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Der Siebte Wind - Einige Würdige und Wütende Tote

EZLN vom 05.01.2009
Subcomandante Insurgente Marcos
übersetzt von Dana

  Vortrag von Subcomandante Insurgente Marcos auf das Festival der Würdigen Wut.
5. Januar 2009

Sieben Winde in den Kalendern und Geografien von unten.
Der Siebte Wind: Einige Würdige und Wütende Tote.

Guten Abend.

Bei uns haben wir heute, wie schon sein 15 Jahren, den Compañero Don Pablo González Casanova.

Seine intellektuellen Fähigkeiten, die Brillanz seiner Analyse, seine Position an der Seite derer die kämpfen, müssen heute nicht erwähnt werden. Jeder, der sich nur ein wenig erinnert, oder in der Vergangenheit sucht, kennt sie. Wir kennen sie.

Wir Zapatisten und Zapatistinnen, haben nie aufgehört über seine Einfachheit und Bescheidenheit in Umgang mit uns zu staunen. Ich hoffe, er fühlt sich jetzt nicht beleidigt, aber er kommt uns nicht vor wie ein Intellektueller.

Dieser Compañero hat uns stets zur Seite gestanden, im Guten, im Schlechten und im Schlechteren. Er gehörte der Nationalen Vermittlungskommission (CONAI) an, die damals von Don Samuel Ruiz García geleitet wurde, und konnte sich dort unmittelbar und direkt von der Verachtung und dem Rassismus überzeugen, die von der Regierungsdelegation in den so genannten Dialogen von San Andrés zur Schau getragen wurden. Er konnte sich, so glaube ich, ebenfalls von der Beharrlichkeit und Würde meiner Compañeros und Compañeras Befehlshaber überzeugen, die unsere Delegation bildeten, bei diesen Dialogen, die von der Regierung zum Scheitern gebracht wurden.

Wir sagen Ihnen ganz deutlich, für uns ist dieser Mann ein Weiser. Und als solcher hat er, zumindest uns gegenüber, stets eine Bescheidenheit und Einfachheit an den Tag gelegt, die ihn mehr mit den Weisen der indigenen Völker identifizieren, als mit den überheblichen "Spezialisten", die aus der Bequemlichkeit und Privilegiertheit der akademischen Welt heraus eine Realität richten und verurteilen, der sie stets fremd geblieben sind.

Im Unterschied zu vielen "großen Köpfen", wie unser Comandante Tacho die Menschen mit großen Ideen nennt, hat Pablo González Casanova, Don Pablo, wie wir ihn nennen, niemals versucht uns zu sagen was wir zu tun hätten, uns eine "Linie zu ziehen", oder uns Befehle zu erteilen oder uns zu führen.

Er hat uns gesagt, zuweilen persönlich, zuweilen in schriftlicher Form, was er über die eine oder andere Sache dachte. In vielen davon waren wir einer Meinung, und sein Wort hat unser Herz bereichert. Wir hoffen ihm in seiner Weisheit auch unsererseits ein wenig dienlich gewesen zu sein.

In anderen Sachen sind unsere Meinungen abgewichen und wir haben diskutiert. Und auch da waren wir erstaunt über seine Einfachheit und seinen Sinn für Humor, der manchmal so beißend sein konnte wie der unsere, mit dem er Kritiken und Hinweise aufnehmen konnte, von uns und von anderen.

Vielleicht deshalb, weil eine der Sachen, in denen wir übereinstimmen darin besteht, dass es kein einziges, einzelnes, ausschließliches und einmütiges Denken geben darf, und dass Kritik, Andersdenken und Diskussion nicht bedeuten, wie so oft, dass man sich zur gegnerischen Seite geschlagen hat.

Ich habe vorher gesagt, dass Don Pablo ein weiser Mann ist. Wie ich vor einigen Tagen erklärte, besteht die Weisheit, nach Meinung der Zapatisten, nicht aus einer Spezialisierung des Denkens, nicht darin, sehr viel über einen sehr kleinen Teil der Realität zu wissen. Genauso wenig übrigens wie es bedeutet, ein wenig über alles zu wissen. Unserer Meinung nach besteht die Weisheit darin, das Geschehen richtig zu lesen und seine Hintergründe zu interpretieren, um zu verstehen, was vor sich geht. Und so die Welten, die es auf der Welt gibt, zu kennen und zu respektieren.

Das, was eines dieser typischen zapatistischen Wortspiele zu sein scheint, ist, wie der Alte Antonio das in der siebten Geschichte erzählen wird, das was uns unsere Toten uns gelehrt haben. So haben sie uns gebildet.

Wir versuchen nicht zu sagen, dass diese Art, die Welt zu sehen und in ihr und mit ihr zu handeln die beste ist. Wahrscheinlich ist sie das nicht. Das, was wir jedoch wissen ist, dass sie nicht die einzige ist. Und so wie wir unsere Schritte und Fehltritte mit dieser Denkweise normiert haben, haben Andere andere Denkweisen, und folglich, andere Schritte und andere Fehltritte.

Wir grüßen Sie, Don Pablo. Glauben Sie uns, wir haben Ihnen nur deshalb noch keine Skimaske gegeben, weil wir besser als jeder andere wissen, wie unbequem sie waren und sind, und sein werden. Und wir möchten Ihnen sagen, dass Ihre Worte und Gedanken nicht selten zum Wort auf unseren Lippen geworden sind, und dass ihr Herz das stets gewesen ist.

Wir grüßen Sie, neozapatistischer Compañero Don Pablo González Casanova.

In den letzten Tagen haben wir drei Denker aus der Mitte derer, die gekommen sind, um hier und in Mexiko-Stadt ihr Hören und ihre Worte mit uns zu teilen, respektvoll darum gebeten sich zu uns zu setzen, um hervorzuheben, dass wir sie "Compañeros" nennen. Wir möchten sagen, dass sie nicht die einzigen sind. Es gibt noch andere. Zuweilen schüchtern, wie um Erlaubnis heischend, zuweilen mit der Ungezwungenheit und der Impertinenz, die zwischen Kampfkameraden herrscht, kennen und anerkennen wir Denker und Denkerinnen, und nennen sie "Compañero, Compañera".

Sie sind auch nicht die einzigen, mit denen wir Differenzen oder offene Diskrepanzen hatten oder haben. Wir haben sie gebeten, und sie haben es akzeptiert, uns dabei zu helfen, die Botschaft zu vermitteln, dass die Welt , für die wir Zapatisten, Zapatistinnen und ZapatistenInnen kämpfen, nicht einzig, ausschließlich oder unteilbar ist. Dass es nicht eine einzige Wahrheit gibt, sondern viele. Und dass wir trotz allem nie die Möglichkeit ausgeschlossen haben, dass wir uns in etwas, oder in mehreren oder allen Dingen irren.

Wir befinden uns hier nicht auf EZLN Gebiet. Ich wollte sagen, dass wir uns nicht auf zapatistischem Gebiet befinden, aber nachdem wir alle diese neue und großartige Leistung der Compañeras und Compañeros von CIDECI bestätigen durften, bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir uns nicht doch auf zapatistischem Gebiet befinden. Wir danken all diesen Compañeros und Compañeras. Wir hoffen Doctor Raymundo wird allen, die hier arbeiten unsere Gedanken übermitteln können.

Wir befinden uns hier nicht auf EZLN Gebiet. CIDECI hat uns großzügig und bedingungslos einen Raum für die Aktivitäten angeboten, genauso wie die Compañeros und Compañeras von der Unabhängigen Volksfront Francisco Villa − UNOPII und die Compañeros und Compañeras vom Bauernverband Los Reyes de Iztapalapa -- die wir "die Anderen Bauern" nennen, um sie von den korrupten Anführern zu unterscheiden, die die Arbeiter- und Bauernbewegungen plagen --, uns die gleiche Großzügigkeit und Bedingungslosigkeit gewährt haben, und denen wir unsere Dankbarkeit und Anerkennung aussprechen möchten.

In dem Kalender, der uns zusammenruft, dürfen wir die Geografie nicht vergessen, in der unsere Wut aufeinander trifft: vielen Dank Lienzo Charro von Iztapalapa, vielen Dank CIDECI.

Sie alle sind unsere Gäste, Gästinnen und GästeInnen gewesen. Und bei diesem Festival sind wir unsererseits Gäste im Lienzo und CIDECI gewesen. Als solche, als Gäste, schulden wir jenen, die uns empfangen und aufgenommen haben, nicht nur unseren Dank und unsere Bewunderung, sondern und vor allem auch unseren Respekt. Und aus dem gleichen Grund können und dürfen wir nicht so tun, als ob wir uns auf unserem eigenen Grund und Boden stehen.

Einer der Geister, der die Sechste Erklärung und die Andere Kampagne beflügelt, ist der Respekt vor den "Eigenheiten" eines jeden Kampfes auf seinem Gebiet. Als wir auf unseren Reisen zu den Orten aufbrachen, die wir erreicht haben, taten wir das nicht, um jene zu kritisieren oder über sie zu richten, die uns nicht nur Obdach und Nahrung gewährt haben, sondern auch die Medizin ihres Kampfes. Wir haben ihnen Respekt angeboten, und haben ihn eingehalten.

Und den gleichen Respekt haben auch wir von unseren Compañeros und Compañeras der Anderen Kampagne erhalten. Jene von Ihnen, die an der Karawane beteiligt waren und uns in den unheilvollsten Tagen der Repression von Atenco begleitet haben, wissen, dass wir bei öffentlichen Veranstaltungen und Treffen, sogar bei den Bewegungen unserer Delegation in Mexiko-Stadt, von der Lopez Obrador Bewegung angeschrieen und angegriffen worden sind. Und sie wissen, dass die "Art" wie uns ein Teil der Compañeros und Compañeras kritisiert und ermahnt hat, nicht immer höflich war, sondern nicht selten grob und verletzend, und gelegentlich wie eine offene Provokation.

Gestern abend erzählte Comandante Zebedeo einem Compañero über die Aggressionen der Lopezobradoristen (er und Comandanta Miriam haben einige davon persönlich am eigenen Leibe erlebt) und stellte den Unterschied zu der "Art" dar, mit der die Compañeros und Compañeras der Anderen Kampagne kritisieren. Er sagte ihm, dass wir Zapatisten und Zapatistinnen eine zähe Haut haben. Nicht nur durch die 15 Jahre des Widerstandskrieges, sondern auch und vor allem durch die 500 Jahre des Krieges der Vergessenheit. Er sagte, dass wir alles hörten, was sie uns sagten, und davon behielten wir das Gute im Herzen, und das andere ließen wir zum anderen Ohr hinausgehen.

Es ist, als ob die Wunden, die wir in all der Zeit erhalten haben, vernarbt wären und unsere Haut dicker machten, zäh und widerstandsfähig. Und wenn wir 500 Jahre lang den Versuchen der Herrschaft und Vernichtung standhalten konnten, wenn wir 25 Jahre lang in den Bergen standhalten konnten, wenn wir 15 Jahre lang der Militärbelagerung standhalten konnten, sehen wir nicht, weshalb wir nicht auch dem hysterischen Geschrei, den Verleumdungen, Lügen, Disqualifizierungen und journalistischen Vetos des "Lopezobradorismus" sollten standhalten können.

Ganz anders sind die Erfahrungen, die wir mit unseren Compañeros und Compañeras der Anderen Kampagne in Mexiko und der ganzen Welt gemacht haben, machen, und machen werden.

Den mit der Sechsten Erklärung haben wir sie nicht aufgerufen uns zu folgen oder uns zu gehorchen oder wie wir zu sein, oder unsere "Arten" zu importieren, oder ihre Kämpfe, Projekte und Träume den unseren unterzuordnen.

Wir haben sie dazu aufgerufen, uns kennen zu lernen und sich untereinander kennen zu lernen, zu wissen, dass weder wir noch sie alleine sind, uns zu respektieren, sich gegenseitig zu unterstützen, damit das Schweigen unseren Leiden gegenüber nicht einhellig sei, haben wir sie eingeladen anders zu sein.

Wir sind mit einigen von ihnen nicht einer Meinung, na gut, mit mehreren, na gut, mit vielen, na gut, eigentlich sind wir mit keinen von ihnen einer Meinung. Wenn wir es nämlich wären, würden wir aufhören die EZLN zu sein, und würden ein Teil von ihnen werden. Aber wir erkennen sie an als solche, die mit uns auf der gleichen Seite stehen, und glauben, dass auch sie uns anerkennen.

Und wir sind sehr stolz und sehr froh, dass sie unsere Compañeros, Compañeras und Compañeroas sind.

Und wir von der Sexta haben diesen einen Vorteil, oder Nachteil, je nachdem. Zu wissen, dass es einen Ort, eine Arbeit, einen Raum, einen Kampf gibt, wo festgestellt werden kann, ob das, was gesagt wird, auch getan wird.

In den letzten Tagen wie auch im Laufe dieser 15 Jahre, konnte das, was wir über uns selbst erzählt haben, bestätigt werden. Noch, wenn vielleicht auch nicht für viel länger, können die zapatistischen indigenen Gemeinden besucht werden (wenn Sie das tun, fragen Sie erst in den Juntas der Guten Regierung um Erlaubnis, das ist unsere Art), um selbst zu sehen ob es stimmt, dass es Frauen gibt die Ämter ausüben, oder als Ausbilderinnen, Gesundheitspromotoren oder lokale und regionale Verantwortliche arbeiten. Es ist wohl nicht mehr nötig zu sehen, ob es Kommandantinnen gibt, den falls es sich dabei nicht um ein virtuelles Effekt mit Laserstrahlen handelt, oder männliche Kommandanten, die die wunderbare Verwandlung nachgestellt haben, die Krishna uns gestern vorgeführt hat, sind einige der Kommandantinnen hier zugegen.

Man kann hingehen und nachsehen ob es stimmt, dass es Schulen gibt, und Kliniken, ob die Juntas der Guten Regierung tatsächlich versuchen bei Konflikten und Disputen eine Einigung zwischen den Streitenden zu finden, ob es stimmt, dass die Lehrer und Lehrerinnen, die Lupita und Toñita unterrichten, zu den autonomen Schulbildungssystemen gehören. Kurzum, man kann sehen, ob wir das tun, was wir sagen.

Und das gleiche gilt für unsere Compañeros und Compañeras und Compañeroas von der Anderen Kampagne. Man kann in das Lokal der Straßenbrigade gehen und feststellen, ob sie das tun, was sie uns gestern erzählt haben, man kann in die kleinen Lokale gehen, wo jene unter heldenhaften Bedingungen arbeiten, die für die alternative Kommunikation tätig sind, oder wo sie sagen, dass sie Informationstische aufgestellt haben, oder Ghettobewohner organisieren, Campesinos, Stadtarbeiter, indigene Gemeinden, oder malen, oder singen, oder was auch immer sie sagen, dass sie tun.

Vor langer Zeit, bevor ich in diese Bergen des mexikanischen Südostens gekommen bin, um zu sterben und geboren zu werden, war ich in der Autonomen Nationalen Universität von Mexiko [*UNAM] und war oft im Auditorium der Fakultät für Philosophie und Literatur, das Auditorium, das als "El Che" bekannt ist. Damals war es das Rektorat und dessen Verwaltungsbehörden, die sich um den "El Che" kümmerten. Ich lüge Sie nicht an, es war eine einzige Müllhalde. Eine vernachlässigte Müllhalde, weil es auch betreute Müllhalden gibt.

Lange Zeit später, als wir schon die waren, die wir sind, hatte ich Gelegenheit, im Rahmen unserer Rundreise der Anderen Kampagne, bei zwei Anlässen im El Che zugegen zu sein. Einmal ohne das Format des Disputs zu kennen. Das andere Mal war ich darüber informiert und bezog selbst Stellung. Ich lüge Sie auch jetzt nicht an: es war in makellosem Zustand, sauber, geordnet, funktionstüchtig. Es fehlten nur die Sessel, die, wie ich glaube, vom Rektorat selbst entwendet worden waren. Es wurden verschiedene Workshops angeboten, es gab eine Mensa, die zum Leidwesen aller hoffnungslosen Karnivoren leider nur vegetarisch war. Es herrschte Arbeit, Kampf, Leben. Das El Che war nicht mehr das triste Gebäude, das nur dem Kinoklub, Versammlungen und ganz selten, kulturellen Veranstaltung offen stand.

Vielleicht war es ja nur ein Schwindel, und die Compañeros und Compañeras vom Okupache haben ihn nur für mich so geputzt und zurechtgemacht, und haben eine Kulisse aufgebaut damit es so aussah, als ob sie wirklich das tun, was sie sagen. Das glaube ich nicht. Wir glauben, dass sie wirklich das tun was sie sagen, aber wie auch immer, Sie können sich auch selbst davon überzeugen, indem Sie das Lokal unserer Compañeros und Compañeras vom Okupache aufsuchen. Natürlich konnten wir feststellen, dass sie "Arten" und Positionen haben, die wir nicht miteinander teilen. Und natürlich gibt es einige, Compañeros oder nicht, die genau anders als wir denken, oder ein diametral entgegen gesetztes Bild haben von dem, was wir sehen. Das ist in Ordnung, dies ist die Autonome Nationale Universität von Mexiko. Und mit Recht heißt es, dass es die Aufgabe dieser universitären, das heißt universellen Kollektivität ist, zu diskutieren, zu analysieren, zu streiten, Stellung zu beziehen und zu entscheiden. Und wir glauben, dass das vielleicht auch ohne Schreien und Beleidigungen geht, aber auch ohne Androhung von Räumungen oder Konfrontationen. Kurzum, man wird sehen. Aber man sollte nie daran zweifeln, dass wir unseren Compañeros und Compañeras zur Seite stehen werden, auf der Seite des Angegriffenen, so wie wir es hier vor einigen Tagen getan haben.

Die politischen Parteien von oben können eine Sache sagen und das Gegenteil davon machen. Das lässt sich überall dort feststellen, wo sie die Macht ausüben. Das liegt daran, dass sie ein anderes Kriterium der Kongruenz haben. Für sie ist die Menge, die sie bei einer Abstimmung oder einer Mobilisierung auf die Beine stellen können, das Thermometer, das ihnen sagt, ob es für sie gut läuft oder schlecht oder wie immer.

Wir haben ein anderes Kriterium: es läuft für uns gut wenn das, was wir sagen, mit dem übereinstimmt was wir tun, ob das für die anderen nun gut oder schlecht ist.

Zwei Personen, die wir mögen und respektieren, vielleicht zu ihrem eigenen Bedauern, haben uns gefragt, was es der zapatistischen Bewegung denn bringt, dass Marcos die lopezobradoristische Bewegung disqualifiziert, und weshalb ich, als ich früher noch in den Medien auftrat, dies immer wieder nutzte, um AMLO zu beschimpfen

Gut, ich trete nicht mehr in den Medien auf, diese Zeiten sind schon lange vorbei. Wir haben mit unseren Compañeros und Compañeras und Compañeroas der Anderen Kampagne in Mexiko und der Welt gesprochen und ihnen zugehört, und das Wort der Personen gehört, die in verschiedenen Winkeln des Planeten kämpfen und denken.

Ich möchte Sie bitten, mir etwas Zeit zu gewähren, um Ihnen zu erklären, wie wir bei unserer Arbeit des CCRI-CG der EZLN organisiert sind. Sehen Sie, hier in der EZLN sind verschiedene indigene Völker vertreten: Tzeltales, Tzotziles, Tojolabales, Choles, Zoques, Mames und Mestizen. Diese Völker haben indigene Gemeinden, die Zonen bilden. Jede Zone hat eine organisatorische Struktur, jetzt parallel zu der der autonomen Autorität. Und die Struktur jeder Zone hat ein organisatorisches Führungskollektiv. Wenn ich "organisatorisches Führungskollektiv" sage, meine ich nicht nur, dass es ein Kollektiv ist, sondern auch, dass es nicht militärisch ist. Das Führungskollektiv einer Zone ist das was wir das CCRI einer Zone nennen. Und jede Zone hat ihre eigenen "Arten". Die Tzotziles, die Tzeltales, die Tojolabales, die Choles, die Zoques, die Mames und die Mestizen, sie alle haben ihre eigenen Probleme und ihre eigenen "Arten" ihnen zu begegnen oder sie zu lösen. Die EZLN hat dann die Aufgabe, so etwas wie eine Verbindungsbrücke zu sein, das ein und aus, zwischen den Zonen. Wenn die EZLN als solches etwas unternehmen soll, braucht sie die Zustimmung aller in diesen Zonen. Wenn eine Zone etwas tun will, muss sie die anderen Zonen, über die EZLN, darüber in Kenntnis setzen, damit sie Bescheid wissen und sehen inwieweit sie es unterstützen können.

Außerdem hat die EZLN die Aufgabe alle in der Zone vor der Außenwelt zu repräsentieren, das heißt vor den Nicht-Zapatisten. Obwohl sie eine Kommandantin in Los Altos ist, spricht Hortensia zu Ihnen nicht über Los Altos, durch ihre Stimme spricht die Stimme der EZLN. Und das, was sie über die Frauen erzählt, ist nicht nur das was in Los Altos geschieht, sondern der Trend, den sie in allen zapatistischen Gemeinden feststellen konnte. Das gleiche gilt auch wenn ich spreche, oder Oberstleutnant Moisés, oder Comandante Zebedeo, oder Comandante David, oder jeder andere Angehörige der CCRI-Generalkommandantur.

Wenn also Marcos oder ein anderer von uns in der Öffentlichkeit spricht, so wie bei dieser Gelegenheit, tun sie das als EZLN, nicht als Einzelperson.

Wir denken, dass jeder für das, was sie sagen und tun, die Verantwortung zu übernehmen hat, als Individuum und als Kollektiv. Ich glaube, dass die EZLN stets die Verantwortung für das übernommen hat, was sie sagt und tut, und ihr Leben darauf setzt. Das individuelle und das kollektive Leben.

Also, was bringt es, einer Bewegung zu sagen was sie denkt und fühlt? Gut, wir haben den bewaffneten Aufstand auch aus diesem Grund geführt, um unser Wort zurückzugewinnen, um selbst sagen zu können, was wir denken und fühlen.

Sie fordern uns auf zu sagen, welche ihrer "Verbündeten" Indigenas verfolgt, diskriminiert und ermordet haben sollen. Wir haben ihnen schon gesagt, welche ihrer Anführer und "Vebündete" das sind. Jene, die unsere zapatistischen Compañeros von Zinacantán verfolgen, belästigen und ihnen das Wasser abgeschnitten haben, gehören zur lopezobradoristischen CND. Jene, die uns innerhalb und außerhalb unseres Territoriums angreifen, sind Sympathisanten von AMLO, sowie natürlich die Bundes-, Staats-, und Bezirksregierung, die Kommunikationsmedien (jetzt alle), die Armee, die Staatspolizei, die AFI, das CISEN, die CIA und Freunde, die sie begleiten.

Jene, die die zapatistische Compañeros aus Montes Azules zwangsgeräumt und sie zuerst in ein verlassenes Bordell und dann in ein Warenlager eingepfercht haben, waren Lopezobradoristen. Staatsbeamte der Regierung von DF und Mitglieder der AMLO Bewegung sind nach Chiapas gereist, um gemeinsam mit der Regierung, die AMLO unterstützte, um an die Macht zu kommen, die Zwangsräumung zu planen. Ich sagte, in einem Warenlager. Die Indigenas haben schon immer gesagt, dass die Herrschenden sie wie Tiere behandelten. Die hier gingen noch weiter, sie haben sie wie Dinge behandelt, wie Gepäckstücke. Nicht einmal Tiere werden in ein Warenlager gesteckt. Und es gibt noch viel mehr Beispiele, die wir immer wieder denunziert haben.

Ich weiß, dass man sich darein flüchten oder sich damit trösten kann zu sagen, dass das nur Marcos’ Sache sei, und dass die zapatistischen Basen selbst sich zu Tode sehnen würden, an irgendeiner Veranstaltung von AMLO mitmachen zu dürfen, oder vor Verlangen brennen, für die nächsten Wahlen Wahlkampf zu betreiben.

Aber nein. Dies ist das Festival der Würdigen Wut, und so wie Sie alle, sind wir hergekommen um unsere Wut zum Ausdruck zu bringen. Nicht die Wut von Marcos, oder Moisés, oder Hortensia, oder Zebedeo, oder David. Nein, die Wut der zapatistischen Gemeinden, die jetzt nicht nur von den schlechten Regierungen angegriffen werden, sondern auch von jenen, die sich als Linke und Progressive bezeichnen.

Und, wenn wir sprechen, bringen wir nur unsere eigene Wut zum Ausdruck. Wenn Sie die Wut der anderen hören könnten, die nicht von der EZLN sind, die sie ebenfalls mit Aggressionen und Verfolgungen übersäen, dann würden Sie vielleicht einiges verstehen.

Andererseits, warum wird AMLO nicht gefragt, weshalb er es vorzieht, sich mit Verfolgern und Mördern von Indigenas im Allgemeinen, und von zapatistischen Indigenas im Besonderen zu verbünden? Wer von Ihnen ist hergekommen um uns zu sagen "Compañeros, wir werden euch fertigmachen, aber das ist für ein alternatives Nationalprojekt, nehmt das hin und führt euch nicht auf, weil es zum Wohle des Vaterlandes ist. Warten Sie ab, während wir die Nation erretten"?

Und was bringt es der lopezobradoristischen Bewegung sich mit Leuten zu verbünden wie Nuñez, Montreal, Muñoz Ledo, Sabines, Albores, Kanter, Iruegas, die ehemaligen indigenen Staatsbeamten von Fox, die gegen die Verträge von San Andrés gestimmt haben, "um Fähigkeit zum Regieren zu demonstrieren", jene, die Straßenhändler verfolgen, Jugendliche, SexarbeiterInnen, Arbeiter, Campesinos, Indigenas, jene, die an den Orten, die sie regieren zwangsräumen, rauben, unterdrücken, ausbeuten, diskriminieren, die Mächtigen hofieren und Naturschätze ins Ausland ausliefern.

Und was bringt es der lopezobradoristische Bewegung, anstatt auf unsere Kritiken mit Argumenten zu antworten, uns zu verleumden, zu entstellen, unverschämt zu lügen, uns bei unseren Veranstaltungen verbal anzugreifen, unsere Webseiten zu schließen, ihre Geschichte umzuschreiben? Was bringt es der lopezobradoristischen Bewegung, immer wieder zu sagen, sie sei die einzige, die in diesem Land kämpft, sie sei die einzige, die sich Calderón entgegenstellte, dass sie "die besten Autoren und Künstler" auf ihrer Seite hätten, und keine andere Organisation das gleiche von sich behaupten könnte? Was nützt ihnen diese Überheblichkeit gegenüber den Bescheidenen und jenen von unten?

Was bringt es der lopezobradoristischen Bewegung, uns weder zu sehen noch zu hören, noch die Toten zu sehen oder zu hören, die sie zu verantworten haben?

Sie können sagen, dass dies nicht AMLO sei. Doch, das ist er. Das ist er immer gewesen, und das sehen nur die nicht, die es nicht sehen wollen. Ein Anführer hat die Verantwortung für das zu übernehmen, was er und seine Bewegung sagen und tun. Und die Mitglieder einer Bewegung auch.

So wie die zapatistischen Indigenas die Verantwortung dafür übernehmen, Indigenas zu sein und Zapatisten zu sein. Und weil sie dafür die Verantwortung übernehmen werden sie vertrieben, schikaniert und angegriffen.

Vor einigen Monate traf eine internationale Karawane auf unserem Gebiet ein, um ihre Unterstützung für die zapatistischen Gemeinden angesichts der militärischen Einfälle zu demonstrieren. Wie man sich erinnert, kamen sie aus Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien und anderen Ländern der Welt. Es ist uns aufgefallen, dass unter ihnen kein einziger Baske war. Wir dachten, wahrscheinlich haben sie sich nicht angemeldet oder stehen nicht auf der Liste. Der aufständische Oberstleutnant Moisés wurde von der Intergalaktischen Kommission beauftragt, dem nachzugehen, und es waren tatsächlich auch Basken mitgekommen, aber sie sagten mehr oder weniger, dass sie sich "gemeinsam mit den Spaniern angemeldet hätten um keine Probleme zu machen". Wir sagten ihnen, dass wir uns nicht mit der halben Welt gestritten und das Recht der Basken auf ihre Unabhängigkeit öffentlich anerkannt hätten, damit sie sich dann unter den Spaniern verstecken müssten "um keine Probleme zu machen". Wir haben uns mit der halben Welt gestritten, um sagen zu können: Gora Euzkera! Gora Euzkal Herria!

Wenn wir für unseren Aufstand die Verantwortung übernehmen, wenn wir für unser Wort die Verantwortung übernehmen, wenn wir dafür der Gewalt der Regierung und ihrer Armeen und Polizei trotzen, wenn wir für unsere Toten die Verantwortung übernehmen, weiß ich nicht weshalb wir nicht auch für unsere Wut die Verantwortung übernehmen sollten.

Compañeras und Compañeros:

Heute morgen mit einer kleinen Gruppe und heute Abend mit der ganzen Delegation, haben wir uns mit den Compañeras und Compañeros versammelt, um zu entscheiden was die Hauptbotschaft dieser Rede sein sollte.

Wir haben in den letzten Tagen, hier in San Cristóbal und davor in Mexiko-Stadt, viele und gute Worte gehört. Natürlich haben wir auch einigen Unsinn gehört.

Fast alle haben sind auf die Welt- und Nationalkrise eingegangen, und auf die unheilvollen Tage, die sich nähern. Es gab aufrichtige Sorge. Aber es gab auch Freude. So, als ob jeder und jede einzelne, alleine oder im Kollektiv, wüsste, dass sie etwas haben, womit sie sich diesen Ängsten und Schrecken entgegenstellen könnten. Natürlich haben wir nicht aufgehört, uns zu fürchten und Angst zu haben, aber sie wurden anders. So als ob wir diese Furcht und diese Angst genommen und sie unter Kontrolle gebracht hätten, ihnen Ziel und Bestimmung verliehen hätten. So als ob wir das machen könnten, wovon uns Mariana, Italia und Norma erzählt haben, Als ob wir wüsten, dass kommen wird, was kommen mag.

Einige von denen, die zu diesem Festival beigetragen haben, haben in ihren Darstellungen oder Vorträgen ihre Sorge darüber geäußert, durch wen, oder wie, oder wodurch diese Bewegung geleitet werden soll. Es wurden Strukturen, Arten und Formen für diese große Bewegung vorgeschlagen, die sich sicher noch gegen das Dunkelste und Bösartigste erheben müssen wird. So wird sich die palästinensische Bevölkerung sich sicher gegen das Verbrechen erheben wird, das heute auf ihrem Boden und gegen ihre Leute verübt wird.

Als Zapatisten, die wir sind, können wir Ihnen ganz klar sagen, dass wir sehr froh darüber sind, dass die Zweifel und Fragen, die Sie wach halten nicht von der Art sind wie "Was kann man denn nur machen?", "Was soll denn nur geschehen?"

Sie und wir haben diese angesammelte Wut gesehen und gespürt.

Aber wir machen uns keine Sorgen darüber durch wen, oder wie, oder wodurch diese Wut gelenkt werden wird. Auch nicht darüber, mit welchen Gang, Geschwindigkeit, Rhythmus und Begleitung. Wir sind nicht über die Geschwindigkeit des Traumes besorgt.

Wir haben gelernt, den Menschen zu vertrauen, der Bevölkerung, unserer Bevölkerung. Wir wissen, dass sie niemanden brauchen, der sie führt, dass sie sich ihre eigenen Strukturen verleihen werden, um zu kämpfen und zu triumphieren. Dass sie ihr Schicksal in ihre eigenen Hände nehmen werden, und das besser tun werden als die Regierungen, die sich von außen aufzwingen.

Nein, wir sind nicht über die Richtung der Bewegung besorgt. Nachdem wir den Compañero Carlos González, vom Nationalen Indigenen Kongress gehört haben, sehen wir, dass wir die gleiche Sorge haben.

Wir sind über den Kurs und die Bestimmung besorgt. Wir sind darüber besorgt, was uns definiert, die Art. Wir sind darüber besorgt, dass die Welt, die unsere Wut hervorbringen wird, derjenigen ähneln könnte, die wir heute erleiden.

Gestatten Sie uns, Ihnen etwas zu erzählen: Die EZLN ist von der Hegemonie und der Homogenität durchaus versucht gewesen. Nicht nur nach dem Aufstand, auch schon vorher. Es gab die Versuchung, Arten und Identitäten aufzuzwingen. Dass der Zapatismus die einzige Wahrheit sei. Und es war die Bevölkerung der Gemeinden, die das in erster Linie verhinderte, und uns dann beigebracht hat, dass es nicht so war, dass das hier nicht geht. Dass wir nicht eine Herrschaft mit einer anderen Herrschaft austauschen können, und dass wir jene überzeugen, nicht besiegen mussten, die so wie wir waren und sind, aber nicht wir selbst sind. Sie haben uns beigebracht, dass es viele Welten gibt, und dass der gegenseitige Respekt möglich ist und notwendig.

Und damit meinen wir nicht den Respekt, der von uns für jene gefordert wird, die uns angreifen, sondern denen gegenüber, die zwar andere Arten haben, aber das gleiche Streben nach Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie.

Und was wir Ihnen deshalb sagen wollen ist, dass diese Pluralität die in der Wut so gleich ist, und im Fühlen so verschieden, der Kurs und die Bestimmung ist, die wir uns wünschen und ihnen vorschlagen.

Denn einige können Erklärungen gegen die Parteien und Organisationen machen, die, wie sie sagen, die Andere Kampagne hegemonisieren und homogenisieren, aber sobald man ihr eigenes Handeln kritisiert oder nicht damit übereinstimmt, lassen sie die Schreie und Disqualifikationen los.

Wir sind nicht alle Zapatisten (worüber wir in einigen Fällen ganz froh sein sollten). Genauso wenig sind wir alle Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten, Libertäre, Punks, Skater, Darks oder wie auch immer man seine Andersartigkeit nennen mag.

Es muss ein Wort für das geben, was wir Ihnen sagen wollen. Und es ist uns eingefallen, das sich dieses eine, das der Compañero Jean Robert gestern benutzt hat, ganz gut dafür eignet: "Proportionalität".

Die Zapatisten und Zapatistinnen haben sich nicht vorgenommen mit der Sechsten Erklärung ganz Mexiko zu organisieren und zu leiten, und schon gar nicht die ganze Welt. Was wir darin sagen ist: hier sind wir, das sind wir, das wollen wir und so denken wir, dass man das tun sollte. Und wir erkennen darin unsere Grenzen, unsere Möglichkeiten und unsere Proportionalität an.

Wir sagen in der Sexta nicht, dass alle indigenen Völker in die EZLN eintreten sollen, noch sagen wir, dass wir die Arbeiter, Studenten, Campesinos, Jugendliche, Frauen und Andere anführen werden. Wir sagen, dass alle ihren eigenen Platz haben, ihre Geschichte, ihren Kampf, ihren Traum, ihre Proportionalität. Und wir sagen, dass wir uns darauf einigen sollten gemeinsam für alle und für jeden einzelnen zu kämpfen. Dass wir eine Einigung erzielen zwischen unseren respektiven Proportionalitäten, damit das Land, das sich daraus ergibt, und die Welt, die erreicht wird, aus den Träumen aller und eines jedes einzelnen der Enteigneten gebildet wird.

Damit diese Welt so vielfarbig ist, dass keine der Alpträume, die wir unten erleben, Platz darin finden.

Wir sind darüber besorgt, dass auf dieser Welt, die durch so viel Kampf und so viel Wut geboren wurde, die Frau weiterhin mit allen Varianten der Verachtung betrachtet werden wird, die von der patriarchalischen Gesellschaft aufgezwungen wurde; dass die verschiedenen sexuellen Vorlieben weiterhin als selten, oder krankhaft angesehen werden, dass weiterhin vorausgesetzt wird; dass die Jugend domestiziert, das heißt, zur "Reife" gezwungen werden muss; dass die Indigenas weiterhin verachtet und erniedrigt werden, oder bestenfalls als edle Wilden, die es zu zivilisieren gilt.

Wir sind darüber besorgt, dass diese neue Welt ein Klon, oder ein genetischer Abklatsch oder eine Fotokopie derjenigen sein wird, die uns heute entsetzt und abstößt. Wir sind also darüber besorgt, dass es auf dieser Welt keine Demokratie, keine Gerechtigkeit und keine Freiheit geben wird.

Deshalb möchten wir Ihnen sagen, Sie bitten, dass wir aus unserer Stärke keine Schwäche machen sollten. Unsere vielen Andersartigkeiten werden uns dabei helfen, die Katastrophe, die sich nähert, zu überleben, und uns erlauben etwas Neues zu errichten. Wir möchten Ihnen sagen, sie bitten, dass dieses Neue ebenfalls anders sein sollte.

Dies ist die Botschaft, die wir an Sie weitergeben wollten. Dies ist unser Wort.

Vielen Dank an alle, die zu uns gesprochen und uns zugehört haben, und uns und sich selbst so mit der würdigen Wut angesteckt haben.

Freiheit und Gerechtigkeit für Atenco! Freiheit, Gerechtigkeit und die Präsentierung der politischen Gefangenen und Verschwundenen!

Für die Männer, Frauen, Kinder und Alten der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung

Subcomandante Insurgente Marcos. Mexiko
5. Januar, 2009

P.S.: Sieben Geschichten für Niemand.

Siebte Geschichte: "Der Alte Antonio erzählt..."

Ein kalter, vereister und stiller Morgen findet uns wach vor, wie vor 15 Jahren. Und wie vor 25, zeichnet der Alte Antonio ein kleines Licht unter den Schatten, der wir sind, um sich seine Zigarette anzuzünden. Wir schweigen. Keiner sagt etwas. Wir warten. Der Alte Antonio beruft dann die Behaglichkeit des Wortes ein, das lindert, tröstet, Hoffnung spendet.

"Unsere ältesten Alten, unsere ältesten Weisen sagen, dass die allerersten Götter, die die Welt geboren haben, diese ohne irgendeine Ordnung gemacht zu haben scheinen. Dass sie nichts weiter getan haben, als die Einzelteile durcheinander zu werfen. Dass die Welt, die so geschaffen wurde, nicht nur eine war sondern viele, und alle waren ganz verschieden. Oder wie Sie das sagen würden, es gab viele Geographien. Und unsere Weisen erzählen, dass sich daraufhin die Zeiten trafen, das heißt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um sich bei den Göttern zu beschweren. "So geht das nicht weiter. Wir können bei diesem Durcheinander der Welten, die es gibt, unsere Arbeit nicht machen. Es sollte nur eine einzige geben, damit wir Zeiten unseren Schritt auf einem einzigen Weg zurücklegen können." So sprachen diese Zeiten. Die Götter hörten sich also an, was die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft ihnen zu sagen hatten und sagten: "Also gut, wir werden sehen". Die allerersten Götter, die die Welt geboren haben, versammelten sich dann, und man weiß nicht was sie besprochen haben, aber sie haben lange gebraucht. Und danach riefen die allerersten Götter die Winde und sagten zu ihnen folgendes: "Wir haben über eure Worte nachgedacht und möchten euch sagen, dass euer Gedanke nicht gut ist". Die Winde fingen an zu murmeln, so ein Mist, verfluchter, da sind wir nur angeschmiert, weil wir keine Götter sind, und so weiter. Die Götter sagten ihnen, dass sie warten sollten, dass sie ihnen noch nicht alles gesagt hatten. "Also gut", sagten die Zeiten und warteten ab, was kommen würde. Daraufhin erklärten ihnen die allerersten Götter, dass eine Zeit kommen würde, in der der Herrscher die ganze Welt beherrschen und alles auf der Welt versklaven wird wollen, dass er zerstören und töten wird. Dass die Macht des Herrschers groß und schrecklich war, und dass es auf der ganzen Welt keine Macht gab, die ihr ebenbürtig war. Dass die einzige Art gegen den Herrscher Widerstand zu leisten und zu kämpfen darin lag, viel und verschieden zu sein, damit der Herrscher nicht die Art eines einzelnen ergreift und damit alle schlagen kann. Dass die Götter verstanden, dass das Viele- und Anderswerden den Zeiten viel Ärger bereitete bei ihrer Arbeit und bei ihrem Gang durch all die Welten, die es auf der Welt gab, aber dass es eben nicht anders ging, und dass so entschieden wurde. Und sie sagten ihnen, dass es für all die Welten, die es auf der Welt dann eben gab, keine gleiche Zeit geben würde, sondern es würde viele Zeiten geben. Oder wie Sie das sagen würden, viele Kalender. Und die allerersten Götter sagten den Zeiten: es wird in jede dieser Welten, die die Welt bilden, welche geben, die sich darauf verstehen werden, die Landkarte und die Kalender zu lesen. Und es wird eine Zeit kommen, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins werden, und dann werden alle Welten den Herrscher bezwingen. So sprachen die allerersten Götter. Und die Zeiten hörten auf rumzumaulen, weil sie die Antwort schon kannten, und fragten ob, wenn der Herrscher bezwungen war, die Welten dann in einer einzigen Welt zusammenlaufen würden. Und die allerersten Götter sagten ihnen, dass das die Menschen und Frauen dieser Zeiten zu bestimmen haben werden, dass sie dann sehen werden, ob das Anderssein sie schwach macht oder stark um Widerstand zu leisten und die Herrscher die noch kommen werden zu bezwingen".

Der Alte Antonio geht. Es ist immer noch kalt, aber ein kleines Licht bleibt zurück, fast wie damit der Schatten nicht alleine ist.

Und fertig.

Vielen Dank Compañeros und Compañeras und Compañeroas.
Subcomandante Insurgente Marcos.

Mexiko, 5 Januar 2009.

 Quelle:  
  http://enlacezapatista.ezln.org.mx/comision-sexta/1271 
 

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