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Neu: ILA über 100 Jahre Revolution in Mexiko

ILA vom 01.12.2010

  ILA 340 − 100 Jahre Revolution in MexikoHallo zusammen,

wir möchten Euch allen die aktuelle Nummer der ILA ans Herz legen.

weitere Infos & Bestellung unter:
=> http://www.ila-web.de/aktuelles/letzteausgabe.htm

Solidarische Grüße,
Gruppe B.A.S.T.A.


Mexiko − 100 Jahre Revolution

Editorial ila 340 November 2010

Am 20. November 2010 jährt sich zum hundertsten Mal der Tag, an dem in Puebla und Chihuahua der Aufstand gegen den mexikanischen Diktatur Porfirio Díaz begann. Nach sechsmonatigen Kämpfen zwischen den Aufständischen und Regierungstruppen musste Díaz am 25. Mai 1911 abtreten und ins französische Exil gehen. Doch die mexikanische Revolution war damit noch lange nicht zu Ende, es folgte ein mehr als zehnjähriger blutiger Bürgerkrieg um deren Ausrichtung. Auch wenn es dabei verschiedene Fraktionierungen und Seitenwechsel gab, lassen sich doch zwei große Lager ausmachen. Einerseits das bürgerlich-demokratische Lager, das eine kapitalistische Modernisierung Mexikos anstrebte, andererseits die sozialrevolutionären Bauernarmeen, die für »Land und Freiheit« kämpften. Die Ermordung Emiliano Zapatas (1919) und Francisco »Pancho« Villas (1923) markierten den Sieg der »gemäßigten« Kräfte und die Niederlage der Sozialrevolutionäre.

Damit begann die »Institutionalisierung« der Revolution im Interesse der ökonomischen Eliten. 1929 wurde die PNR (Partido Nacional Revolucionario) als Partei der Revolution gegründet, die — ab 1946 unter dem Namen PRI (Partido Revolucionario Institucional) — bis zum Jahr 2000 die Politik in Mexiko dominierte. Auch wenn die PRI ab den vierziger Jahren eine rechtssozialdemokratische Partei mit deutlich autoritären Zügen war — sie regierte über Jahrzehnte als faktische Einheitspartei — behielt sie ihre »revolutionäre« Rhetorik lange Zeit bei. Dabei bezog sie sich auf einen Mythos der Revolution, der deren Widersprüche und Fraktionierungen weitgehend ignorierte und die Idee einer großen »Revolutionsfamilie« entwarf, zu der Emiliano Zapata und Pancho Villa ebenso gezählt wurden wie die für deren Ermordung verantwortlichen Venustiano Carranza und Alvaro Obregón. Die PRI pflegte diesen Revolutionsmythos bis in die neunziger Jahre.

Mit dem Massaker an den protestierenden StudentInnen im Oktober 1968 begann die »Revolutionspartei« schrittweise ihre Legitimation zu verlieren, ein Prozess, der durch die Schuldenkrise in den Achtzigern und die neoliberale Politik in den Neunzigern weiter beschleunigt wurde. Im Jahr 2000 verlor die PRI erstmals die Präsidentschaftswahlen, sie ist in vielen Bundesstaaten aber weiterhin die dominierende Kraft und schickt sich an, auch auf nationaler Ebene an die Regierung zurückzukehren. Nicht der einzige, aber vielleicht der schlimmste Fall eines durch und durch korrupten Gouverneurs, der sich auf Paramilitärs stützt und dem die geistige Mittäterschaft für etliche Morde nachgesagt wird, ist der scheidende Gouverneur von Oaxaca, Ulises Ruiz. Bis zur Wahlniederlage seines Nachfolgekandidaten am 4. Juli dieses Jahres wurde er allen Ernstes als kommender PRI-Vorsitzender gehandelt.

Doch nicht nur die PRI, auch die sozialliberale Oppositionspartei PRD, viele bäuerliche Organisationen und auch die aufständischen NeozapatistInnen in Chiapas sehen sich in der Tradition der mexikanischen Revolution. Was allerdings damit verbunden wird und was »revolutionär« heute bedeutet, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Während die einen meinen, die Revolution sei eine Grundlage des modernen mexikanischen Staates, in dem ihre Hauptanliegen verwirklicht seien, erklären die anderen, die Erfüllung der zentralen revolutionäre Forderungen wie »Land und Freiheit« stünden bis heute aus und der Kampf dafür müsse weitergeführt werden.

Anlässlich des hundertsten Jahrestags ihres Beginns setzen wir uns in dieser ila ausführlich mit dieser ersten großen Revolution des 20. Jahrhunderts auseinander. Bei der Konzeption des Schwerpunktes interessierten uns die historischen Prozesse ebenso wie die Frage ihrer Aktualität in der Gegenwart, ihre künstlerische Rezeption ebenso wie ihre historisch-wissenschaftliche Interpretation. Und natürlich wollten wir auch wissen, wie in diesem Jahr das offizielle Mexiko, seine kritischen Intellektuellen und seine sozialen AktivistInnen mit dem runden Jahrestag umgehen.

P.S. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, untrügliche Hinweise auf das baldige Jahresende. Und wie immer im November liegt der ila unser Bettelbrief bei. Unsere wirtschaftliche Basis ist in den letzten beiden Krisenjahren noch enger geworden, und der Aufschwung XXL, von dem derzeit die RegierungspolitikerInnen schwadronieren, kommt irgendwie nicht an. Wenn die ila überleben soll, brauchen wir dringend neue Abos und Spenden!

INHALT

Mexico — 100 Jahre Revolution

04 Revolution gegen die Enteignung
Vorgeschichte und Verlauf der mexikanischen Revolution /
von Lizette Jacinto

07 Die ganz anderen Liberalen
Auch die mexikanische Revolution hatte ihren anarchistischen Flügel: den Magonismus
von Jens Kastner

09 Zur Revolution in Mexiko
Zwei Artikel des deutschen Revolutionärs Gustav Landauer aus den Jahren 1911 und 1914

12 Frauen um Zapata
Ein Artikel aus der Zeitschrift »Freies Deutschland« vom April 1945
von Gertrud Duby

15 Ein Schritt vor, zwei zurück
Hundert Jahre Revolution bedeuten auch hundert Jahre Landkämpfe
von Diana Karina Mantilla Gálvez und Yerson Rojas

17 Land und Freiheit! − Wie aktuell ist Zapata?
Interview mit Francisco Pineda
von Luz Kerkeling

19 Die Konstruktion einer Revolution
Aufbau und Niedergang des mexikanischen Revolutionsmythos
von Claudia Niesen

21 Wechselnde Perspektiven
Die Geschichtsschreibung zur mexikanischen Revolution
von Claudia Niesen

23 Nachlassverwalterin der Revolution
Die Wege der »Revolutionären Institutionellen Partei« (PRI)
von Gerold Schmidt

25 Wer gedenkt wie?
Wie in Mexiko mit dem 100. Jahrestag der Revolution umgegangen wird
von Gerold Schmidt

27 Von Eisenach nach Mexiko
Der Fotograf Hugo Brehme und die mexikanische Revolution
von Claudia Cabrera

30 Der lange Nachklang der Revolutionsmusik
Ein Jahrhundert mexikanischer corridos
von Viola Campos

33 Glaub ihnen nichts
Die Musiker Skool 77 und MC Luka aus Mexiko-Stadt rappen über die gescheiterten Träume der Revolution
von Frederik Caselitz

36 Prototyp des Revolutionsromans
Der Roman Los de abajo von Mariano Azuela / von Klaus Jetz

38 Der Schatten des Schattens
Paco Ignacio Taibos Kriminalroman über den Niedergang der mexikanischen Revolution
von Knut Henkel

39 Mexikanische Stimmen
− Betrachtungen einer politisch Betroffenen von Giovanna Galán
− Wir brauchen keine Disney-Show von Yexuva
− Begegnung mit den Frauen von San Juan Copala von Giovanna Galán

43 Mexiko − das Land und die Freiheit
Buchbesprechung von Oana Lefticariu

Berichte & Hintergründe

44 Gefundenes Fressen
Stimmen zum Putschversuch in Ecuador von Kristin Bricker

45 Der Prozess muss weitergehen
Lehren aus dem Putschversuch in Ecuador von Francisco Hidalgo Flor

47 Was kommt nach dem Öl?
Ecuador: Gespräch mit Ermel Chávez von der Frente de la Defensa de la Amazonía
und Victor López von der Stiftung Ecociencia von Zeljko Crncic

48 Abtreibung wird rentabel
Auswirkungen des absoluten Abtreibungsverbots in Nicaragua
von Antonia Bihlmayer

Kulturszene

51 Eine Idee, ein Zufall und zurück!
Interview mit Nick Gold vom Plattenlabel World Circuit über das Projekt AfroCubism
von Knut Henkel

Ländernachrichten/Poonal

53 Costa Rica, Argentinien, Chile, Kolumbien, Honduras

Solidaritätsbewegung

56 Die Konstruktion einer Unkrise
Anika Oettlers Buch »Gewalt und soziale Ordnung in Nicaragua«
von Hanno Bruchmann

57 Castro ohne Ende
Neues Buch zur erstaunlichen Stabilität von Kuba
von Edgar Göll

58 Notizen aus der Bewegung, Impressum

[i] Hinweis: Chiapas98 ist ein ehrenamtliches, nicht-kommerzielles Projekt. Sollten Sie nachweislich die Urheberrechte an einem der von uns verwandten Bilder haben und nicht damit einverstanden sein, dass es hier erscheint, kontaktieren Sie uns bitte, wir entfernen es dann umgehend.

 Quelle:  
  http://www.ila-web.de/aktuelles/letzteausgabe.htm 
 

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