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Vertreibung aus den Motes Azules war nie zuvor so immanent

Bundesautoritäten und Choles wollten Zapatistas aus den Montes Azules vertreiben

La Jornada vom 14.04.2003
Hermann Bellinghausen
übersetzt von Gruppe B.A.S.T.A.

 

Die Indígenas brachten Macheten und Feuerwaffen mit, melden Basen der EZLN
Gemeindeverteidiger verlangen von der chiapanekischen Regierung, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen

San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 13. April. -Héctor Trujillo Gómez und Jorge Gómez Roldán, Funktionäre der PROFEPA (Bundesumweltschutzbehörde), führten gemeinsam mit anderen Repräsentanten der Bundesregierung eine Gruppe von ca. 40 Chol-Campesinos an (sie sagten, sie hätten sie nur "begleitet"), die mit Macheten und Schusswaffen bewaffnet waren und — offenbar mit Gewalt — vorhatten, die SiedlerInnen von Nuevo San Rafael in Montes Azules zu vertreiben, die Unterstützungsbasen der EZLN sind.

Die Gruppe stammte aus Nuevo Palestina und Frontera Corozal. (Zumindest im ersten Fall haben die Autonomen Landkreise die Existenz von Paramilitärs gemeldet). Diese Choles aus der Zone des Usumacinta [Grenzfluss zu Guatemala, Anm.d.Ü.] präsentierten sich ebenfalls als "Begleiter" der lakandonischen Autoritäten, die sich ihrerseits einfanden, damit die Regierung ihnen "ihre Ländereien zurückgibt", die an diesem Teil des Ufers des Flusses Lacantún liegen, den sie vor ihrem parastaatlichen und fast paramilitärischen Eindringen von gestern nicht einmal kannten.

Wie La Jornada berichtete, brachten die Funktionäre der PROFEPA, der CNANP (Nationale Kommission der geschützten Naturgebiete) und des SEMARNAT (Ministerium für Umwelt und Naturressourcen) die Choles und Lakandonen in gemieteten Fahrzeugen bis nach Nuevo San Rafael (und in Motorbooten, die die Tzeltal-BewohnerInnen von Nuevo Tenejapa als Eigentum der Marine identifizierten). Ihre Absichten wirkten nicht friedfertig.

Diesen Freitag wusste man, dass die Autoritäten der ebenfalls Caribes genannten, im besonderen aus Lacanjá Chansayab, damit drohten, San Rafaél am Samstag, den 12., um 14 Uhr zu vertreiben. Mit lakandonischer Pünktlichkeit kamen die Funktionäre und ihre Schock-Gruppe zur angekündigten Stunde an. "Ungefähr 40 Indígenas, die Macheten trugen, einige auch Schusswaffen", stiegen nach Angaben der zivilen ObservatorInnen, die man dort antraf, aus den Booten. Die Funktionäre der PROFEPA warteten auf die "Strafexpedition" am Eingang der Gemeinde.

Die anderen Regierungsfunktionäre, die sich nicht identifizierten, aber in Fahrzeugen des SEMARNAT und der CNANP reisten, waren in Nuevo Tenejapa mit dem Kontingent der bewaffneten Indígenas angekommen, deren Herkunftsgemeinden (Nuevo Palestina, Frontera Corozal und Lacanjá) sich hunderte Kilometer von ihrem Erscheinungsort entfernt befinden.

Die Gesandten des SEMARNAT und der CNANP überquerten den Fluss Lacantún mit einem anderen Boot. Wieder vereint rückte der Zug zum Eingang von Nuevo San Rafael vor. Vorweg gingen die lakandonischen Autoritäten: David González Chan Bor, Präsident der Kommunalgüter; Hugo Chan Bor, vom Überwachungsrat, und Rodolfo Chan Bor, Sekretär, genau wie der Ejido-Kommissar von Frontera Corozal, Pedro Díaz Solis. Die Regierungsfunktionäre hielten sich "hinter dem Zug".

Die Zeugenaussage der zivilen BeobachterInnen, die heute vom Netzwerk der Gemeindeverteidiger für die Menschenrechte verbreitet wurde, berichtet, dass "die Lakandonen sich eindeutig mit einer feindseligen Haltung näherten" und zwei Videokameras im Wert von 50.000 Pesos von Mitgliedern der Organisation Promedios der kommunitären Kommunikation raubten.

Nach einer heftigen Diskussion in Chol-Sprache zwischen RepräsentantInnen von Nuevo San Rafael und den drohenden Besuchern "bat einer der Angehörigen der zivilen Beobachtungsdelegation die Funktionäre der PROFEPA um ihre Intervention, um einen Verhandlungsweg zu finden, weil es offensichtlich wurde, dass sich die Gemüter erhitzten". Héctor Trujillo Gómez, der sich bis zu diesem Moment "am Rande der Diskussion gehalten hatte", bestätigte, dass die Regierungsvertreter "keinen Lösungsvorschlag mitbringen", sondern dass sie nur "auf Einladung" der Lakandonen gekommen waren. Im vergangenen Dezember nutzten sie die Weihnachtsferien, um Arroyo San Pablo zu räumen. Es war voraussagbar, dass sie die Heilige Woche nicht verstreichen lassen würden, ohne einen weitere Räumungsversuch zu unternehmen.

Nach fast einer Stunde Diskussion erhielten die BewohnerInnen von Nuevo San Rafael eine Frist, um wegzugehen. Die Lakandonen verlauteten, dass sie erneut kommen werden, "um die Räumung zu verwirklichen", falls sie dies bis kommenden Samstag, den 19., nicht getan haben.

Schließlich warnten die Lakandonen die ObservatorInnen, dass — wenn die Autorität der Kommunalgüter ihre Anwesenheit nicht erlaubt — "sie nicht erneut in die Region Montes Azules zurückkehren können". An dieser zivilen Beobachtungskarawane nahmen Angehörige von CAPISE, CIEPAC, Promedios und dem Netzwerk der Verteidiger teil.

Die Gemeindeverteidiger drückten heute ihre Sorge über den Ausgang, den diese Ereignisse haben könnten, aus: "Bei dieser Gelegenheit verhinderte die Anwesenheit der MenschenrechtsbeobachterInnen, dass sich ein Zusammenstoß zwischen den Indígenas von Nuevo San Rafael und den Lakandonen und ihre Begleitern ergab".

Die Regierung nahm von Warnungen keine Notiz

Das Netzwerk erklärte, die Regierung von Chiapas bei passender Gelegenheit "über die Möglichkeit einer gewaltsamen Vertreibung durch die Lakandonen" an diesen Daten informiert zu haben. Funktionäre der Regierung des Bundesstaates verpflichteten sich dazu, "mit den Lakandonen zu sprechen, um zu verhindern, dass Gewaltakte eintreten". Trotzdem "belegen die Fakten, dass die Regierung des Bundesstaates keine Aktion unternommen hat, um die gewaltsame Räumung zu verhindern, was ihren doppelten Diskurs entlarvt, wenn sie verneint, die Politik der Vertreibung in Montes Azules zu teilen, es aber erlaubt, dass die Lakandonen mit Straflosigkeit agieren können".

Die Gemeindeverteidiger bitten die Bundesregierung und die Regierung des Bundesstaates dringend, "die Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, die notwendig sind, um zu verhindern, dass sich Zusammenstöße zwischen den Indígenas ereignen, die in den Konflikt von Montes Azules involviert sind". Das Netzwerk bestätigte erneut seine Überzeugung, dass "nur ein verhandelter und friedlicher Ausweg und die Bereitschaft der föderalen und bundesstaatlichen Regierung den Konflikt mit vollem Respekt für die Menschen- und Indígena-Rechte der Beteiligten lösen können".

Die ARIC-Indepentiente y Democrática (Unabhängige und demokratische ländliche Assoziation kollektiven Interesses) sprach sich in Ocosingo gegen die Vertreibungen in Montes Azules und gegen die Drohungen gegen ihre Anführer aus, und erklärte ihre Zurückweisung der "Agenten der nationalen und transnationalen Firmen, die den biologischen Reichtum des Urwalds patentieren wollen".

Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.

 Quelle:  
  https://www.jornada.com.mx/ 
 

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