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Zinacantán vorsätzliche Falle für Zapatisten
Augenzeugen von der französischen Kommunistischen Partei berichten über die Vorfälle in Zinacantan
La Jornada vom 14.04.2004 |
Hermann Bellinghausen |
übersetzt von Dana |
San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 12. April. "Als der Konflikt ausbrach wurde uns klar, dass es eine Falle gewesen war. Jech’vó ist eine Sackgasse. Das Geschehen kam für uns völlig unerwartet. Die Demonstration der Zapatistas war so ruhig und friedlich. Unbewaffnet. Als wir keine Polizei sahen, fühlten wir uns ruhig."
Das sind die Worte von Marie Billi, Angehörige einer Gruppe ziviler Beobachter der Französischen Kommunistischen Partei (FCP), die am letzten Samstag die Mobilisation der EZLN Unterstützungsbasen nach Jech’vó begleitet hat, um den Zapatistischen Familien in Zinacantán Wasser zu bringen. "Es hätte schlimmer kommen können. In einem geschlossenen Raum mit nur einem einzigen Ausgang, hätte es ein Massaker werden können," fährt Billi fort. "Es überraschte uns, dass niemand eingriff um das Geschehen zu verhindern. Es hatte ausreichend Zeit dafür bestanden. In den Tagen, die wir in Chiapas verbracht haben, haben wir überall militärische Patrouillen und Polizei gesehen. Alleine auf der Route von San Cristóbal nach San Andrés stehen so viele bewaffnete Wachleute, dass es wie in Palästina aussieht."
Die anderen Beobachter der FCP (aus dem Raum Nice in France) sind Jean Jacques Parent, Sylviane Douhet und Michel Dandon. Billi berichtet: "die Zapatistas sahen so überrascht aus, dass wir uns an die Proteste in Genua in 2002 erinnert fühlten, als die Leute mit ihren Kindern teilnahmen, vertrauensvoll, festlich, und wir brutal angegriffen wurden."
Sie vergleicht die "Friedfertigkeit und Liebe" der zapatistischen Demonstration mit dem "Hass und die Gewalt" die sie erhielten. "Es war für uns ein sehr großer Schock mitzuerleben, wie Menschen, die sich so ähnlich sind, einander angreifen. Es war nicht die Armee oder die Polizei, sondern Campesinos. Als wir nach Nachig aufbrachen, war die Atmosphäre feindselig, voller Beleidigungen. Und diese Leute hatten ihren Brüdern und Schwestern doch nur Wasser gebracht."
Die französische Beobachterin ist überzeugt, dass der Angriff organisiert war und von vermutlich offizieller Seite geschützt. Die Angreifer "gingen völlig offen vor, ohne Furcht, wie das nur jemand tut, der von oben unterstützt wird." Den FCP Beobachtern zufolge "gab es keine Rechtfertigung für die Gewalt."
Die Vorfälle "beweisen die Schwäche der Regierung. Der Angriff war keine Demonstration von Macht, sondern von Schwäche. Die Regierung fürchtet sich vor dieser friedlichen und organisierten politischen Bewegung; sie braucht die Gewalt."
Sie erzählt, dass der Aufbruch nach der Blockade, am Nachmittag des 10. Aprils "gut organisiert war". Als das Schiessen begann und wir die ersten Verwundeten sahen, rannten die Menschen vor Angst davor, aber dann sahen wir, wie sie von ihren eigenen Leuten beschützt wurden. Als die Autos mit den Verwundeten vorbeizogen, sahen wir große Schusslöscher in den Wänden." (sie führt ein Loch vor, dass größer als ein mexikanischer Peso ist).
Nachdem sie ankündigten sofort nach ihrer Rückkehr beim Mexikanischen Botschafter in Paris, über den von ihnen erlebten Angriff auf die EZLN Unterstützungsbasen ein formelles Protest einzulegen, erklärten die französischen Beobachter, dass sie sich am Sonntag mit der Junta der Guten Regierung (Junta de Buen Gobierno — JBG) in Oventic getroffen hätten, und immer noch davon beeindruckt waren.
"Nach dem notwendigen Fall des Sovietkommunismus und anderer ähnlichen Desaster, repräsentiert die zapatistische Bewegung für die ganze Welt die Wiedergeburt des Volkes. Sie sind keine "idealistische" Hoffnung. Sie haben es geschafft eine neue lokale Regierung zu schaffen. In Frankreich haben wir viele Theorien, aber wir können nicht zuwege bringen, was sie geschafft haben. Sie haben alles gegen sich, mehr noch als wir es tun, da der Kapitalismus in Mexiko viel rücksichtsloser ist. Aber die Zapatisten beweisen, dass es möglich ist etwas anderes zu erschaffen, und sie setzen sich dabei ernsthaften Gefahren aus, wie wir gerade beobachten konnten."
(...)
Quelle: | |||
https://www.jornada.com.mx/ | |||
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