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Lakandonen sollen Zapatistas vertreiben
Direkte Solidarität Chiapas vom 27.04.2003 |
Tief im Lakandonischen Urwald, im Naturschutzgebiet der Montes Azules nahe der Grenze zu Guatemala, sind Dutzende Gemeinden von Räumungen bedroht. Eine wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten "Lakandonen", die unter der Patronage der mexikanischen Regierung stehen. Auch die zapatistische Videowerkstatt "Chiapas Media Project" — in Zürich zu Gast am 2. und 3.Mai — bekam die agressiven Machenschaften dieser Räumungskommandos zu spüren.
Montes Azules, 12. April: Vierzig weissgewandete, mit Macheten und Stöcken bewaffnete Lakandonen machten ihre Ankündigung war und versuchten, die kleinen zapatistischen Gemeinden Nuevo San Isidro und Nuevo San Rafael zu räumen. Unter den Augen der Regierungsvertreter, die vorgaben, die Lakandonen "bloss zu begleiten" und keine Verhandlungslösung anzubieten hatten, wurden die BewohnerInnen des zapatistischen Weilers bedroht: Sie sollten die Region sofort verlassen, ansonsten würden sie innert Wochenfrist gewaltsam geräumt. Die Anwesenheit einer Beobachterdelegation verhinderte Schlimmeres — doch die Lakandonen entwendeten den VertreterInnen von "Chiapas Media Project" zwei Videokameras im Wert von 5000 Dollar. Das erste Ultimatum lief an Ostern aus, ohne dass die Lakandonen, unterstützt von den paramilitärischen Verbänden nahestehenden Chol-Indígenas, ihre Drohung wahr machen konnten. Ein weiteres Drohschreiben richteten die Lakandonen an den Präsidenten Fox, er solle die zwölf Gemeinden bis Ende April räumen, ansonsten würden sie zur Selbsthilfe greifen.
Die Lakandonen machen auf Ureinwohner Diese "Strafexpedition" ist bloss ein Beispiel dafür, wie im Moment die gut zwei Dutzend Gemeinden in den Montes Azules unter Druck gesetzt werden. Die Protégés der mexikanischen Regierung, die sogenannten "Lakandonen" sind die letzten Überlebenden einer Ethnie, die ursprünglich von der Karibikküste hierher zog und fälschlicherweise als echte Ureinwohner des lakandonischen Urwaldes angesehen werden. Eine einträgliche Geschichtsfälschung: so wurde seit 1972 ein grosser Teil des Lakandonischen Urwalds unter ein präsidiales Schutzdekret gestellt und somit den letzten zweihundert Lakandonen zugesprochen: ein Mega- Latifundium von 614321 Hektaren für 66 Familien. Seither verstehen sich die Lakandonen bestens mit den Regierungen Mexikos, kassieren Eintritte für die archäologischen Maya-Stätten, lehnen die Forderungen der Zapatistas nach Anerkennung der indigenen Rechte ab, unterstützen sogenannte Ökotourismus-Projekte (wie dasjenige in Ixcan von Conservation International) und denunzieren, die neuen Siedlungen in dieser abgelegenen Gegend als eine Gefahr für die Natur und ihr eigenes Überleben. Von ursprünglichen, an die Natur angepassten Lebensweise ist allerdings nicht viel zu sehen, oft werden geschützte Tiere gejagt und verkauft, ihre Dörfer sind weit und breit die einzigen, die Strom haben — auch zum TV-Konsum per Satellitenschüssel. Ein harter Kontrast zu ihrem einträglichen Image des in weissen Stoff gehüllten, langhaarigen Ureinwohners der Selva Lacandona, der vor den (Öko-) TouristInnen die Kosmologie der mythischen Mayawelt zelebriert.
Kriegsflüchtlinge und Landhungrige Die neuen Bewohner der Montes Azules haben eine ganz andere Geschichte. Sie kommen im Falle von Nuevo San Isidro aus der Gemeinde Chavajebal aus den Altos Nähe San Cristóbal. In dieser Gemeinde, die mehrfach Angriffe von Militärs und Paramilitärs erlitt, ist nicht nur der Krieg niederer Intensität allgegenwärtig. Auch Land gibt es kaum mehr für die jungen Leute, sodass 24 Familien vor über einem Jahr entschlossen, sich auf die Suche nach neuem Land tief im Urwald zu machen. Nuevo San Rafael ist eine Neugründung von 17 Familien aus El Calvario, einer Gemeinde in dem von der paramilitärischen Organisation "Paz y Justicia" kontrollierten nördlichen Bezirk Sabanilla. Wie die anderen meist zapatistischen Gemeinden sind sie Kriegsflüchtlinge, die nun zum zweiten, teilweise dritten Mal vertrieben werden sollen. Dabei sind sie sich der Tatsache bewusst, dass sie in einer Naturschutzzone leben und verstehen sich als Hüter der Natur. Brandrodungen sind beispielsweise unter den Zapatistas verpönt, die SiedlerInnen leben von Fischfang und extensiver Landwirtschaft ohne Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln.
Ein willkommener Anlass, die neuen Siedler als Zerstörer der Natur zu bezeichnen, sind Brände. So haben die Lakandonen schon mehrere Male Dörfer überfallen und Häuser und Felder angezündet, zuletzt am16. April die Siedlung El Paraiso. Bei diesem Angriff gingen 100 Hektaren Land in Flammen auf und der Brand, der durch die BewohnerInnen der Siedlung gelöscht werden konnte, drohte, sich auf die umliegenden Hügel auszudehnen. Die Auseinandersetzungen scheinen zu eskalieren, denn die mit der Aufstandsarmee EZLN sympathisierenden Gemeinden sind nicht bereit, ihr Land für eine ungewisse Zukunft herzugeben; der Weiler Arroyo San Pablo wurde Ende Dezember 02 geräumt und deren Familien sind jetzt als Flüchtlinge in der Stadt Comitán untergebracht. Auch vier Monate nach der Räumung warten sie immer noch auf das versprochene Land.
Brennpunkt Montes Azules "Mit uns wird es keine friedlichen Räumungen geben", erklärte die EZLN schon im Dezember, nachdem die Gemeinden um Unterstützung angefragt haben. Es scheint, dass die wirtschaftlich hochinteressante Region der Montes Azules zum Brennpunkt der Auseinandersetzung zwischen den Interessen der neoliberalen Planer und der indigenen Völker im Widerstand wird: Erdölfirmen kundschaften die Vorkommen des schwarzen Goldes aus, Coca Cola ist an den Wasservorräten interessiert, Novartis macht Bioprospektion und Conservation International fördert den Ökotourismus. Die Lakandonen bilden hier den Stosstrupp, hinter denen sich die Funktionäre von Umweltschutzbehörden wie Semarnat oder Profepa (sic!) verstecken können. Und das Militär hält sich in der Nähe bereit, um dann bei einem "interethnischen Konflikt" einzugreifen.
Noch sind die Zapatistas überzeugt, dass sie ihre neuen Dörfer friedlich verteidigen können. Sie rufen dazu auf, dass neben den von ihnen gestellten Wachen auch weiterhin Beobachtungs-Delegationen sie begleiten sollen..
Zu den Hintergründen des Konflikts und den wirtschaftlichen Interessen siehe den Artikel unter www.chiapas.ch: "Montes Azules: Vertreibungen im Namen von Umweltschutz und internationaler Sicherheit?"
Eine leicht gekürzte Version dieses Artikels der Direkten Solidarität mit Chiapas erscheint in der Wochenzeitung "Vorwärts".
Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
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