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Migration und Maquiladoras − keine Perspektive für Chiapas
Poonal vom 22.04.2003 |
Von John Ross, Poonal 569 vom 22.04.2003 |
(San Cristobal de las Casas, 8. April 2003, na).- Das Reisebüro Hernández Comfort in dem ländlichen Ort Huixtla, 380 Kilometer entfernt von San Cristóbal de las Casas im südlichen Bundesstaat Chiapas, hat keine farbigen Plakate von strahlenden Stränden aushängen. Es gibt keine Faltblätter, die die neuesten Angebote nach Acapulco oder Cancún anpreisen. Im Gegenteil, das einzige was dieses Büro mit Reisen zu tun hat, ist ein handgemaltes Schild, das mögliche Kunden darüber informiert, dass der Bus nach Tijuana jeden Donnerstag fährt.
Die 4000 Kilometer lange Odyssee kostet 1200 Pesos, etwa 116 Dollar also. Für 200 Pesos mehr garantiert das Büro in Tijuana Arbeit in einer der so genannten Maquiladoras, den ausländischen Montagefabriken, die für den Export produzieren. Wenn der Reisende weiter in den Norden will, garantieren die "Schieber" seine Ankunft in den Vereinigten Staaten oder in Kanada für weitere 1500 Pesos.
Diese so genannten Reisebüros tauchen jetzt überall in Chiapas auf. Nach Informationen des Nationalen Bevölkerungsrats CONAPO (Consejo Nacional de Población) stellen die Chiapaneken 13 Prozent der rund 500 000 Bewohner aus sieben südlichen mexikanischen Bundesstaaten, die in den letzten fünf Jahren in den Norden migriert sind. Bevölkerungsspezialisten aus Chiapas betrachten die von der CONAPO geschätzte Zahl von 120 00 Migranten jährlich als weit unter der Realität.
Der Aufstand des Zapatistischen Befreiungsheeres EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) im Jahr 1994 rief keine bedeutsame Migration aus Chiapas hervor. Der Anstieg der Migration begann nach den schweren Unwettern und Überschwemmungen im September 1998, die dem Hurrikan Mitch vorausgingen, bevor dieser einen Monat später Zentralamerika verwüstete. Eine halbe Million Menschen aus verschiedenen Gegenden der Region machten sich danach auf den Weg Richtung Norden.
Durch den Verfall des Kaffeepreises in den Kaffeeanbaugebieten der Region, die sich etwa vom Bundesstaat Puebla im Süden von Mexiko-Stadt bis zum zentralamerikanischen Isthmus zieht, ist seit dem Jahr 2000 die Migration angestiegen. Genau auf diese Gegend bezieht sich das grandiose Entwicklungsprojekt Plan Puebla Panama des mexikanischen Präsidenten Vicente Fox.
Nach Worten des chiapanekischen Gouverneurs Pablo Salazar verlassen wegen der dauerhaft niedrigen Preise 500 Kaffeeanbauer aus Chiapas monatlich ihre Fincas. Daniel Pensamiento, Journalist der Tageszeitung Reforma, der kürzlich in einem Bus von Huixtla bis an die Nordgrenze reiste, erfuhr, dass drei der 45 Mitreisenden ihre Kaffeepflanzungen verkauft hatten, um die Busreise zu bezahlen.
Als der Bus an der Grenze ankam, sei die Mehrzahl der Reisenden ausgestiegen, um den langen Weg in die Vereinigten Staaten über die heiße Wüste in Arizona anzutreten. Hunderte von Menschen haben auf dieser Route in den letzten Jahren das Leben verloren. Seit diesem Jahr sind viele der Toten aus Chiapas.
Auch ihr Geld haben sie dort verloren. In den Büros der Western Union-Dinero Expreso auf dem zentralen Platz in San Cristóbal de Las Casas bemerkt José Gabriel Madrigal einen Anstieg der Geschäfte, seit der Kaffeepreis abgestürzt ist. Madrigal bearbeitet nun 50 Geldsendungen wöchentlich. Die Mehrzahl seiner Kunden sind indígene Frauen aus den Kaffeeanbaugebieten, für die die Schecks ihr einziges Einkommen sind.
Wissenschaftler sagen, dass in einigen Dörfern in Chiapas nur noch Frauen, Kinder und alte Menschen leben. Dieses Phänomen kennt man aus anderen Bundesstaaten wie Michoacán, Zacatecas und Oaxaca, die eine hohe Migrationsrate haben.
Ironischerweise sind die Gemeinden, die die Zapatisten unterstützen, intakter als die, die von der Partei der Institutionalisierten Revolution PRI (Partido Revolucionario Institucional) kontrolliert werden. Die Letzteren machten sich während der 71jährigen priistischen Regierungszeit von den Zugeständnissen der Regierung abhängig. Oventic, eine zapatistische Bastion mitten im Kaffeeanbaugebiet, blüht dagegen auf und die lokalen Vertreter versichern, dass kein zapatistischer Bauer den Ort verlassen habe. Die 38 autonomen Gemeinden in der Region Los Altos und im Urwald haben auch einen Laden in San Cristóbal, in dem Stoffe und Kunsthandwerk verkauft werden.
Sehr wichtig, um die zapatistischen Gemeinden von der Migration abzuhalten, sind Solidaritätsgrupppen wie das US-amerikanische Cloudforest Institute und Human Bean Co., die im gerechten Handel des organischen Kaffee arbeiten. Beide Gruppen kaufen die Bohnen der Kooperative Mut Vitz. Zu der Kooperative gehören 27 zapatistische Gemeinden und sechs autonome Dörfer in den Bergen.
Kerry Appel, die Gründerin von Human Bean Co., die Kaffee der Marke "Zapatista" verkauft, zahlt den Bauern der Kooperative 1,61 US-Dollar für die Libra. Der organische Kaffee macht jedoch nur 15 Prozent der Produktion von Muk Vitz aus. Der Rest wird zum Marktpreis verkauft.
Präsident Fox will mit dem Plan Puebla Panama die Migration reduzieren. Der Entwicklungsplan wurde entworfen, um internationale Investoren in die Region zu bringen, die zwar reich ist an Bodenschätzen, in der aber die Menschen arm sind. Eine Schlüsselkomponente des Planes ist die Ansiedlung von Weltmarktfabriken im Süden, wo die Arbeitskraft billiger ist. 300 dieser Fabriken stellen heute schon in Tehuacán im Bundesstaat Puebla Blue Jeans für den US-amerikanischen Markt her. Eine Zone für diese Maquiladoras soll im Flachland von Tehuantepec im Isthmus von Oaxaca eingerichtet werden. Eine Handvoll dieser Fabriken wurden schon auf der Halbinsel Yucatán-Campeche installiert.
Trans-Textile International, die erste Maquiladora in San Cristóbal, wurde im April 2002 eröffnet. Eigentümer ist die mexikanische Gruppe KN Industrial, man erhofft sich, dass 1500 ArbeiterInnen angestellt werden, wenn die Fabrik mit voller Leistung funktioniert. "Wir geben den Frauen eine Verdienstmöglichkeit", sagte die Produktionschefin Maclovia Pérez, obwohl sich der Einkommenslevel nicht entwickeln wird. Das regionale Mindesteinkommen liegt bei ungefähr 0,6 US-Dollar in der Stunde, beachtlich weniger als die 1,20 US-Dollar, die man in den Maquiladoras in Tijuana bezahlt.
Obwohl Kritiker sagen, dass die Weltmarktfabriken die traditionellen Mayagemeinden beeinträchtigen, verkauft Fox seinen Marsch nach Süden als nachhaltige Entwicklung. Doch die Transportkosten in den Norden über gefährliche und kurvenreiche Strassen über die Berge machen die Ersparnis durch die niedrigeren Einkommen wieder wett. San Cristóbal ist soweit weg vom US-amerikanischen Markt, dass die Produktion ebenso gut in China stattfinden kann. Um von den Subventionen und den niedrigen Löhnen zu profitieren, sind im Jahr 2003 bereits 200 Maquiladoras aus Mexiko nach China umgezogen.
Quelle: poonal
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