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Kommuniqué des Ejido Tila

Kommunique vom 20.12.2015
übersetzt von lisa − colectivo malíntzin

  KOMMUNIQUÉ DES EJIDO TILA, 20. Dezember 2015

An die nationalen und internationalen Medien
An die sozial Kämpfenden in Mexiko und der Welt
An den Congreso Nacional Indígena (CNI)
An die Comisión Sexta des EZLN
An die Nicht-Regierungs-Menschenrechtsorganisationen


Wir möchten Sie/Euch über die außerordentliche Asamblea general vom 8. November 2015 informieren, von den Geschehnissen, die seit dem vorherigen Jahr bis heute andauern.

Unsere Großväter und Großmütter gründeten die Población Indígena Chol (Chol-Indígena-Gemeinde) vor der Kolonisierung. Heute wollen sie unser Land und unser Gebiet zu einem Okö-Tourismus-Zentrum herabsetzen.

Die schlechte Regierung des Municipios verletzt seit 72 Jahren unser Recht; wir kämpfen seit 30 Jahren auf juristischem Wege; seit sechs Jahren warten wir auf die Ausführung des gesetzlichen Schutz 1302/2010 und des ursprünglichen Gesetzes 259/82. Die Asamblea general, die Vollversammlung der Ejido-Mitglieder hat entschieden, den Regierungssitz des Municipios, der ohne Erlaubnis der Asamblea general gebaut wurde, zu zerstören. Weil er der Ursprung aller Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen, Nötigungen und dem ständigem Raub der 130 Hektar unseres jahrhundertealten Lands ist — (immer) eine legale Begründung suchend, um unsere Kollektivität zu zerstören.

Unsere Großeltern gingen zu Fuß unter großen Gefahren durch die Berge von Tila nach Tuxtla Gutierrez, Chiapas, ihr Essen mit sich tragend und auf ihre Müdigkeit nicht achtend, um die Legalisierung des Ejido seit 1922 zu betreiben. Sie erfuhren durch die Kolonisatoren die Sklaverei; und den Raub ihres Lands durch das ausländische Unternehmen Pennsylvania Plantation Company. Das war vor der Revolution des großen Generals Emiliano Zapata von 1910. Dank diesen Kampfs wurden 2.466 Hektar des Lands wieder gewonnen und die präsidiale Resolution vom 30. Juli 1934 erlangt, die sich auf den Artikel 27 der Verfassung von 1917 gründet. Dank des vergossenen Bluts tausender Campesinos säen wir heute auf diesem Land, das uns und unsere Kinder und Enkelkinder ernährt, uns kleidet und schützt.

Darum sagte am heutigen Tag die Asamblea general: Wir haben viele Märsche und Karawanen gemacht, die beachtet oder nicht beachtet wurden, und ein Schreiben an den (Ex-Präsidenten) Felipe Calderón Hinojosa zirkulierte. Er griff nicht ein — trotz der präsidialen Resolution und deren offizieller Veröffentlichung vom 16. Oktober 1934. Der Staat antwortete nicht, alles war — mehrmals — vergeblich.

Urkundlich dokumentiert, befindet sich der »Caserio de Poblado Indígena« im Zentrum der Población Indígena Chol des Ejido. Nach Übereinstimmung mit dem Artikel 9 der Legislación Agraria (Agrarland-Gesetzgebung) ist er jedoch kein Hauptsitz der Municipio-Regierung. Die Zentren der ejidalen Ortschaften oder Ejidos sind juristische Personen und eigenständiges Patrimonio (Vermögen). Sie sind Eigentümer des Lands, das ihnen gestiftet wurde. Der Artikel 22 lautet: »Die Asamblea general ist ihr höchstes Organ«; und der Artikel 29 besagt: »Wenn die Asamblea general beschließt, das Ejido-System zu beenden, muss dieser Beschluss im offiziellen Organ des föderalen Staates veröffentlicht werden.«

Wir machen (hiermit) bekannt, wo sich der Municipio-Hauptsitz am 25. August 1909 befand: Im Nachbarort Petalcingo, mit seinem 101 Hektar Land. Wegen einer Epidemie und der Präsenz von Teilnehmern der mexikanischen Revolution von 1910 wurde die Ortschaft verlassen. Die Präsidenten anderer Municipios und die Kaziken, die in die Población Indígena Chol kamen, beschlossen den Municipio-Hauptsitz provisorisch dorthin zu verlegen. Auf diese Art erreichte uns das, was uns so oft so viele Ungerechtigkeiten verursacht hat. Aus diesem Grund ist sein Sitz nicht legal. Die drei Ebenen der Regierung fassten deshalb den Beschluss, uns 40 Millionen Pesos zu zahlen.

Jedoch das Wissen und die Weisheit, die unsere Großeltern uns hinterließen, haben uns gelehrt, unsere Geschichte und unsere Kultur zu verteidigen, weil wir der Madre Tierra zugehören.

Darum wollen sie uns kaufen, damit wir selbst vereinbaren sollen, die präsidiale Resolution aufzuheben, die hohen Lebenskosten zu akzeptieren und alle jungen Leute ortlos zu machen, sie zu vertreiben, wenn die Verhandlungen über das Land erfolgt sind und der erfolgreiche Raub legalisiert ist. Aktuell erleben wir diese drei Aktivitäten innerhalb der 5.405 Hektar Land. Solcherart wollen sie uns destabilisieren. Die schlechte Regierung des Municipios benutzt die schlecht gepflasterten Straßen und den Parque Mercado, als ob es einen municipalen Markt gäbe, hat Programme und Projekte für Toiletten eingeführt, um die Ejido-Mitglieder zu kontrollieren, hat Führer der Ortsteile und Nachbarschaften ernannt, gibt ihnen ökonomische Unterstützung, damit sie nicht mehr die Madre Tierra verteidigen, ihre Kultur, Gewohnheiten, Gebräuche zerstören und betrügt und belügt die Einwohner und Benachbarten, indem sie ihre Schriftstücke verschickt, als ob sie eine legale Grundlage hätten und veranlasste illegale Steuer-Zahlungen für die vorherigen Jahre bis heute. Wir sind uns klar darüber, dass sie den Artikel 74 der Agrarland-Gesetzgebung verletzen: »Der Land-Besitz zum gemeinsamen Gebrauch ist unveräußerlich, zeitlich nicht aussetzbar und nicht beschlagnahmbar.«

Jedoch mit aller Freiheit kaufen Nicht-Ejido-Mitglieder ejidales Land um angeblich Bauarbeiten — unerschöpflich wie das Wasser — zu veranlassen, nur um die Geldmittel zu minimieren. Angekündigt (wird das Ganze) als Entwicklung des Municipios und als Funkgeräte-Equipment für die Vertreter der Ortsteile und Gemeindeführer — mit ihrem Projekt des Todes: Sie verteilen viele Genehmigungen für Kantinen, Bars und den Schnaps-Ausschank.

Von diesem Sitz des Municipio-Präsidenten aus wurden die Paramilitärs von Paz y Justicia (»Frieden und Gerechtigkeit«) mit Waffen, Funkgeräten und Uniformen ausgerüstet.

Wir erinnern an das, was 2005 passierte: Das Eindringen von Planier-Raupen, Baggern, Baumfäll-Maschinen, um andere Ortschaften zu errichten, die Zahlung von Taxi-Gebühren an Leute außerhalb des Ejidos und nicht an Taxifahrer des Ejidos, die Teilnahme von zwei Helikoptern und 20 Einheiten der lokalen Polizei, die Beschießung der Zivilbevölkerung mit Tränengas-Granaten, die Panik und die Angst, die vielen Familien, die ihre Häuser verließen, die Verpflichtung von Bandenmitgliedern und die Anwerbung von Jugendlichen, denen ökonomische Mittel fehlten, sich zu vermummen, um die Ordnung im Bezirk aufrecht zu erhalten.

Als Pueblo Indígena Chol müssen wir laut dem Abkommen 169 über die Rechte der indigenen Völker der ILO anerkannt, respektiert werden und sind geschützt durch den Artikel 21 des Inner-Amerikanischen Gerichtshofs. Und keine Repression mehr wie 1980, unter der Regierung von Juan Sabines Gutierrez, in Koordination mit den Kaziken.

Heute haben wir — laut Artikel 1, 14, 16 der Verfassung — unser Recht auf persönlichen Besitz verteidigt. Den Artikel 2 wieder aufnehmend, erkennen wir einzig unsere eigene Autorität(en) an und die freie Bestimmung gemäß unserer Autonomie: dass ein Ejido seine Autonomie respektieren muss (Teil 2), um unsere eigenen internen Konflikte zu lösen. Im Artikel 39 der gleichen Verfassung haben sie (die Ejidos) für alle Zeit das unveräußerliche Recht, ihre Form der Regierung zu verändern oder zu ändern.

Wenn sie unser Recht als Población Indígena Chol verletzen, stellen sie sich gegen ihre eigene Nation, da das Land ein mehr-kulturelles Land ist.

Hochachtungsvoll
Tierra y Libertad — Land und Freiheit

 Quelle:  
  http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2015/12/20/comunicado-del-ejido-tila-de-diciembre-de-2015/ 
 

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