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Ausführlicher Bericht zur Identifizierung vin Alexander Mora
Verschwundener aus Ayotzinapa (Proceso v. 7.12.2014)
Proceso vom 07.12.2014 |
Anbei die Übersetzung des Beitrags von Ezequiel Flores Contreras in der mexikanischen Zeitschrift Proceso − Dank an Simon Hirzel für die Übersetzung.
P.
Durch das Fragment eines Knochens und durch einen Backenzahn wurde Alexander Mora identifiziert
Von Ezequiel Flores Contreras
(Original auf Spanisch von Proceso.com, siehe: http://www.proceso.com.mx/?p90108)
EL PERIC«N, Guerrero. (proceso.com.mx).- »Ich akzeptiere diesen Rückschlag, aber ich werde nicht aufhören zu kämpfen, um für meinen Sohn und seine 42 Kommilitonen Gerechtigkeit zu fordern«, sprach Ezequiel Mora Chora, Vater von Alexander Mora Venancio, mit Entrüstung und Wut in der Stimme. Die Überreste von Alexander Mora wurden zwischen weiteren menschlichen Überresten am Fluss San Juan in der Gemeinde Cocula aufgefunden.
Der ältere Herr, der sich der Feldarbeit widmet und als Taxifahrer arbeitet, teilte mit, dass sich dieser Schmerz durch nichts in der Welt überwinden lässt. Dabei bezog er sich auf einen Kommentar des mexikanischen Präsidenten Enrique Pena Nieto, den dieser vor einigen Tagen bei einer Arbeitgeberversammlung im Hafen von Acapulco äußerte.
In einem Interview mit Proceso.com erzählte der tief bedrückte Vater von sieben Kindern, der seit zwei Jahren verwitwet ist, Details über die Identifizierung seines Sohnes. Sein Sohn ist einer von 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa, die vor zwei Monaten von lokalen Polizeieinheiten aus Iguala und Cocula, die mit kriminellen Banden unter einem Hut stecken, verhaftet wurden und verschwanden.
Mora Chora erwähnte, dass für vergangenen Freitagabend eine Versammlung in der Universität von Ayotzinapa mit Anwälten des Zentrums für Menschenrechte de la Montaña Tlachinollan und argentinischen Kriminalexperten angesetzt war. Die Unterstützung der Experten aus Argentinien bei den Ermittlungen der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft (Procuraduría General de la República − PGR)war ein Vorschlag der Angehörigen.
»Als die Experten mir sagten, ich solle mich beruhigen, antwortete ich, sie sollen nicht um den heißen Brei reden, mein Herz war ja schon gebrochen«, erklärte der Mann von keiner Statur mit der durch die Sonne gegerbten Haut.
Daraufhin informierten ihn die argentinischen Experten über das Ergebnis forensischer Untersuchungen an einem Knochenfragment und an einem Backenzahn. Beide Überreste gehörten zu seinem Sohn Alexander Mora Venancio, einem Teenager von 19 Jahren, der sich im ersten Jahr des Lehramtsstudiums an der Universität von Ayotzinapa befand und Opfer der Barbarei durch mit der Drogenkriminalität verbandelte Behörden wurde.
In Übereinstimmung mit der Information der ausländischen Experten befanden sich die menschlichen Überreste unter dem von der Generalstaatsanwaltschaft in der direkten Umgebung des Flusses San Juan gesammelten Material in der Gemeinde Cocula, teilte der Anwalt des Zentrums für Menschenrechte de la Montaña Tlachinollan, Vidulfo Rosales Sierra, mit. Rosales Sierra leistet den Angehörigen der verschwundenen Studenten juristischen Beistand.
Während des Interviews an diesem Ort in der Region der Costa Chica, etwa drei Autostunden von der regionalen Hauptstadt entfernt, teilte der Verteidiger weiterhin mit, dass die Experten sowie die Bundesregierung bereits vor zwei Tagen von diesen Tatsachen in Kenntnis gesetzt worden sind. Deswegen habe auch der Präsident Peña Nieto während einer offiziellen Veranstaltung — der Arbeitgeberversammlung im Hafen von Acapulco − die Angehörigen der Opfer dazu aufgefordert, den Schmerz zu überwinden.
Der Anwalt informierte Proceso.com darüber, dass auf die Ergebnisse weiterer 17 Untersuchungen aus dem österreichischen Labor gewartet wird. Somit würden die Indizien die Annahmen der Generalstaatsanwaltschaft dahingehend stützen, dass die 43 verschwundenen Studenten ermordet wurden und die Leichen in der Abfallgrube von Cocula verbrannt wurden.
Nichtsdestotrotz verwies er darauf, dass Zweifel an den Annahmen existieren, dieser sei der Ort des Verbrechens, an dem die Überreste eines der 43 Studierenden identifiziert wurden. Die Generalstaatsanwaltschaft verweigerte den ausländischen Experten, an der vorangegangenen Suche der Überreste teilzunehmen, die in der nördlichen Gemeinde des Bundesstaates Guerrero durchgeführt wurden.
»Möglicherweise möchte die Generalstaatsanwaltschaft den Fall Ayotzinapa zu den Akten legen, aber es fehlt weiterhin jede Spur der anderen 42 Studierenden und die Eltern werden nicht ruhen, bis sie aufgespürt sind«, stellte der Anwalt aus Tlachinollan klar.
Rosales Sierra suchte gemeinsam mit Studierenden aus Ayotzinapa dieses Dorf in der Gemeinde von Teconapa auf, in dem der Schmerz, die Wut und die Verzweiflung unbeschreiblich sind.
In einer Ecke des größten Schranks in der einfachen Behausung befindet sich ein Altar mit Fotos von Alexander, der auch Chande oder La Roca genannt wird, die über dem Fußballtrikot von La Juventus, dem Verein, für den der ermordete Student spielte, erstrahlen − umrahmt von gelben Blumen und Kerzen.
Von hier aus rief Ezequiel Mora die Gesellschaft dazu auf, nicht nachzulassen bei den Forderungen nach Gerechtigkeit für die weiterhin verschwunden Studierenden aus Ayotzinapa.
»Mir haben sie schon alles genommen und ich möchte nicht, dass weitere Menschen das durchmachen müssen, was ich durchmachen muss. Deswegen werde ich weiterhin dafür kämpfen, dass diese Scheiß-Regierung etwas unternimmt, denn es kann nicht sein, dass es so viele verschwundene Menschen gibt und niemand etwas unternimmt«, äußerte sich der Vater von Alexander Mora.
Vor dem Haus wird die Beerdigung des Studenten aus Ayotzinapa vorbereitet. Dutzende Personen haben sich versammelt, darunter Professoren, Kommilitonen und Freunde des jungen Studenten, die sich an ihn als ruhigen Menschen erinnern, der eines Tages Lehrer werden wollte, um die Armut einer Familie mit sieben Kindern und eines Vaters, der als Taxifahrer arbeitet, zu lindern.
»Su familia le decía Chande y sus amigos La Roca. El año pasado intentó ingresar a la Normal pero no pasó el examen de admisión, no obstante se aferró a su sueño y logró quedarse en Ayotzinapa para ser asesinado por el narcogobierno«, expresa un docente amigo de la familia.
Die Überreste des Studenten — ein Knochenfragment und ein Backenzahn — werden der Familie in etwa einer Woche übergeben, teilten die argentinischen Experten dem Vater mit.
Von den 43 Studenten aus Ayotzinapa stammen acht aus der Gemeinde Teconapa, einem Dorf in der Region Costa Chica, dessen Einwohner sich durch besonderen Mut auszeichnen. Im vergangenen Jahr haben sie sich dazu entschlossen, sich zu bewaffnen, um sich gegen die kriminelle Gewalt und staatliche Apathie zur Wehr zu setzen.
Während des Nachmittags wurden die Informationen bekannt, als Studierende und Freunde der Familie die Erkenntnisse über die sozialen Netze verbreiteten.
Nachdem der Vater die schreckliche Nachricht erhalten hatte, entschloss er sich dazu, die Nacht von Freitag auf Samstag in Ayotzinapa zu verbringen. Am Samstagnachmittag kehrte er in sein Heimatdorf zurück, um die notwendigen Maßnahmen zu treffen. Dabei unterstützen ihn Psychologen, die sich im Dienst der Universität von Ayotzinapa befinden.
Als er in seinem Dorf einttraf, erwarteten ihn schon Freunde und Familie. In einer kurzen Botschaft teilte er ihnen mit, dass der Leichnam seines Sohnes verbrannt wurde und dass die argentinischen Experten ihn aufgrund eines Knochenfragments und eines Backenzahns identifizieren konnten, welche in der Abfallgrube von Cocula gefunden wurden — und zwar an dem Ort, an dem laut Generalstaatsanwaltschaft die 43 verschwundenen Studierenden aus Ayotzinapa ermordet, verbrannt und die Überreste beseitigt wurden.
»Von den anderen Jungs fehlt jede Spur, offiziell gibt es keine Anhaltspunkte. Hoffentlich rüttelt dieser Vorfall viele Menschen wach, die sich über die Dimensionen des Verbrechens nicht bewusst sind«, teilte der tief bedrückte Vater bei einer Versammlung mit Familien und Freunden in El Pericón mit.
Die weiteren Studierenden aus Ayotzinapa posteten die folgende Nachricht über ihre Facebook-Seiten:
»Compañeros: an alle, die uns unterstützt haben: Ich bin Alexander Mora Venancio. Mittels dieser Stimme spreche ich zu euch, ich bin einer der 43 durch die Hände der Drogenregierung Gefallenen des 26. September.«
Die Nachricht geht weiter:
»Heute, am 6. Dezember haben die argentinischen Experten meinem Vater bestätigt, dass eines meiner Knochenfragmente zu mir gehört. Ich bin stolz auf euch, die meine Stimme erhoben habt, meinen Einsatz und meinen freien Geist gezeigt habt«.
Schließlich:
»Lasst meinen Vater nicht alleine mit meinem Leid, für ihn bedeute ich so gut wie Alles. Die Hoffnung, den Stolz, seinen Einsatz, seine Arbeit und seine Würde. Ich lade dich dazu ein, deinen Einsatz zu verdoppeln, dass mein Tod nicht umsonst sei. Triff die beste Entscheidung, aber vergiss mich nicht. Stelle die Dinge richtig dar, schau, was möglich ist, aber vergib nicht. Dies ist meine Botschaft. Brüder, bis wir siegen«.
Quelle: | |||
http://www.proceso.com.mx/ | |||
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