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VW-Arbeitskonflikt: Interview mit Gewerkschaftsführer Rodríguez
Poonal vom 15.07.2003 |
Von Gerold Schmidt, Poonal 581 vom 15.07.2003 |
(Mexiko-Stadt, 10. Juli 2003, npl).- Die Entscheidung ist in der Schwebe: Gewerkschaft und Unternehmensführung des mexikanischen VW-Werkes in Puebla haben mit Verhandlungen über die Zukunft von 2000 Beschäftigten begonnen (siehe poonal 580). Arbeitsminister Carlos Abascal traf am Dienstag (9.7.) mit beiden Parteien zusammen. Am 30. Juni hatte die VW-Unternehmensleitung erklärt, aufgrund eines Absatzeinbruches der Marken Jetta und New Beetle in den USA müsste in den kommenden Wochen einem knappen Fünftel der Belegschaft in Puebla gekündigt werden. Der Stellenabbau der vergangenen Jahre würde damit drastisch fortgesetzt.
Jetzt wird um Alternativen gerungen. Im Gespräch ist unter anderem eine verkürzte Arbeitszeit bei gleichzeitigem Lohnverzicht. "Es ist ein Brauch geworden, uns eine kritische Unternehmenssituation zu präsentieren," reagiert der Generalsekretär der VW-Betriebsgewerkschaft José Luis Rodríguez Salazar auf das Verhalten der VW-Direktion.
Frage: Hat die Unternehmensleitung von VW-Puebla zugestimmt, über Arbeitszeitverkürzung zu sprechen oder besteht sie auf Entlassungen?
Antwort: Sie ist grundsätzlich zu Verhandlungen bereit. Unser Vorschlag ist eine vorübergehende 4-Tage-Woche. Über die Lohnfrage ist bisher noch nicht gesprochen worden. Am Ende werden alle Gewerkschafter im Betrieb über das Ergebnis noch einmal abstimmen. Die Verhandlungskommission hat keinen Blankoscheck.
Gibt es Kontakte mit deutschen Gewerkschaften?
Wir stehen in ständiger Kommunikation mit der IG Metall und der VW-Gewerkschaft in Wolfsburg. Sie sind über die Lage hier informiert.
Käme es zu den Entlassungen, wie wären die Auswirkungen in der Region?
Die Folge wäre eine soziale Krise vor allem in der Stadt Puebla, weniger ausgeprägt aber ebenso tragisch im ganzen Bundesstaat und im angrenzenden Bundesstaat Tlaxcala. Die Zulieferindustrie würde auch betroffen sein. Es könnten dann insgesamt 7 000 Arbeitsplätze betroffen sein, das heißt 7.000 Familien ohne Einkommen.
Gleichzeitig zur Entlassungsdiskussion stehen Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag und Lohnerhöhungen an. Ist da nicht eine Strategie der VW-Führung sichtbar, durch die Androhung von 2000 Kündigungen bessere Karten für Lohnverhandlungen zu haben?
Dieses Szenarium erleben für Jahr für Jahr. Es ist eine Art Brauch geworden, uns eine kritische Unternehmenssituation zu präsentieren. In der Vergangenheit konnten wir trotzdem gute Ergebnisse erzielen. Natürlich wird der Produktionsrückgang Einfluss haben. Das Unternehmen wird die schwierige Marktsituation als Argument anführen, um die Lohnerhöhung so gering wie möglich zu halten. Wir wollen zuerst das Problem des Produktionsrückganges ohne Entlassungen lösen und dann den Tarifvertrag angehen. Wir sind in der Lage, beides zu bewältigen.
Sind Entlassungen aus Sicht der Unternehmensführung überhaupt die bessere Lösung?
Ja. Ihr könnte nichts Besseres passieren. Die Stammbelegschaft würde verringert und die entlassenen Arbeiter stünden aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation in der Region als erste Kandidaten für die Wiedereinstellung bereit, wenn 2005 die Serienproduktion des Jetta A5 beginnt. Die Einarbeitungskosten wären gespart und die Neueinstellung geschähe auf Grundlage einer niedrigeren Lohntabelle. Die Unternehmensleitung spekuliert darauf. Sie wissen, dass es möglicherweise zu keinem Konsens über verkürzte Arbeitszeit mit Lohneinbußen kommt.
Im März 2002 hat die Basis in ähnlicher Lage den Vorschlag der Gewerkschaftsführung für einen Lohnverzicht abgelehnt und stattdessen Entlassungen von Kollegen im Betrieb zugestimmt. Wenig solidarisch, wie viele damals meinten. Kann so etwas diesmal wieder passieren?
Es kann sich wiederholen, wenn die Einbußen für die Arbeiter sehr groß sind. Im letzten Jahr fehlte ihnen auch ausreichend Information, wir müssen uns diesen Schuh anziehen. Sie wurden bei der Abstimmung sozusagen ins kalte Wasser geschickt. Heute wissen sie besser Bescheid und sind sich bewusster, welche Bedeutung die Solidarität hat.
Was wäre die Ideallösung für die Gewerkschaft?
Verteilte Lasten. Einen Beitrag der Arbeiter, aber genauso von Unternehmen und der Regierung auf Landes- und Bundesebene. Das würde einen Konsens wahrscheinlich machen. Andernfalls zeichnet sich eine Konfrontation zwischen Gewerkschaft und Unternehmen ab. Wir wünschen das nicht.
Quelle: poonal
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