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Tödliche Verachtung

junge welt vom 07.03.2017
Von Iris Feldmann

  Der 8. März, der Internationale Frauentag, gehört normalerweise nicht zu den Ereignissen, die in Mexiko viele Menschen auf die Straßen bringen. Von offizieller Seite wird an diesem Datum an die Errungenschaften der Gleichstellung der Geschlechter erinnert, und die Mexikanerinnen werden von der Regierung und staatlichen Organisationen ob ihres Daseins gelobt. Außerdem gehört es zum guten Ton unter Freunden und Arbeitskollegen, den Frauen an diesem Tag zu gratulieren. Von der Problematisierung ihrer gesellschaftlichen Stellung oder gar Kampfgeist ist kaum etwas zu spüren.

In diesem Jahr wird der 8. März wohl ähnlich verlaufen, auch wenn die mexikanische Frauenbewegung auf eine ereignisreiche Zeit zurückblicken kann: Zwar ist die Zahl ermordeter Frauen auch 2016 weiter gestiegen, aber es gab zugleich die Mobilisierung einer neuen Bewegung gegen geschlechtsspezifische Gewalt, die vornehmlich von jüngeren und bisher unorganisierten Frauen ausging und aus der Zivilgesellschaft heraus und ohne die Leitung einer Partei oder Gewerkschaft entstand.

Besonders jüngere Frauen wollen die gegen sie gerichteten alltäglichen Aggressionen nicht länger hinnehmen und machten 2016 zu einem Jahr des Aufbruchs. Sie gründeten neue Initiativen, eröffneten Veranstaltungs- und Begegnungsräume und begannen, sich im Freundeskreis und über verschiedene Internetplattformen auszutauschen und zu organisieren.

Am 24. April war es dann soweit: Unter dem Hashtag »Vivas nos queremos« (Wir wollen leben) fand in ganz Mexiko ein Aktionstag gegen geschlechtsspezifische Gewalt statt. Mehrere tausend Frauen und auch ein paar Männer folgten dem Aufruf und veranstalteten in 42 Städten, unter anderem in Puebla, Oaxaca und natürlich Mexiko-Stadt, Demonstrationen und Kundgebungen, was in der Presse und den sozialen Medien schon allein aufgrund der Größe der Veranstaltungen für großes Aufsehen sorgte.

Verschwunden und getötet



Auch wenn es in Mexiko nicht gerade en vogue ist, sich als Feministin zu bezeichnen und man im Zweifelsfall Gefahr läuft, von Freunden und Kollegen als verhärmt und frustriert verspottet zu werden, so sprechen die Zahlen doch für sich und verdeutlichen die Notwendigkeit einer kritischen gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Frauenmorde: Alle dreieinhalb Stunden wird in Mexiko eine Frau ermordet, im Schnitt also sieben am Tag. Das sind 2.000 getötete Frauen pro Jahr — und die Tendenz ist steigend.

Vor allem, wenn man die Lokalzeitungen aufschlägt, kann man ihnen nicht entgehen: Frauen und Mädchen, die vergewaltigt, erschlagen, erwürgt, erstochen, mit Säure übergossen, angezündet und zerstückelt wurden. Die Überreste werden verscharrt, in einen Kanal geworfen, am Tatort liegengelassen oder auf offener Straße ausgestellt. Oft haben die Täter einen direkten Bezug zu ihrem Opfer. Es sind Ehemänner, verlassene Lebensgefährten oder verschmähte Liebhaber. In den allerwenigsten Fällen werden sie für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen. Oftmals wird Selbstmord als offizielle Todesursache angegeben.

Hinzu kommt, dass viele Leichen gar nicht erst gefunden werden, weil die Frauen Opfer von Entführungen und Menschenhandel werden. Allein zwischen 2011 und 2015 verschwanden nach offiziellen Angaben im ganzen Land mehr als 7.000 Frauen. Nach Daten des Nationalen Instituts für Statistik und Geographie (INEGI) waren im Jahr 2015 63 Prozent der über 15 Jahre alten Mädchen und Frauen mindestens ein Mal in ihrem Leben Opfer direkter Gewalt geworden. IN EGI bezeichnet die Gewalt gegen Frauen als eine in der mexikanischen Gesellschaft weit verbreitete Praxis. Unter allen Befragten gaben 47 Prozent an, schon einmal in ihrer Ehe oder Partnerschaft Gewalt erfahren zu haben. 90 Prozent der Bewohnerinnen von Mexiko-Stadt berichteten darüber hinaus, Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen im öffentlichen Nahverkehr gemacht zu haben. Besonders die in den Stoßzeiten völlig überfüllte Metro steht in dem Ruf, ein Ort sexueller Belästigungen und Übergriffe zu sein. Die Verursacher sind in dem Gedränge meist nicht mehr zu identifizieren und können unerkannt untertauchen, weshalb die Stadtregierung 2008 beschloss, die ersten drei Waggons der Metro ausschließlich für Frauen zu reservieren.

Eine Internetplattform, die der Information und dem Austausch zwischen verschiedenen feministischen Gruppen und Einzelpersonen dient, ist das Onlinemagazin Laquearde (deutsch: »die, die brennt«). Lydia ist eine der Initiatorinnen. Die Aufgaben des Projekts sieht sie darin, eine Informations- und Diskussionsplattform für Frauen zu schaffen und ihnen so Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie der alltäglichen geschlechtsspezifischen Gewalt begegnen können. Die Macherinnen des Magazins veröffentlichen Artikel aus verschiedensten Quellen über die Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Mexiko und hinterfragen die vorherrschenden Geschlechterstereotype und Rollenbilder.

Auch ein Teil der inoffiziellen Mobilisierungen zum diesjährigen 8. März beruhen auf dieser Art von Netzwerken. Eine Demonstration ist nicht geplant, statt dessen soll es einen ganztägigen Streik aller Frauen geben. Die Initiative zu dieser Aktion, die in mehreren Städten auf der ganzen Welt gleichzeitig stattfinden soll, geht von einer argentinischen Frauenrechtsgruppe aus. Dort hatte die Entführung und brutale Vergewaltigung der 16jährigen Lucía Pérez, die an den Folgen der ihr zugefügten sexuellen Folter starb, im Oktober 2016 zu einer Welle des Protest geführt, der sich schließlich bis in den Norden Lateinamerikas ausbreitete.

Auch Laquearde unterstützt die Idee des Frauenstreiks. Lydias Antwort auf meine Frage, weshalb es einer Initiative aus Argentinien bedarf, obwohl Fälle wie dieser in Mexiko fast täglich passieren, fällt nüchtern aus: Im Gegensatz zu Argentinien habe sich die mexikanische Gesellschaft so an die tägliche Gewalt gewöhnt, dass sich niemand mehr wirklich darüber empöre: »Wir hören jeden Tag von Frauen, die bei lebendigem Leibe verbrannt, die zerstückelt oder mit Objekten vergewaltigt werden. Dabei nimmt der Sadismus, mit dem diese Taten begangen werden, immer noch weiter zu.«

Abstumpfung und Gewöhnung



Der drastische Anstieg der Gewalt gegen Frauen begann vor 25 Jahren, als die ersten Toten auf den Baumwollfeldern bei Ciudad Juárez im Norden des Landes auftauchten. Laut Lydia gab es damals eine Art Aufschrei, der durch die Gesellschaft ging. Demonstrationen wurden veranstaltet, die gesellschaftliche Bestürzung war allgegenwärtig. Aber im Laufe der Jahre breitete sich die Gewalt nicht zuletzt im Kontext des Drogenkrieges immer mehr aus und es gab immer mehr Morde. Bald führte der Bundesstaat Estado de México, der im Norden an das Verwaltungsgebiet von Mexiko-Stadt grenzt, die Liste der Bundesstaaten mit den meisten Frauenmorden an. Für Lydia stellt die Gewöhnung, die mit der alltäglichen Gewalt einhergeht, eine »Naturalisierung in der kollektiven Vorstellung« dar — das anfänglichen Erschrecken über die Taten ist einer Wahrnehmung gewichen, in der die Gewalt als ein unausweichliches Naturereignis erscheint.

Die Regierung unternimmt laut Lydia wenig, um dem Phänomen zu begegnen, das sich mittlerweile tief in die mexikanische Kultur eingeschrieben hat. Statt dessen würden Frauen von den staatlichen Institutionen oft erneut zu Opfern gemacht. Etwa wenn die Polizei, die eigentlich die Tatorte untersuchen und die Zeugen befragen soll, häufig nicht das nötige Interesse an den Vorfällen aufbringt. Oder wenn die Gerichte wie in vielen Fällen die Schuld beim Opfer suchen oder die Tat verharmlosen. Hinzu kommt, dass im Strafrecht von 14 der 32 mexikanischen Bundesstaaten festgelegt ist, dass vor Gericht mildernde Umstände für die Morde an Frauen anerkannt werden, sobald der (männliche) Täter angibt, aus Eifersucht gehandelt zu haben. Die Folge ist eine Haftverschonung. Aber auch unabhängig von diesen Gesetzesartikeln ist die Zahl der polizeilichen Untersuchungen, die zu einer Verurteilung des oder der Täter führen, verschwindend gering:

Ein Beispiel dafür, dass den Frauen oft von juristischer oder gesellschaftlicher Seite aus eine Mitschuld an ihrem Tod gegeben wird, ist der Fall der 37jährigen Satya. Ende November 2016 kehrte sie nach ihrer Arbeit nicht mehr nach Hause zurück. Sie lebte zu dieser Zeit gemeinsam mit ihrer Mutter in einem Haus in Morelia, im Bundesstaat Michoacán. Zwei Tage nach ihrem Verschwinden wurde sie tot in einem Motelzimmer aufgefunden, erdrosselt mit der Bettwäsche. Aufgrund von Zeugenaussagen konnte der Tatverdächtige, ein ehemaliger Reporter, gefasst werden. Obwohl die Polizei weder den Tathergang noch die Schuld des Festgenommenen anzweifelte, lastete die lokale Presse Satya eine Mitschuld an. Ihr wurde vorgeworfen, sich leichtfertig auf eine Liebschaft mit einem Mann eingelassen zu haben, den sie wenige Wochen zuvor im Internet kennengelernt und der ihr eine falsche Identität vorgegaukelt hatte. Der Mord wurde in den Medien zu einer Internetromanze stilisiert, die — quasi auf natürliche Art und Weise — zum Tod der 37jährigen führen musste.

Desinteresse und Straffreiheit



Dass wie in diesem Fall wirklich ein Tatverdächtiger ermittelt wird, ist ohnehin eine Ausnahme. Korruption oder auch einfach Desinteresse seitens der Polizei führen dazu, dass 89 Prozent der Morde an Frauen straffrei bleiben. Dazu kommt eine hohe Dunkelziffer. Oft werden von Menschenrechtsorganisationen höhere Mordraten genannt als von der Regierung. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Behörden bei vielen weiblichen Todesfällen automatisch von Selbstmord ausgehen und die Umstände nicht weiter aufklären.

So wie im Fall der 20jährigen Linda Jocelynn aus dem nordwestlichen Bundesstaat Sonora an der Grenze zu den USA, die erhängt aufgefunden wurde. Obwohl die Nachbarn kurz vor der Tat ihre Schreie hörten und die Polizei verständigten, gingen die Behörden von Suizid aus. Auch dem Hinweis ihrer Verwandten, dass der Lebenspartner Lindas schon seine Exfreundin bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt habe, ging die Polizei nicht nach. Der Fall wurde abgeschlossen und nicht weiter untersucht.

Aber wie bereits erwähnt, sind es längst nicht mehr nur die stark vom Drogenkrieg betroffenen Nordstaaten, in denen eine Kultur der Straflosigkeit und der Gewalt um sich greift. Der Estado de México ist ein Beispiel dafür, dass auch im Großbereich Mexiko-Stadt die Gewalt gegen Frauen immer brutaler wird. Traurige Berühmtheit erreichte Chimalhuacán, eine Stadt am Rande der Metropole. Allein zwischen 2011 bis 2015 wurden hier von offizieller Seite 1.722 Morde an Frauen erfasst, die tatsächlichen Zahlen werden von feministischen Aktivistinnen noch um einiges höher geschätzt. Und die Brutalität der Taten nimmt immer weiter zu. Oft werden die Frauen nicht nur vergewaltigt, sondern die Leichen anschließend zerstückelt und in den offenen Canal de la Compañía geworfen. Eine Initiative hatte deshalb 2016 damit begonnen, in Erinnerung an die ermordeten Mädchen und Frauen am Rande des Kanals rosa Holzkreuze aufzustellen. Bald darauf wurden diese Kreuze allerdings wieder entfernt und zerstört, zum Teil von der ansässigen Bevölkerung, zum Teil auf Geheiß der lokalen Verwaltungsbehörde.

Auch Ecatepec de Morelos liegt im Estado de México und zählt wie Chimalhuacán zum Einzugsgebiet von Mexiko-Stadt. Wie überall spielt hier neben der direkten Gewalt gegen Frauen durch Verwandte, Freunde oder Unbekannte der Menschenhandel eine große Rolle. »In Ecatepec brauchen sie zwei Wochen, um eine Frau verschwinden zu lassen«, erzählt Lydia. »Zuerst werden diese über die sozialen Medien ausspioniert, dann wird ihnen vorgespielt, dass sie eine Arbeit bekommen würden, wenn sie mit den Entführern mitgehen würden, und dass sie so ihrer Armut entfliehen könnten.« Oft wird den Mädchen auch der Beginn einer romantischen Liebesbeziehung vorgegaukelt, um sie dazu zu bringen, ihr Elternhaus in der Hoffnung zu verlassen, mit ihrem vermeintlichen Geliebten ein neues Leben anzufangen.

Das Fernsehen mit seinen Telenovelas und Talkshows verfügt in dieser Beziehung über einen großen Einfluss durch die Verbreitung von Geschlechterstereotypen und die Inszenierung von märchenhaften Liebesgeschichten. Manche junge Mädchen halten sie für reale und attraktive Alternativen zu ihrem eigenen Leben und geraten so in die Hände der Menschenhändler. Von Mexiko aus werden sie dann meist über die Industriehäfen an der Ostküste ins Ausland verschifft — in die USA oder nach Europa. Laut Lydia ist seit dem Amtsantritt von Präsident Peña Nieto im Dezember 2012 der Handel mit Frauen und Kindern stark angestiegen. Und oft sind es nicht nur Mexikanerinnen, sondern Migrantinnen aus den Ländern weiter südlich, die ihm zum Opfer fallen.

Widerstand und Selbstorganisierung



Neben Laquearde gibt es weitere unabhängige Organisationen, die versuchen, zumindest im kleinen Kreis einen Bewusstseinswandel einzuleiten. Eine davon ist »Comando Colibri«. Der Name steht sinnbildlich für die Geschichte des in Mexiko heimischen Vogels, der mit Hilfe seines winzigen Schnabels unermüdlich Wasser transportiert, so dass er auf diese Weise eine Feuersbrunst löschen kann. In der Nähe der traditionsreichen Plaza Garibaldi, dem Platz der Mariachis, einem der Höhepunkte jeder touristischen Mexikoreise, treffen sich ein- bis zweimal in der Woche um die zehn Frauen im Dojo einer kleinen Kampfsportschule. Sie trainieren hier Verteidigungstechniken verschiedener Stilrichtungen und üben, wie sie sich bei einem Angriff allein unter Einsatz ihres Körpers zur Wehr setzen können. Anders als bei kommerziellen Selbstverteidigungskursen stehen bei Comando Colibri die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmerinnen und auch die Reflexion über die gesellschaftlichen Verhältnisse und geschlechtlichen Zuschreibungen im Vordergrund. Für Adriana, eine sportliche Mexikanerin Mitte 30, ist die tägliche Gewalt wie psychologischer Terror, mit dem die Frauen bereits in ihrer Kindheit konfrontiert werden. Für sie ist die Gewalt auf der Straße allgegenwärtig, als ob die Luft mit ihr getränkt wäre. Über ihre Erfahrungen mit Comando Colibri äußert sie: »Ich denke, dass Comando Colibri es uns erlaubt, über die Arbeit mit unserem Körper auch unsere Denkweise zu ändern. Wenn du die Bewegungen der Selbstverteidigung wie eine Metapher auf dein tägliches Leben überträgst, änderst du so auch deine Art zu denken.«

Comando Colibri wurde für sie zu einem wichtigen Schritt zu einem selbstbestimmten Leben und half ihr, immer wieder aufs neue die Entscheidung zu treffen, sich verteidigen zu wollen. Über solch eine Situation, in der sie es schaffte, durch das Training nicht die Kontrolle über sich und ihr Umfeld zu verlieren, erzählt sie: »Ich bin gestern Metro gefahren, und an der Rolltreppe merke ich, wie einer mein Bein anfasst, genau dort, wo mein Rock aufhört. Ich hab’ gar nicht nachgedacht, sondern seine Hand genommen und umgedreht, dann schob ich ihn die Treppe rauf. Ich fragte ihn: Hast du mich angefasst? Ich habe ihn geschubst und sagte: Halte Abstand! In anderen Situationen meines Lebens bin ich sehr gewalttätig, und ich wäre früher sofort auf ihn losgegangen. Aber in diesem Moment habe ich mich sehr stark gefühlt und gedacht: Er hat mir gar nichts getan. Ich konnte meinen Raum verteidigen. Er war derjenige, der Angst hatte.«

Auch Irma, die mit ihren 43 Jahren die älteste Teilnehmerin ist, ist sich durch die Gruppe ihrer eigenen Stärke bewusst geworden. Ihrer Meinung nach trägt das gesellschaftliche Rollenverständnis die Schuld daran, dass Frauen nicht zugestanden wird, sich selbst zu verteidigen. Statt dessen bekommen sie zu hören, dass sie zu ungeschickt und zu schwach seien. Für Irma liegt es in der Hand der Frauen, ob sie ihre Körper z. B. mit Sport oder bei der Selbstverteidigung trainieren.

Es existieren viele weitere kleine und unabhängige Initiativen wie Comando Colibri in ganz Mexiko, die versuchen, der machistischen Gewalt etwas entgegenzusetzen. Eine Neuauflage der Demonstrationen vom 24. April 2016 wird es allerdings dieses Jahr nicht geben. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die neu entstandene feministische Bewegung, die eigentlich nur ein loser Zusammenschluss war, ist gespalten. Es gibt kontroverse Diskussionen über das weitere Vorgehen und politische Richtungskämpfe. Und viele Frauen sind ausgepowert und haben sich bis auf Weiteres zurückgezogen.

Ein anderer Punkt ist so gegenwärtig, dass sich kaum vermeiden lässt, ihn in bezug auf Mexiko zu erwähnen: Donald Trump. Die Presse ist jeden Tag voll von Berichten über den neuen US-Präsidenten und seinen Plan, die bestehenden Grenzanlagen durch eine umfassende Mauer zu ergänzen. Das Thema bestimmt die politische Debatte Mexikos wie auch die Diskussionen zu Hause am Küchentisch, da fast jede Familie einen Angehörigen hat, der sich legal oder illegal in dem nördlichen Nachbarland aufhält. Für Lydia wirken die sensationalistische Berichterstattung und die thematische Dominanz wie eine Nebelkerze, die die Regierung Mexikos gezündet hat, um von umstrittenen legislativen Vorhaben wie dem neuen Gesetz zur inneren Sicherheit und von den Frauenmorden abzulenken — und um eine Einheit aller Mexikaner zu suggerieren.

Aber auch ohne die mediale Präsenz Trumps würden die Proteste und Kundgebungen zum 8. März dieses Jahr wohl eher verhalten ausfallen. Außerdem messen Menschenrechtsgruppen und Aktivistinnen in Mexiko wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern dem 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, mehr Bedeutung zu als dem Internationalen Frauentag. So wird es wohl auch in diesem Jahr bei den Glückwünschen zum 8. März bleiben.

 Quelle:  
  https://s.chiapas.eu/0q5fg 
 

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