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Entlassungen bei VW-Mexiko abgewendet

Poonal vom 12.08.2003
Von Gerold Schmidt, Poonal 585 vom 12.08.2003

  (Mexiko-Stadt, 11. August 2003, npl).- Statt Entlassungen kommt jetzt die Einführung der Vier-Tage-Woche für mindestens ein halbes Jahr. Am Montag (11.8.) trat im mexikanischen Volkswagenwerk Puebla eine Arbeitszeit- und Lohnregelung in Kraft, die 2.000 Beschäftigten in letzter Minute den Arbeitsplatz sichert. Erst am Wochenende gingen mit der Abstimmung praktisch der gesamten Belegschaft fünf Wochen harter Verhandlungen zwischen der Führung der Betriebsgewerkschaft und der Unternehmensleitung in Puebla zu Ende. Ein relativ knappes Abstimmungsergebnis zeigt allerdings, dass der ausgehandelte Kompromiss nicht unumstritten ist. Fast 4.000 der etwa 10.000 VW-Arbeiter hätten lieber die Kündigung von Kollegen in Kauf genommen als Einbußen in der Lohntüte hinzunehmen.

Gewerkschaftsgeneralsekretär Jose Luis Rodríguez und seinem Verhandlungsteam, die stets mit dem Grundsatz "geteilte Kosten" ins Feld gezogen waren, gelang es erst in der vergangenen Woche, die Betriebsführung davon abzubringen, die 20-prozentige Arbeitszeitverkürzung mit einer genauso hohen allgemeinen Lohnkürzung zu verbinden. In dem jetzt vereinbarten Modell trifft diese proportionale Kürzung nur die ursprünglich für die Entlassung am 1. August vorgesehenen 2.000 Arbeiter. Sie erhalten allerdings über Ausbildungsstipendienprogramme von Bundes- und Landesregierung Zuschüsse, die nach Gewerkschaftsangaben wenigstens die Einbußen beim Grundlohn zum Großteil wettmachen. Den übrigen Beschäftigten, alle mit einer Betriebszugehörigkeit von mindestens sechs Jahren, werden 30 Prozent des weggefallenen fünften Arbeitstages sowie ihre vollständigen Lohnzusatzleistungen garantiert. Mit einem Abschlag vom Weihnachtsgeld müssen sie ihre stärker betroffenen Kollegen unterstützen.

Für Arbeitsminister Carlos Abascal, der über weite Strecken als Vermittler in die Verhandlungen eingeschaltet war, siegten am Ende "Vernunft, Solidarität und Intelligenz". Francisco Bada, stellvertretender Personalchef bei VW-Puebla sprach von einer "Innovation". Gewerkschaftsführer Rodríguez hob die Bereitschaft der Arbeiter hervor, "alternative Modelle" zu suchen und appellierte an die Unternehmer, bei Markteinbrüchen nicht auf Entlassungen zurückzugreifen. Er zeigte sich gleichzeitig erleichtert, unter den Gewerkschaftsmitgliedern eine Mehrheit für das Abkommen gefunden zu haben. Vor einigen Wochen war er sich im Gespräch mit npl noch nicht sicher über das Ausmaß der Solidarität in der Belegschaft gewesen. Die VW-Betriebsgewerkschaft gehört im Gegensatz zu den meisten Betriebsgewerkschaften der Branche dem unabhängigen Dachverband UNT an. Bei den Mitgliedsgewerkschaften der traditionellen Arbeiterzentrale CTM wird die Belegschaft meist nicht befragt.

Eine Verschnaufpause für die VW-Gewerkschaftsführung gab es nicht. Bereits am Dienstag, den 12. August fangen die von den vergangenen Gesprächen getrennten Lohnverhandlungen im Rahmen eines neu anstehenden jährlichen Tarifvertrages an. Rodríguez und seine Gewerkschaftsgenossen hatten im Juni noch vor den Entlassungsandrohungen eine 13,6-prozentige Lohnerhöhung als Diskussionsgrundlage präsentiert. Jetzt befürchten sie als Gegenangebot von der Unternehmensseite eine Nullrunde. Das sei aber mit der Gewerkschaft auf keinen Fall zu machen, so Rodríguez. Sie setze auch hier auf eine Verhandlungslösung, aber es müsse eine "würdige" Steigerung geben. Das letzte Wort habe in jedem Fall die Basis.


Quelle: poonal
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