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Wasser in Südmexiko

Gesundheit und Politikum

medico internat. (CH) vom 20.08.2008
Von Philipp Gerber

  medico-Bulletin 2/08:

Projektstart in Oaxaca und Guerrero

Im südmexikanischen Oaxaca ist die Wasserversorgung in doppelter Hinsicht ein wichtiges Thema im Alltag und in der politischer Auseinandersetzung: Es gibt viel zu wenig und das wenige Wasser ist verschmutzt. Die Regierung foutiert sich um dieses dringende Problem der Bevölkerung. Unsere Partnerorganisation ManEco (Manejo Ecológico Oaxaca) geht deshalb das Thema auf verschiedenen Ebenen an. Im Zentrum des Trinkwasserprojekts steht dabei eine einfache Methode, um die bakterielle Verunreinigung von Trinkwasser auf dem Land zu reduzieren. Die Wasserverschmutzung nahm in den letzten Jahren stark zu, da durch Abholzung und durch den Klimawandel der Grundwasserspiegel stetig sinkt, Quellen austrocknen und so Mensch und Vieh gezwungen sind, dieselben Wasserquellen zu nutzen. Zudem muss das Trinkwasser immer weiter transportiert und anschliessend in Kanistern gelagert werden, was zusätzlich die bakterielle Kontaminierungen fördert.

Scheinlösung der Regierung In Mexiko unternahm die Regierung in den letzten 15 Jahren grosse Anstrengungen, um die Hygiene in ländlichen Gebieten zu verbessern. In Regierungsprogrammen zur Armutsbekämpfung wie z.B. «Oportunidades» werden Familien pro Kind, das die Eltern zur Schule schicken und nicht mehr für die Feldarbeit zu Hause behalten, mit einem finanziellen Betrag unterstützt. Zu den zahlreichen Bedingungen für das Erhalten solcher Gelder gehört unter anderem auch die Auflage, das Trinkwasser abzukochen. Dies wird beim monatlichen Beamtenbesuch in der Küche der begünstigten Familie kontrolliert. Selbstverständlich ist an diesem Tag das Wasser jeweils abgekocht. — Allerdings nur am Kontrolltag, denn die Leute scheuen den zusätzlichen Aufwand des Holztransports, den erhöhten Holzkonsum (abhängig von der Holzart und vom Typ der Feuerstelle sind das zwischen 0.1 und 0.5 Kubikmeter Holz pro 100 Liter Wasser) und sie schätzen den rauchigen Geschmack des abgekochten Wassers überhaupt nicht. Die Hygienemassnahme läuft somit offensichtlich ins Leere. Für das Gesundheitsministerium scheint das Problem der mikrobiotischen Verunreinigung des Trinkwassers und damit der Durchfallerkrankungen mit der Durchführung des Regierungsprogramms jedoch gelöst. Deshalb gibt es auch keine genauen Statistiken mehr über die durch Schmutzwasser ausgelösten Erkrankungen. Doch insbesondere in der Regenzeit sind die Zeitungen voller Meldungen über tödlich verlaufende Durchfallerkrankungen, insbesondere bei Kindern.

Einfache Methode mit grosser Wirkung Zentraler Bestandteil des ManEco-Projektes ist die Methode SODIS, eine von der EAWAG (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) an der ETH Zürich entwickelte Methode, um Wasser zu dekontaminieren: Dabei wird das Wasser in Petflaschen abgefüllt und sechs Stunden an die Sonne gelegt. In dieser Zeit führt die Kombination von Temperaturanstieg und UV-Licht dazu, dass 99.9 % der E-Koli-Bakterien abgetötet werden. Dies ist eine sehr billige und einfach zu erlernende Methode, die zudem sehr effektiv ist und gut schmeckendes Trinkwasser ergibt. Einziges Problem: Die Leute, denen eingetrichtert wurde, dass alles was gut ist, auch kompliziert und teuer sein muss, glauben meist nicht, dass SODIS wirklich funktioniert. Deshalb arbeitet ManEco mit dem mobilen Bakteriologielabor «OXFAM-DELAGUA» vom britischen Robens Center for public and Environmental Health zusammen. In der Ausbildung der GesundheitspromotorInnen erlernen diese nicht nur die SODIS-Methode, sondern züchten auch mit Hilfe dieses kleinen Labors Bakterienkulturen auf Petrischalen und können so den Vorher-Nachher-Effekt nachvollziehen. Die so sichtbar gemachten Resultate sind eindrücklich und klar.

Pilotprojekt Wasserreinigung In der kommenden Regenzeit führt ManEco mit der finanziellen Unterstützung von medico international schweiz in einem Bezirk in Oaxaca sowie in zwei Gemeinden im benachbarten Bundesstaat Guerrero eine SODIS-Pilotphase durch. Methode und Zweck des Projekts wurden vorab in den Gemeindeversammlungen ausführlich präsentiert, diskutiert und gutgeheissen. Im Anschluss daran sollen PromotorInnen ausgebildet werden, welche die Methode während der Regenzeit in ihren Weilern und Gemeinden verbreiten. In einer zweiten Phase gibt es eine gemeinsame Evaluation, um Probleme in der Anwendung zu identifizieren und Verbesserungen vorzuschlagen. In Oaxaca wird die SODIS-Pilotphase im Bezirk Santiago Ixtayutla durchgeführt, wo sich die indigene Bevölkerung stark für ihre Autonomie einsetzt und in Opposition zum PRI-Gouverneur Ulises Ruiz steht. In Guerrero werden die beiden von extremer Wasserknappheit betroffenen Gemeinden Mexcaltepec und El Capulín die Methode testen. Beide Gemeinden befinden sich in der Region «La Montaña», wo sich die indigene Bevölkerung seit gut einem Jahrzehnt in einem integralen politischen Prozess der Selbstbestimmung befindet. Diese baut auf den Säulen Nahrungsmittelsicherheit, Selbstverteidigung (mit einer nach indigenem Milizsystem funktionierenden Gemeindepolizei), Gesundheit und Schulwesen. Das SODIS-Projekt ist auch hier ein Teil des Versuchs, die Wasserknappheit, die Wasserverteilung und die Gesundheit auf Gemeindeebene umfassend anzugehen, denn die Methode SODIS bringt als Sofortintervention zwar schnell Resultate, die grossen Probleme der Ressource Wasser müssen letztlich jedoch auf politischer Ebene angegangen werden. Dieses Bewusstsein wird in den Kursen von SODIS ebenfalls geschärft. Wir sind gespannt, wie diese Pilotphase — ein erster SODIS-Testlauf in Mexiko überhaupt — über die Bühne gehen wird und werden Euch auch auf unserer Homepage darüber informieren.


Philipp Gerber, Campaigning
medico international schweiz
Quellenstrasse 25
Postfach 1816
8031 Zuerich
Tel. 044 273 15 55
Fax 044 273 15 66
Postcheckkonto 80-7869-1

 Quelle:  
  http://www.medicointernational.ch 
 

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