, Majomut und Acteal zu destabilisieren droht, und die nie wirklich verschwundene Gefahr der Paramilitärs zum neuen Leben erweckt: gewaltsames Eindringen auf Grundstücke, nächtliche Schüsse in die Luft, Gewaltandrohungen gegen Indigenas in Widerstand. Und eine starke "soziale" Investition, kosmetisch aber invasiv.

 Quelle:  
  https://www.jornada.com.mx/2008/02/24/index.php?section=politica&article=010n1pol 
 

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