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Die Lehren im Juni.

Kommunique vom 04.07.2016
übersetzt von Christine, RedmycZ

  Kommunique
4. Juli 2016

Die Lehren im Juni.
Juli 2016.

Compañeras, Compañeros und Compañeroas der Sexta in Mexiko und auf der ganzen Welt:
Künstler*Innen der fünf Kontinente:
Lehrerschaft im Widerstand:


Wir schicken euch allen unsere Grüße, zusammen mit den Grüßen der indigenen zapatistischen Comunidades. Wir schreiben euch diesen Brief um zu erzählen, was wir in diesem vergangenen Monat Juni gehört und gesehen haben und um euch über eine Entscheidung zu informieren, die wir als Zapatist*Innen die wir sind, getroffen haben. Nun denn:

Die Lehren von Oben.

Im Monat Juni, in einigen wenigen Wochen wurde uns ein echter Lehrstuhl präsentiert und wir wurden belehrt und ausgebildet.

Einmal mehr hat sich der Charakter des mexikanischen Staates entblößt: was das ´Gesetz 3 der 3¨ betrifft, so genügte es, dass die Kapitalist*innen mit den Fingern schnippten um alle institutionellen Kräfte auf Trab zu bringen um zu korrigieren, was ihren Gebietern missfiel. Das Wissen, dass sie befehlen, genügt nicht, die großen Herren des Geldes zeigten allen, die es sehen wollten, wer wirklich die Entscheidungen trifft. Vor dem Unabhängigkeitsengel (um zu verspotten, was dieser darstellt), mit Markenanzügen und ebensolchen Krawatten bekleidet, demonstrierte eine Handvoll Gebieter, um eine Lektion moderner Politik zu erteilen. »Wir befehlen«, sagten sie ohne Worte. »Dieses Gesetz gefällt uns nicht. Wir benötigen keine Toten, keine Aufmärsche, keine Schläge müssen wir einstecken, noch Demütigungen oder Gefängnis. Wir müssen auch nicht demonstrieren. Wenn wir uns jetzt zeigen, dann nur deshalb, um alle Politiker daran zu erinnern, wo ihr Platz ist, jene, die in der Regierung sind und jene die das anstreben. Und der Pöbel, gut denn, nur damit er merkt, wie viel Geringschätzung er uns verursacht«. Und dann geschah was geschehen musste: die Legalität des Systems (jene, die es erzeugen, jene, die es ausführen, und jene die es sanktionieren) zeigte seine wahre Daseinsberechtigung: in wenigen Stunden übereilten sich die ¨Regierungsinstitutionen¨ mit Entschuldigungen und suchten fieberhaft nach Lösungen, um den Ärger der großen Herren zu besänftigen. Wie Vorarbeiter, stetig bereit, den Gebietern zu dienen, haben sich die Regierungen hingekniet und alles unternommen, damit sich die Gesetze den Zwecken des Systems unterordne. Die Gesetzgeber stammelten: »wir haben sie nicht mal gelesen«, während sie sich ständig verbeugten und unterwürfig entschuldigten.

Aber als die widerständische Lehrerschaft und die Comunidades, Bewegungen, Organisationen und die Personen, die diese unterstützen die Aufhebung der Erziehungsreform (in Wirklichkeit ist das nur eine Plattform für die präsidentielle Pre-Kampagne des Anwärters auf Polizeispitzel Aurelio Nuño) verlangten, waren die Regierung und deren Gebieter zu allem bereit (will heißen, zur Gewaltanwendung), um die ´Legalität´ zu verteidigen. Mehr hysterisch als historisch beharrten sie darauf, dass das Gesetz nicht verhandelbar sei. Und das erklärten sie nur wenige Stunden nachdem sie sich vor der Macht des Geldes duckten...um die Modifizierung des Gesetzes zu verhandeln.

Es scherte sie nicht, auf die Auferlegung einer willkürlichen Erziehungsreform zu bestehen, die sie nicht mal gelesen hatten. Ein aufmerksames Durchlesen hätte genügt um zu bemerken, dass das nichts mit Erziehung zu tun hat. Es ist wirklich pathetisch, dass die Politikerklasse und die Medien, die sie begleiten sagen, dass sie die Institutionen, die Gesetze und die Gerechtigkeit verteidigen, während sie sich schamlos aufführen.

Im Juni war die Lektion von oben klar und zynisch: in Mexiko befiehlt das Kapital und die Regierung gehorcht.

Die Lehren von Unten.

Auf der anderen Seite haben die Lehrerinnen und Lehrer, die sich um die Gewerkschaft Coordinadora Nacional de Trabajadores de la Educación (CNTE) gruppieren, ebenso wie die Familien und Comunidades, die sie unterstützen auch Unterricht auf den Straßen, Wegen und Pfaden des Mexikos von Unten erteilt.

In wenigen Wochen haben sie das gesamte von der politischen Klasse nach Jahren und mit viel Geld aufgebaute Bühnenbild demontiert, welches dazu diente, unter dem Namen ´Pakt für Mexiko¨ den neuen Eroberungskrieg zu verbergen, dessen Synthese die sogenannten ´Strukturreformen´ sind.

Die würdige Widerstandsbewegung der Lehrerschaft hat auch die tiefgreifende Zersetzung der Regierungsinstitutionen, sei das auf bundesstaatlicher, landesstaatlicher oder Gemeindeebene gezeigt. Korruption, Unfähigkeit und Schwerfälligkeit der Regierung lassen sich nicht mehr hinter der Schminke verstecken, die die bezahlten Medien und die manipulierten sozialen Medien dienstbeflissen präsentieren, mit der gleichen Unfähigkeit wie sie regieren.

Um die ´schlechte gesamtgesellschaftliche Laune´ zu manipulieren und sie gegen die demokratische Lehrerschaft zu verwenden, haben die Regierungen und die großen bezahlten Kommunikationsmedien eine beeindruckende (und gleichzeitig nutzlose) Kampagne der Verleumdungen und Lügen gestartet: die Armen haben keinen Treibstoff, kein Bier, keinen Alkohol, keine Süßigkeiten und Schleckereien, kein Toastbrot und den gemahlenen Maiskolben, der als ´Maismehl´ gehandelt wird. Und an allem sind die Lehrer schuld. Aber nicht, weil sie aufbegehren sondern weil sie keine Großgrundbesitzer sind.

Zumindest hier in Chiapas war der angebliche Treibstoffmangel nichts anderes als eine schamlose Spekulation der einschlägigen Unternehmer, die wussten, dass der Preis am Freitag in die Höhe gehen würde und bereits am Dienstag in den Social Media das Gerücht des bevorstehenden Mangels verbreiteten. In den Tankstellen gab es seltsamerweise nur den Treibstoff mit dem Namen Diesel, der nicht teurer werden würde. Die Tankwarte sagten, dass Vorrat vorhanden sei ´aber der Chef hat angeordnet, dass wir rationieren und dann die Tafeln aufstellen, die besagen, dass wir nichts mehr haben. Und an den Pumpen haben sie auch herummanipuliert, so sind dann die Liter keine Liter sondern weniger. Aber das kommt schon von früher, als es noch gar keine Blockaden gab´.

Ebenso fehlten Lebensmittel und verderbliche Produkte nur in den großen Supermärkten. Auf den populären Märkten gab es weiterhin Obst, Gemüse, Mais, Bohnen, Reis, Fleisch, Eier, ohne dass die Preise hinauf gingen. Ja es stimmt, Produkte wie abgefüllte Limonaden, Zigaretten, Bier und Liköre sowie das, was man allgemein als ´chunk food´ bezeichnet, wurden knapp.

Die ¨Interessen von Dritten¨, auf die sich die Regierung bezieht wenn sie sagt, dass die getroffen wurden, sind nichts anderes als die Interessen der großen Unternehmen des kommerziellen Kapitals.

Während Regierende, Medien und Social Media die sie begleiten heiser wurden weil sie immer wiederholten, dass es die Lehrerbewegung nur in den ärmeren Bundesländern gäbe, deren sozialer Rückstand natürlich die Schuld der CNTE sei, war es tatsächlich so, dass in Monterrey, Nuevo Leon, Tausende von Lehrerinnen und Lehrer nicht nur einmal sondern verschiedene Male auf die Straße gingen. Auf die Straßen dieser ehemaligen Höhle des großen nationalen Kapitals und sie verlangten die Aufhebung der Erziehungsreform.

Als die widerständische Lehrerschaft beschloss, die Blockaden für Privatautos, öffentliche Verkehrsmittel, Wassertransporte und lokale Transportmittel zu öffnen aber nicht für die Fahrzeuge der großen Unternehmen, da schnauften die Aufseher wütend, drohten und forderten, dass sie die Waren vorbeilassen sollen, die das große Kapital ernähren, auch wenn ´der Pöbel´ dann nicht fahren könne.

Und in den bezahlten Medien: großflächig gestreute Nachrichten zu den Flugzeugen der SEDENA - als ob es sich um LKWs zur Verteilung von Maseca (nicht von Mais) handle — mit denen der Flug der Pre-Kampagne von José Antonio Meade begann, um Aurelio Nuño als Präsidentschafts-Pre-Kandidat abzulösen. Gleichzeitig wurde aber verborgen, dass andere Hercules-Flugzeuge Panzerfahrzeuge zur Aufstandsbekämpfung und Polizeitruppen transportierten nach Chiapas und Oaxaca... und Guerrero... und Michoacán...und Tabasco... und Nuevo León? ¡Ach, die rebellische Geographie der Rebellion!

Nein. Die von oben interessieren sind weder für die Bildung noch für die Kinder. Nun, nicht einmal an der sogenannten Bildungsreform sind sie interessiert. Weder der traurige Polizist, der im Bildungsministerium abfertigt noch keine*r der Legislator*innen die für die Reform gestimmt haben, haben sie gelesen. Und wenn die Lehrer*innen anführen, dass dieser oder jener Artikel schädlich ist, drehen sie sich nervös um und suchen mit den Augen ihre Berater und Leibwächter, nicht nur, weil sie nicht wissen, was in diesen Artikeln steht, sondern auch, weil sie die Bedeutung des Wortes ´schädlich´ nicht verstehen. Es ist ihnen nur wichtig, sich in die Nachfolgeschleife hineinzuschummeln, um zu sehen, wer der Präsidentschaftskandidat der PRI oder bei den anderen politischen Parteien wird.

Aber, trotz Drohungen, Prügel, Gefängnis und des himmelschreienden Massakers von Nochixtlán, Oaxaca widerstehen die Lehrerinnen und Lehrer. Aber sie sind nicht mehr allein.

Wenn man erwarten würde, dass nach den Drohungen die Anwesenheit der Menschen bei den Blockaden und Camps abnimmt, so ist es in Wirklichkeit so.....dass mehr Lehrer kommen....und Bewohner*innen des Viertels, der Ansiedlung, des Dorfes, der Gemeinden!

So haben die Lehrerschaft im Widerstand und das Volk, das sie unterstützt ihre öffentliche kostenlose und laizistische Lektion des Monats Juni beendet und sie haben uns eine noch komplettere Lehre erteilt: in Mexiko befiehlt das Kapital und die Regierung gehorcht....aber das Volk rebelliert.

Das Wichtigste.

Wenn wir, die wir Zapatist*innen sind sagen, dass wir eine Bewegung respektieren, dann heißt es genau das: wir respektieren sie. Das heißt, wir mischen uns nicht ein, in ihre Art, in ihre Zeit, in ihre Organisationsstruktur, in ihre Entscheidungen, Strategien und Taktiken, ihre Allianzen und Entscheidungen. All das was jene bewerten und entscheiden müssen, die diese Organisation bilden.

Ob sie wählen oder nicht wählen, sich mit politischen Parteien verbinden oder nicht, Gespräche führen oder nicht, verhandeln oder nicht, Übereinkommen treffen oder nicht, ob sie gläubig sind oder Atheisten, dick oder dünn, groß oder klein, schön oder hässlich, Mestizen oder Indigene. Wir unterstützen sie, weil ihr Kampf ein gerechter ist. Und unsere Unterstützung ist zwar begrenzt aber bedingungslos. Das heißt, wir erwarten nichts im Gegenzug.

Leider ist es so, dass unsere Unterstützung, auf Grund unserer Essenz als EZLN, meist nicht mehr ist als eine mit Worten, und nicht selten muss sie gar in Schweigen erfolgen. Im Fall der Lehrerschaft im Widerstand ist es so, dass sie schon unter so vielen Anschuldigungen und Druck leiden, dass sie es jetzt wirklich nicht brauchen, dass man ihnen vorwirft, sie würden von politisch-militärischen Organisationen ´manipuliert´ oder seien von diesen ´infiltriert´.

Daher sollen es alle im politischen Spektrum hören: alles was die Lehrerschaft im Widerstand erreicht hat, war und ist durch ihre eigene Anstrengung und ihre Entscheidung und ihre Ausdauer geschehen. Die Lehrerinnen und Lehrer dieser Gruppe waren es, die ihren Kampf erklärt haben, die in Gemeindeversammlungen, in den Vierteln und Ansiedlungen gesprochen haben und die überzeugt haben. Im Gegensatz zu anderen Bewegungen hat die Lehrerschaft den Blick nach unten gerichtet und dorthin Blick, Ohr und Wort gerichtet. Ihr Widerstand war es, der weit entfernte Stimmen zu ihrer Unterstützung zum Ertönen gebracht hat. Gut denn, so war und ist es zumindest in Chiapas. Anstatt zu verleumden oder eine neue ´Konspirationstheorie´ aufzustellen sollten die Geheimdienste (ha!) der Regierung ebenso wie die Medien, die sich von dort ernähren, aus den Lektionen der Lehrerinnen und Lehrer lernen.

Unsere begrenzten ökonomischen Mittel (Ergebnis unseres rebellischen Widerstands, und nicht durch die Blockaden der Lehrerschaft verursacht) haben es uns bis dato nicht erlaubt, den Lehrerinnen und Lehrern und den Comunidades, die sie unterstützen etwas Substantielles zu schicken (zum Beispiel Mais und nicht Maseca), um die schwierigen Bedingungen etwas zu lindern, welche die gegen sie geführten Kriege verursachen.

Wir können auch keine großen Mobilisierungen machen, wir bekommen nämlich keine institutionellen ökonomischen Subventionen, und jede Mobilisierung, wie klein und symbolisch sie auch sein möge, müssen wir mit unseren begrenzten Mitteln bestreiten.

Ja wir wissen es. Sie können uns jetzt sagen ´Diese Unterstützung sieht man nicht´. Aber wir Zapatistinnen und Zapatisten wollen gar nicht, dass sie sichtbar ist, noch dass sie uns wählen, dass sie sich einschreiben, noch dass sie die Listen der Abkürzungen vergrößern, in die sich gewöhnlich die ´Fronten´ und ´Großfronten´ verwandeln, noch dass sie uns auf irgendeine Weise ´bezahlen´. Auch fordern oder erwarten wir keine ´Reziprozität´.

Wir Zapatisten und Zapatistinnen möchten nur erreichen, dass die Lehrerinnen und Lehrer spüren, dass wir sie respektieren, bewundern und dass wir aufmerksam beobachten und die Lehren, die sie erteilen, zur Kenntnis nehmen.

Wir glauben, dass es notwendig ist, weiterhin zu widerstehen. Und heute, in dieser Geographie, diesem Kalender, hat der Widerstand ein Gesicht, die Entscheidungskraft und die Würde der Lehrerschaft in Rebellion.

Um es klarer zu sagen: für uns Zapatist*innen ist das Wichtigste jetzt, in diesem Kalender und aus dieser begrenzten Geographie, in der wir widerstehen und kämpfen, der Kampf der demokratischen Lehrerschaft.

Die Lehren der Originalvölker.

Hoffentlich kommt es zu einem ehrlichen und respektvollen Dialog und nicht zu einer Simulation, die die Vorbereitungen zu neuen repressiven Schlägen sind. Hoffentlich verläuft es ohne Toben und Trommeln auf den Tisch, etwas was der, der glaubt, dass er befiehlt, so gerne macht.

Hoffentlich unterlassen die Regierungsgruppe, das große Kapital und die sie begleitenden und dienenden Medien es, mit dem Feuer auf der durch ihre Politik, Korruption und Lügen vertrockneten Wiese zu spielen.

Hoffentlich glauben die von oben nicht länger daran, dass der Sturm das Feuer, das sie und nur sie stetig anfachen, ablöschen werde. Hoffentlich sehen sie, dass der Sturm auch sie ersäufen wird und dass es dann niemand geben wird, der ihnen als Lebensretter dient, weder ein Kolumnist der schriftlichen oder elektronischen Presse, noch hashtag, noch social media noch ein Radio- oder Fernsehprogramm.

Hoffentlich, aber unsere Erfahrung sagt uns, dass es nicht so sein wird.

Die Originalvölker, die Compañeros und Brüder des Nationalen Indigenen Kongresses haben es schon klar gesagt, als sie sagten, dass wir mitten aus dem Sturm heraus sprechen.

»Mitten im Sturm«, das waren die Worte, die unsere Brüder und Schwestern im Schmerz, in der Wut, in der Rebellion und im Widerstand wählten und die sich gemeinsam als Nationaler Indigener Kongress bezeichnen. Nur mit diesen drei Worten hat der CNI eine klare Lehre über die Kalender und Geographien erteilt, die von den Social Media, den bezahlten und freien Medien und den progressiven Intellektuellen ignoriert werden. Wir Zapatistinnen und Zapatisten fühlen, dass diese Worte auch die unseren waren und daher bitten wir den Nationalen Indigenen Kongress gemeinsam zu unterschreiben.

Denn für die Originalvölker sind Drohungen, Lügen, Verleumdungen, Schläge, Gefängnis, das Verschwinden und die Morde ein Teil ihres täglichen Lebens und das seit Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten.

Denn worunter die widerständische Lehrerschaft, die Originalvölker, die Ansiedlungen, Nationen und Tribus jetzt leiden, das erleiden wir ohne dass sich jemand darum kümmert, mit Ausnahme der Sexta natürlich.

Denn seit langer Zeit sehen und wissen wir Originalvölker in unseren Feldern, Tälern und Bergen was für alle kommen wird. Selbst für jene, die uns mit Verachtung ansehen oder als Zielscheibe für Spott oder Almosen (ist dasselbe), oder als Synonym der Unwissenheit und des Rückstandes, selbst für jene, denen es an Wörtern und Einbildungskraft fehlt und das Wort ´Indio´als Beschimpfung wiederaufleben lassen.

AlleN sagen wir jetzt, wenn sie es früher nicht gesehen haben, dann sehen sie es jetzt. Wenn sie sehen oder hören, was gegen die Lehrerinnen und Lehrer geschieht, sollen sie denken ´der nächste bin ich´.

Denn nach den Arbeiter*innen der Grundausbildung kommen die Pensionist*innen dran, dann jene der Anderen Gesundheit, die Bürokraten, die kleinen und mittleren Geschäftsleute, die Transportunternehmer*innen, die Akademiker*innen, die Kommunikationsmedien, alle Arbeiter*innen auf dem Land und in der Stadt, Indigene und Nicht-Indigene vom Land und in der Stadt.

Vielleicht ist das der Schluss, zu dem die Familien kommen, die, ohne einer Organisation, Partei oder Bewegung anzugehören, die Lehrerschaft unterstützen. Denn sie sagen ´der nächste bin ich´ und daher rührt die populäre Unterstützung der Lehrerschaft. Egal wie viel Aurelio Nuño gestikuliert und brüllt, dass die widerständische Lehrerschaft gegen diese Familien und ihre Kinder verstoßen . Diese Familien unterstützen die Bewegung der Lehrer. Und sie werden das weiterhin tun, auch wenn die bezahlten Medien sich in den social media — unnötigerweise — anstrengen, ein Echo der armseligen Argumente zu sein, die die laufende Repression schlecht verkleiden.

Es ist so als ob die Lehre von unten, ohne Gesicht und ohne Abkürzungszeichen folgende wäre: ´wenn dort oben die Zeit zu Ende geht, dann geht da unten die Angst zu Ende´.

Eine schwierige Entscheidung.

Es ist die Zeit der Lehrerinnen und Lehrer im Widerstand. Es ist nötig und vorrangig, auf ihrer Seite zu sein.

Monatelang und unter außergewöhnlich schwierigen Bedingungen haben die zapatistischen Unterstützungsbasen sich für den Festival CompArte vorbereitet, ein ums andere Mal geprobt, künstlerische Ausdrucksformen geschaffen, die vielleicht mehr als Einen, Eine, EinEn überraschen würden.

Aber wir Zapatisten und Zapatistinnen glauben, dass die Unterstützung der Lehrerschaft so wichtig ist, dass wir beschlossen haben:

Erstens. — Unsere Teilnahme am Festival CompArte abzusagen, sowohl im Caracol von Oventik wie auch im CIDECI in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, der vom 17. bis 30. Juli 2016 stattfinden wird.

Zweitens. — Der widerständischen Lehrerschaft das Geld und die Lebensmittel, die wir für unsere Fahrt nach Oventik und ins CIDECI, für unseren Unterhalt ebendort und für die Rückreise gespart und gesammelt haben zu schenken.

Drittens. — Die 1127 Künstler*innen aus allen Winkeln von Mexiko und die 318 Künstler*innen aus anderen Ländern (unter anderem aus Amerika, Europa, Asien, Afrika und Ozeanien) die sich für CompArte registriert haben bitten wir aufrichtig, dass sie uns entschuldigen und dass sie uns verstehen. Wir wissen, dass die Ausgaben und Anstrengungen groß waren um hierher zu kommen und ihre artistischen Kreationen mit uns Zapatist*innen zu teilen, abgesehen von der Mühe, die Zeit dafür zu finden. Wir hoffen, dass das, was jetzt unterbrochen wird, später abgehalten werden kann. Wir hoffen, dass sie verstehen, dass eine ethische Entscheidung uns zu diesem Schluss geführt hat. Wir analysierten jede einzelne Alternative und kamen zu dem Schluss — richtig oder falsch — dass das eine Form ist, um den Kampf der Lehrer*innen und der Comunidades zu unterstützen. Denn wir sind nicht bereit, Streikbrecher zu sein oder der Lehrerschaft eine Führungsrolle streitig zu machen, die sie sich mit Schmerz und Wut verdient hat.

Wir bitten Sie höflich, dass Sie, so weit das möglich ist, und Ihre Form und Ihre Zeit es erlaubt, Ihre Kunst mit den Lehrerinnen und Lehrern im Widerstand zu teilen. Bei ihren Aktivitäten, Camps, Aufmärschen, Meetings und wo immer die Coordinadora Nacional de Trabajadores de la Educación es für nötig erachtet.

Gleichzeitig bitten wir auch die Compañeroas der Sexta dass sie, soweit es in ihren Kalendern und Geographien möglich ist, Räume und Konditionen zu schaffen, damit die Kunst und ihre respektlose Herausforderung, sich eine andere Welt vorzustellen, die Menscheit feiern kann, ihren Schmerz, ihre Freude, ihre Kämpfe. Denn das und kein anderes ist das Ziel von CompArte.

Wir Zapatistinnen und Zapatisten werden an unserem Ort sein, aufmerksam verfolgen was geschieht, was gesagt wird und was verschwiegen wird. Wir werden weiterhin mit Hoffnung und Respekt auf alle Widerstände blicken, die angesichts der räuberischen Maschinerie aufblühen.

Jetzt verstauen wir unsere Musikinstrumente, unsere Malereien, unsere Theaterskripten und Filmdrehbücher, unsere Trachten für die Tänze, unsere Gedichte, unsere Scherzfragen (ja, es war eine Sektion für Scherzfragen vorgesehen) unsere Skulpturen und alles was wir im Gedanken an Euch vorbereitet haben um es mit euch zu teilen.

Wir heben das alles auf, aber als Zapatist*innen die wir sind, werden wir nicht ausruhen.
Aus den Bergen des Südostens von Mexiko.

Subcomandante Insurgente Moisés / Subcomandante Insurgente Galeano.
Mexiko, Juli 2016.

Aus dem Notizheft der/des Katze-Hundes:

Das ist vielleicht eine Art, ein ganzes Land zu verärgern und zu polarisieren! Wer hat denn die beraten? Dieselben die ihnen sagten, dass sie die Wahlen gewinnen würden, dass es keinen Brexit geben werde, und dass — bereits nach der Wahl — der Impakt geringer sein würde, dass die Maschine wie geschmiert läuft? Oder die Unternehmer, die sich hinter ´Mexicanos Primero´ verstecken? Gut denn, wenn das die Gehirne sind, die die Bildungsreform machten, dann haben Sie hier den Beweis ihrer großen analytischen Fähigkeit. Sie sagten, dass Oaxaca eine Käsesorte sei? Dass Chiapas der Name eines Gutshofes der Velasco, Sabines, Albores sei? Dass die Grenzen von Guerrero die Sonnenautobahn und die Hotelzonen seien? Dass man in Michoacán den Monarch-Schmetterling schützen muss? Dass in Nuevo Leon nichts passiert? Dass Tabasco ein Garten Eden sei? Dass die Arbeiter*innen im Gesundheitssektor alles schweigend ertragen werden? Dass sich die ganze Nation damit zufrieden gibt, ihren Unmut durch einfallsreiche hashtags auszudrücken? Gut denn, jetzt ist es so weit, dass sie eine Lektion in Nationalgeographie erhalten: der Familienname von Oaxaca lautet »ungebeugt«; Chiapas ist die Wiege der EZLN, das ist dort, wo das XXI. sich verfrühte, wo der Weltuntergang angekündigt wurde (der Ihrige) und es ist dort, wo Kultur, Wissenschaft und Kunst das hinausschreien, was die bezahlten Medien verschweigen, Guerrero (und das ganze Land) nennt sich Ayotzinapa; in Michoacán gibt es einen Ort namens Cherán und einen anderen namens Ostula; und in allen Himmelsrichtungen gibt es ein unten, das nicht aufgibt, sich nicht verkauft und nicht wankt. Wenn sie schon nicht die Bildungsreform ändern, so sollen sie doch wenigstens die Berater austauschen. Ach ja und sagen Sie den Mexicanos Primero« dass sie von der Realität bereits beurteilt wurden: sie sind durchgefallen. Ich bezeuge es.

Grrr, meow.

 Quelle:  
  http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2016/07/04/las-lecciones-en-junio/ 
 

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