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Wall Street: too big to fail im Drogenhandel

Correos de las Américas vom 20.07.2010

  Aus ZAS - Correos de las Américas
Auf der Website sind die Referenzartikel verlinkt - ein Besuch lohnt sich.

Teil I

(zas, 19.7.10) Komisch, dass so etwas sozusagen nie DIE Schlagzeile für die Wirtschaftsredaktionen abgibt. Dabei kämen sie endlich mal zum Erlebnis eines Primeurs, wahrlich schwer zu haben in der Branche, die ja bekanntlich vom Gegenteil lebt: denen nachplappern, denen alle anderen auch nachplappern.

Auf alternet.org hat Zach Carter am 16. Juli 2010 einen schönen, kleinen Artikel veröffentlicht, betitelt Wall Street Is Laundering Drug Money and Getting Away with It. Wachovia, die sechstgrößte US-Handelsbank, 2008 von Wells Fargo übernommen, hat von 2004 bis 2007 bei der Entgegennahme von $378.4 Mrd. systematisch gegen das Gesetz über Geldwäscherei verstoßen und dabei Gelder vpon mexikanischen Drogenkartellen gewaschen. Wissentlich, wie uns der von Carter referierte längere Bericht von Michael Smith von Bloomberg vom 29 Juni 2010 klar macht, Banks Financing Mexico Gangs Admitted in Wells Fargo Deal. Jim DeFazio etwa, ein ehemaliger FBI-Agent, machte als Chef von Wachovias Antigeldwäscheeinheit in Charlotte die Bankleitung 2005 auf mutmaßliche illegale Transfers aufmerksam. Die zeigte sich ungerührt. "Ich denke, sie schauten auf das Geld und sagten: ’Zur Hölle damit. Wir bringen’s rein und schaut, wieviel Geld wir damit machen’", meinte der desillusionierte Ex-Bulle zum Bloomberg-Journalist. Seinem Kollegen Martin Woods von Wachovia London ging es nicht besser. Der ehemalige Scotland Yard-Bulle hielt sich ans Gesetz und informierte die Behörden des Königreiches und der USA über die Drogengeschäfte seiner Bank. Deren Chefs versuchten ihn darauf zu feuern. "Wenn man den Zusammenhang zwischen der Geldwäsche durch Banken und den 22’000 in Mexiko [im Drogenkrieg] Getöteten nicht sieht, begreift man das Wesentliche nicht", meinte Woods zu Michael Smith, der in seinem Artikel Strafverfolger aus den USA und Mexiko zitiert, die an Wachovias krimineller Energie keinen Zweifel haben.

Nun Wells Fargo (Wachovia) kam letzten März vor einem Gericht in Miami mit einer Buße von $160 Mio. davon, gerade mal 2 Prozent ihres Gewinns von 2009. Der Bloomberg-Bericht beleuchtet, wie andere, nachweislich mit Drogengeldern dealenden Banken, ebenfalls mit dieser besseren Verwarnung davon gekommen sind: Santander, HSBC, Citi, Bank of America, American Express, Western Union, Standard Chartered PLC ...

Etwas eigenartig, wo doch die USA in ganz Lateinamerika und in der halben Welt Militärstützpunkt nach Militärstützpunkt installieren, um ... den Drogenhandel zu bekämpfen (s. vorherigen Beitrag in diesem Blog). Aus dem Bloomberg-Artikel: "Eine große Bank anzuklagen, könnte einen verrückten Run von Investoren auslösen, um Aktien loszuwerden und so en Panik in den Finanzmärkten auslösen, sagte Jack Blum, während 14 Jahren ein Ermittler des Senats". Smith weiter zum Thema: "Keine große US-Bank ... ist je wegen des Bank Secrecy Act [Geldwäsche-Gesetz] oder einem anderen Bundesgesetz angeklagt worden. Tatsächlich bereinigt das Justizdepartement solche Vorwürfe mit Übereinkommen über Strafverfolgungsaufschub (deferred-prosecution agreements), bei denen die Bank eine Buße bezahlt und verspricht, das Gesetz nicht mehr zu brechen ... Großbanken sind dank einer Variante der too big to fail-Theorie vor Strafverfolgung geschützt".

Das erinnert schon stark an die nach wie vor äußerst lesenwerte Analyse Narco Dollars for Beginners der in Ungnade gefallenen Wall-Street-Bankerin Catherine Austin Fitts (deutsch in Correos 129, Februar 2002), wonach die US-Börsen ohne Einbezug der Drogengelder crashen würden. Fitts hat mittlerweile einen nicht ganz unbedeutenden Adepten gefunden, Antonio Maria Costa, seines Zeichens Chef des UN-Office on Drugs and Crime (UNODC; dazu auch 5-Prozent-Drogenkrieg auf diesem Blog). Zach Carter referiert in seinem alternet-Artikel auch einen Bericht von Rajeev Sval, erschienen im britischen Observer vom 13. Dezember 2009, Drug Money saved banks in global crisis, claims UN adviser. Laut Costa haben "Drogengelder in Dollarmilliardenhöhe das Finanzsystem am Leben gehalten", schreibt der Observer und zitiert den UNO-Mann so: "In vielen Fällen waren Drogengelder das einzige liquide Investitionskapital. In der zweiten Hälfte von 2008 war Liquidität das Hauptproblem des Bankensektors und deshalb wurde Liquidität zu einem wichtigen Faktor ... Inter-Bank-Kredite wurden mit Geldern aus dem Drogenhandel und anderen illegalen Aktivitäten finanziert ... Es gab Anzeichen, dass einige Banken so gerettet wurden".

Die $ 378 Mrd. aus Mexiko, die Wachovia in den vier Jahren bis 2007 generell mit Geldwaschtechniken bearbeitet hat, entsprechen "einem Drittel des laufenden Bruttoinlandprodukts von Mexiko", wie uns der Bloomberg-Journalist verdeutlicht.

URL: http://zas-correos.blogspot.com/2010/07/drogenhandler-der-wall-street.html

Teil II

(zas, 5.8.10) In »Wall Street: too big to fail im Drogenhandel« beschrieb ich anhand verschiedener Presseartikel, wie die US-Großbank Wachovia/Wells Fargo für internationalen Drogenkartelle Gelder gewaschen hat und dafür beim US-Justizministerium mit einem besseren Verweis davon gekommen ist. Die aktuell durch den Artikel »Banks Financing Mexico Gangs Admitted in Wells Fargo Deal« der Bloomberg-Agentur ins Gerede gekommenen Vorfälle decken aber auch Bezüge zu den US-Geheimdiensten auf — etwa zum Transport von Gefangenen ins Folterzentrum von Guantánamo.

Doch zuvor eine Fehlerkorrektur. Im erwähnten Beitrag habe ich fälschlicherweise behauptet, Wachovia habe zwischen 2004 und 2007 die gigantische Summe von $378.4 Mrd. gewaschen. Diesen verhältnisblöden Kurzschluss habe ich seither im erwähnten Beitrag korrigiert. Wachovia hat in diesem Zeitraum laut Bloomberg $378.4 Mrd, bzw. laut den Angaben der Staatsanwaltschaft des Southern District of Florida und des US-Justizministeriums $425.4 Mrd. aus mexikanischen Wechselstuben (Casas de Cambio, CDC) entgegen genommen, ohne dabei die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen gegen Geldwäscherei anzuwenden. Wie sich diese gigantische Summe — nur aus Wechselstuben! — zusammensetzt, ist nicht ersichtlich. Die US-Behörden beschränken sich in ihrem Statement diesbezüglich auf zwei reichlich vage Angaben. Zum einen »haben die Ermittlungen mindestens $110 Mio. Dollar aus Drogenerlösen identifiziert, die über die CDC-Konti bei Wachovia kanalisiert wurden« . Zum anderen erwähnen sie als Beispiel drei Fälle von Flugzeugkäufen durch die mexikanischen Drogenkartelle, die uns gleich interessieren werden. Michael Smith berichtete in seinem Bloomberg-Artikel, dass das US-Justizdepartement im Mai 2008 die Auslieferung von Verantwortlichen der Wechselstube Puebla beantragt habe, »die Strohfirmen benutzt haben, um $720 Mio. über US-Banken zu waschen«. Die CDC Puebla wurde vom mutmaßlichen Finanzchef der grössten mexikanischen Drogenhandelsorganisation, des Kartells von Sinaloa, geleitet und stand im Zentrum der Wachovia-Ermittlungen in den USA. Die Stoßrichtung der US-Ermittlungen ist klar: gegen Exponenten der mexikanischen Kartelle, Weißwaschen der US-Banken. Wachovia/Wells Fargo kam mit einer bequem bezahlbaren Buße und einem Versprechen, sich zu bessern, davon. Wie, so Bloomberg, zuvor alle anderen systemrelevanten Banken, die Drogengelder gewaschen haben.

URL: http://zas-correos.blogspot.com/2010/08/wall-street-too-big-to-fail-im.html

 Quelle:  
  http://zas-correos.blogspot.com/ 
 

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