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Die Situation in der Region um Montes Azules in Chiapas spitzt sich zu

News vom 01.09.2002

  Nach längerer Zeit eines angespannten Gleichgewichts zwischen den verschiedenen Gruppierungen, ist es im letzten Monat zu mehreren gewalttaetigen Übergriffen auf Zapatisten und ihre Dörfer gekommen. Am Sonntag den 25.8 wurden in der Gemeinde Amaytik Lorenzo Martinez Espinosa und Jacinto Hernandez Gutierrez durch Priisten der gleichen Gemeinde ermordert. Am 26.8 wurde Antonio Mejia im Municipio Olga Isabel von einer priistischen Bande,ŒLos Aguilares‚ erschossen. Das sind die zwei letzten und blutigsten Beispiele in einer Reihe von verschiedenen Provokationen und Gewalttaten gegen Zapatisten.

Nicht in allen Fällen ist klar von wem die Agressionen ausgegangen sind, aber z.T. sind die Namen der Täter und ihre Zugehörigkeit zu paramilitaerischen Gruppen bekannt. Es ist in den Orten auch bekannt, dass diese Gruppen in vielen Fällen ihre Waffen vom Militär beziehen und von den lokalen Autoritäten häufig gedeckt werden. In anderen Fällen sind Organisationen, die sich ?sociedad civil" nennen, in die Vorfälle verwickelt. So z.B. die Organisation OPDIC (Organizacion Para la Defensa Indigena y Campesina Organisation für die Indigena- und Bauern-Verteidigung), die sich 1995 gegründet hat, um -platt gesagt- die Zapatisten fertig zu machen. Schon vor Wochen, noch bevor die Gewalt zunahm und es zapatistische Tote gab, tauchten in mexikanischen Zeitungen verschiedene Artikel auf, die eine Verstärkung des Militärs in Chiapas fordeten. So betonte z.B. Pedro Chulin, ein lokaler priistischer Abgeordneter im chiapanekischen Parlament und zuständig für ?Indigena"-Fragen, die Wichtigkeit der Wiederherstellung der Regierbarkeit in Chiapas. Jetzt wurde er zusammen mit OPDIC Leuten in seiner Heimatgegend in der Nähe von Montes Azules erkannt, als sie ein zapatistisches Dorf mit Gewehren und Macheten überfielen und einschüchterten.

In der Presse werden diese Übergriffe z. T. als Folgen von tragischen Familien- oder Landstreitigkeiten und als Einzelfälle dargestellt. Ein größerer politischer Kontext wird von offizieller Seite bestritten. In keinem Fall kam es bisher zu Verhaftungen. Die Militarisirung der Region hat stark zugenommen.

Hintergründe Im Dezember 2001 wurden von der Pofepa (Procuraduria Federal de Proteccion al Medioambiente = Ministerium für Umweltschutz) 9 Gebiete in Mexiko als "Zonen hoher Unregierbarkeit" bezeichnet. In diesen Zonen sollte, laut Pressemitteilung, mit höchster Priorität Ordnung und staatliches Recht hergestellt werden, um Investoren die nötige ?Stabilität‚zu bieten. Als eine der wichtigsten Regionen wurde dabei die Region Montes Azules in Chiapas bezeichnet, in dessen Umgebung jetzt die Angriffe auf die zapatistischen Dörfer stattfanden.

Warum so viel Interesse an dieser Gegend? Montes Azules und die umliegenden Regionen zeichnen sich durch eine sehr hohe Artenvielfalt aus, durch viele Wälder und Berge. Sie sind Teil des Projektes Biologischer Korridor Mesoamerikas, das schon 1996 von den Regierungschefs Mittelamerikas und Mexikos gegründet wurde und mittlerweile in den Plan Puebla Panama integriert wurde. Der Plan Puebla Panama ist ein Entwicklungsprojekt, zur Erschließung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und der billigen Arbeitskräfte im Süden Mexikos und in Mittelamerika. Die wichtigsten Drahtzieher dieses Megaprojektes sind die USA und die Weltbank, die große Summen für die Infrastruktur zur Verfügung stellen und die sich, mit der von ihnen vorangetriebenen Privatisierung der zentralen Bereiche wie Wasser, Strom und Kommunikationsmedien die Kontrolle über Mittelamerika und Mexiko, sichern wollen. Der Plan Puebla Panama muß auch im Zusammenhang mit der geplanten Freihandelszone für ganz Amerika (ALCA) gesehen werden, die die USA bis 2005 abgeschlossen haben will. Der Biologische Korridor besteht aus mehreren Naturschutzgebieten, einem fast durchgängigen biologischen Korridor von Mexiko bis Panama, der nachhaltig genutzt werden soll. Die Erfahrungen aus der Praxis in den schon bestehenden Naturschutzgebieten haben gezeigt, dass nachhaltige Nutzung nicht die biologische Artenvielfalt schützt, sondern allein nach kommerziellen Kriterien betrieben wird. Montes Azules gilt als das Herz der genetischen Schatzkammer Selva Maya, die sich bis weit nach Guatemala erstreckt. Die Kontrolle über die noch vorhandenen genetischen Ressourcen ist in Zeiten der Biotechnologie und der Klimaveränderung von unschätzbarem strategischem Wert.

Genauso wichtig sind wahrscheinlich die großen Wasservorkommen, die sich genau dort befinden, wo die Angriffe auf Zapatisten verübt wurden. Mehr als 65% des mexikanischen Wassers befindet sich in Chiapas. Transnationale Getränkefirmen wie Coca-Cola sind schon vor Ort und sichern sich ihre Wasserrechte. Darüber hinaus sind auch einige Staudämme in dieser Gegend geplant (mehr als 30 in ganz Chiapas) und langsam formiert sich Widerstand dagegen. Ein weiterer Reichtum der Region sind die Primärwälder und die Berge. Die Berge haben geostrategische Bedeutung, sie bieten die Möglichkeit den karibischen Raum zu kontrollieren.

Wie auf einer Pressekonferenz mehrerer (u.a. Menschenrechts- )Organisationen in San Christobal de las Casas am Freitag, den 30.8, bekannt gegeben wurde, sind diese ökonomischen und geostrategischen Interessen an der Region um Montes Azules die Hintergründe für die Zunahme der Gewalt in dieser Gegend. Es wird vermutet, daß es kein Zufall ist, daß aussgerechnet an den Orten der grössten Wasservorkommen und der grössten Biodiversitaet die Gewalt der Paramilitärs zugenommen hat.

Schon vor einigen Monaten waren in der Presse Stimmen laut geworden, die eine Zwangsumsiedelung der in Montes Azules lebenden Gemeinden forderten. Damals war das Argument die angebliche Umweltzerstörung der dort lebenden Indigenas gewesen. Dafür eingesetzt hatten sich Umweltorganisationen wie Conservation International, eine US-amerikanische Organisation, die von großen transnationalen Konzernen, wie Mc Donalds, Disney World und Monsanto finanziert wird. Auch für eine Zwangsumsiedlung ausgesprochen hatte sich damals Julia Carabias von Ceiba, a.c., einer regierungsnahen NichtRegierungsOrganisation. Der Vorsitzende von Ceiba hat für den Weltumweltgipfel in Johannisburg, der diese Woche stattfindet, die offizielle mexikanische Stellungnahme formuliert.

Von BeobachterInnen der Geschehnisse wird daher befürchtet, daß der Gipfel in Johannisburg vom mexikanischen Praesidenten Vincente Fox genutzt werden könnte, um sich internationale Zustimmung zum militärischen Durchgreifen in Chiapas zu sichern. Auf dem Weltumweltgipfel in Johannisburg, als Folgegipfel von Rio 19992, stehen die Themen Wälder und Berge an oberster Stelle auf der Tagesordnung. Der Ausbruch von Gewalt von Seiten der Paramilitärs in Chiapas könnte als Vorwand dienen, neue internationale Regelungen zu treffen, die die Rechte der in Naturschutzgebieten lebenden (indigenen) Bevoelkerungen einschränken, um damit den Interessen der Transnationalen weiter entgegen zu kommen.

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